Juniorwahl in Oebisfelde Drömlingsschüler simulieren Bundestagswahl
In Oebisfelde simuliert die Drömlingsschule wieder im Rahmen der „Juniorwahl“ eine Bundestagswahl für die 9. und 10. Klassen. Wie nah die Ergebnisse der Schüler an der Realität sind.

Oebisfelde - In der Cafeteria der Drömlingschule herrscht großes Gewusel. Die 9. und 10. Klassen beteiligen sich am bundesweiten Projekt „Juniorwahl“ und schleusen im Halbstundentakt ganze Klassenverbände durch den simulierten Wahlraum.
Ganz wie bei der tatsächlichen Wahl gibt es einen Wahlvorstand, Wahlhelfer, Wahlkabinen und Urnen. Nur dass diesmal die Schüler der 9. Klasse für die Organisation zuständig sind.
Bundesweites Projekt
Seit 1999 setzt der gemeinnützige Verein Kumulus mit der Juniorwahl ein bundesweites Projekt zur politischen Bildung um – ein Konzept, das auch in Oebisfelde-Weferlingen bereits seit mehreren Jahren von engagierten Lehrern mit ihren Schülern durchgeführt wird. In den teilnehmenden Schulen lernen Schüler ab der 7. Klasse mit Hilfe speziell entwickelter Unterrichtsmaterialien, wie demokratische Prozesse funktionieren.
Zunächst werden die Grundlagen von Wahlen, Demokratie und politischer Teilhabe vermittelt, bevor die Jugendlichen in einem realitätsnahen, simulierten Wahlakt ihre Stimme abgeben – sei es online oder per Papierwahl, unterstützt von authentischen Materialien wie Wählerverzeichnissen, Stimmzetteln und Wahlurnen.
Anschließend werden die Ergebnisse gemeinsam im Unterricht reflektiert, wodurch das Interesse an politischen Themen gestärkt und die demokratische Meinungsbildung nachhaltig gefördert wird.
Interesse an der Politik
An der Drömlingschule setzen die Pädagogen auf eine Wahl vor Ort. „Wir machen das so realitätsnah wie möglich“, verrät Harald Bock, der das Projekt mit seinen Kollegen begleitet. Stolz ist er auch, dass andere regionale Traditionen hierbei berücksichtigt werden, und zeigt erklärend auf dem Buffettisch in der Küche: „Er gibt für den Wahlvorstand auch immer was zu essen und zu trinken. Und deswegen bieten wir hier auch Schnittchen und Sekt zum Anstoßen – um Abschluss, so wie es im Original ist. Alkoholfrei natürlich.“
Es gibt auch Freiwillige, die sich für die wichtigen Positionen gemeldet haben. So fungiert der 16-jährige Fynn als Wahlvorstand und führt dabei durch den Wahlraum. „Hier vorn werden die Leute erst einmal begrüßt. Dort haben wir heute unsere drei Wahlkabinen, und da hinten, neben der Wahlurne, wird darauf geachtet, dass alles seine Richtigkeit hat, bevor die Wahlzettel abgegeben werden“, erklärt der Schüler, der sich auch in seiner Freizeit mit demokratischen Prozessen beschäftigt. „Das ist halt, weil Politik mich interessiert“, verrät der 16-Jährige und fügt hinzu: „Themen wie Klimawandel und die geopolitischen Entwicklungen. Man muss ja nur nach Russland mit Putin gucken. Oder Trump in Amerika, der im Prinzip die Weltordnung zerstört. Es betrifft uns ja auch alle.“
Die eigene Meinung bilden
Auch Harald Bock findet es wichtig, dass junge Menschen sich ein eigenes Bild von der Politik machen, auch wenn viele stark durch ihr Elternhaus geprägt seien. „Die Idee ist letztlich, dass sich alle informieren und selber nachdenken. Nicht das machen, was die Eltern machen, sondern selber nachdenken“, so Bock, „Wir haben auch den Wahl-O-Mat ausprobiert. Da habe ich mitbekommen, dass einige doch überrascht waren, dass die Parteien, zu denen sie eigentlich tendieren, auf einmal ganz unten auf der Liste standen, und Parteien, die sie nicht gewählt hätten, bei ihren Ergebnissen ganz oben.“
Dass die junge Generation sich oft anderer Informationsquellen bedient, macht es den Lehrern manchmal schwer, sie zu erreichen. Der Wahl-O-Mat ist hierfür laut Bock zwar ein hilfreiches Werkzeug, aber manchmal schwierig für junge Menschen. Hier meldet sich Fynn wieder zu Wort: „Es gibt ja auch einige andere Apps. Zum Beispiel den WahlSwiper. Da werden die Fragen für Nutzer noch einmal genauer erklärt. Das ist genau wie der Wahl-O-Mat online.“ So konnte der junge Oebisfelder den sichtlich begeisterten Pädagogen für das nächste Mal gleich ein neues Arbeitsmittel mit auf den Weg geben.
Gestandene Volksparteien überzeugen kaum
Das Ergebnis der Schule am Ende der Auszählung zeigt, dass die klassischen Volksparteien das Vertrauen ihrer jungen Wähler nicht gewinnen konnten. An erster Stelle landet die AfD, gefolgt von der Linken. Mit ganz großem Abstand folgen dann SPD und CDU, bevor sich die restlichen Stimmen auf die anderen Parteien verteilen.
Bock fasst die Situation nüchtern zusammen: „Man sieht wirklich, Demokratie ist anstrengend und man muss sich damit auseinandersetzen.“