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Finanzierung Zeitdruck für Wernigerodes Kulturkirche

Es erfolgt bald eine Entscheidung zur Kulturkirche im Wernigeröder Stadtrat. Der Zeitdruck für den Umbau zum Konzertsaal wächst.

Von Holger Manigk 13.09.2018, 01:01

Wernigerode l Die Zeit drängt für die Kulturkirche in Wernigerode. Schon einen Tag nach der Entscheidung im Stadtrat am 27. September 2018 muss die Kulturstiftung um Rainer Schulze ihren Förderantrag über knapp vier Millionen Euro beim Land Sachsen-Anhalt einreichen. „Sonst schaffen wir es nicht, die Fördermittel bis Ende 2021 zu verbauen“, erläutert der Stiftungschef. Dann endet das Kulturerbe-Programm aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (Efre).

Bis zum 28. September müsse auch die Finanzierung der restlichen Million für den Umbau der Liebfrauenkirche zum Konzertsaal stehen, heißt es aus dem verantwortlichen Kulturministerium. Liegen die erforderlichen Unterlagen bis zu diesem Datum nicht vor, „werden der Realisierung des Projekts schon aus zeitlichen Gründen keine großen Chancen mehr eingeräumt“, teilt ein Regierungssprecher auf Volksstimme-Anfrage mit.

Das könnte zum Problem werden. Denn von großen Unterstützern wie der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und Lotto Sachsen-Anhalt fehlen noch verbindliche Zusagen, antwortete Rainer Schulze auf mehrfache Nachfrage in der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses. „Wir haben einen Antrag bei Lotto gestellt – ob der durchgeht, wissen wir nicht“, sagte der SPD-Stadtrat. Zudem reiche auch der Zuschuss der Sparkassenstiftung – diese hat laut Schulze Hilfe mit einem sechsstelligen Betrag signalisiert – nicht.

Knapp 130.000 Euro an Spenden für den Umbau habe die Stiftung eingenommen. Dazu hätten weitere Firmen und Institutionen ihre Unterstützung angekündigt. Die Finanzspritze der Stadt Wernigerode von 480.000 Euro für das Projekt empfahlen die Mitglieder des Kulturausschusses mit vier Ja- und drei Nein-Stimmen sowie einer Enthaltung knapp weiter.

Ob diese reduziert werden könne, fragte Michael Wiecker. „Das wäre ein tolles Signal, dass behutsam mit dem Geld umgegangen wird“, erläuterte der CDU-Stadtrat. Die hohen Ausgaben für das Kulturprojekt seien vielen Wernigerödern angesichts von Problemen wie dem Speisesaal der Diesterweg-Schule schwer zu vermitteln.

Die Finanzhilfe der Stadt weiter abzusenken, sei nicht möglich, entgegnete Schulze. Der Kopf der Kulturstiftung wehrt sich im Volksstimme-Gespräch aber gegen Vorwürfe, das Projekt sei seit der Ablehnung im Stadtrat Anfang Mai 1,4 Millionen Euro teurer geworden. „Es gab lediglich eine Umverteilung des Geldes“, beteuert der Buchhändler.

Der Betrag sei ursprünglich für den Anbau, in dem Haustechnik und Foyer untergebracht werden sollen, und das Gemeindehaus als Sitz des Hauptnutzers, des Philharmonischen Kammerorchesters, eingeplant gewesen. Dies habe sich geändert: „Wir konnten uns mit dem Eigentümer des Gemeindehauses nicht einigen, dazu kann der Eingangsbereich nun doch über das Efre-Programm gefördert werden.“

Stattdessen soll nun die marode Außenhülle der Liebfrauenkirche mit dem Geld saniert werden. Wernigerode müsste noch einmal 240.000 Euro, das Land Sachsen-Anhalt 960.000 Euro über ein Förderprogramm zum Städtebaulichen Denkmalschutz übernehmen.

Trotz aller Umplanungen bleibe das barocke Hauptportal der Kirche erhalten, ergänzt Margrit Hottenrott. „Das Foyer haben wir an in etwas schmalerer Form an die Südostecke verschoben, der Eingang erfolgt weiter über den Vorplatz an der Burgstraße “, sagt die Architektin. Aus ihrer Sicht werde seit Monaten an der Kernfrage vorbei diskutiert: „Wir haben einen akustisch einmaligen Raum – was machen wir damit?“