Wirtschaft Enercon streicht wegen Corona Urlaubsgeld
Enercon informierte übers Intranet, dass das Urlaubsgeld für alle Mitarbeiter in Deutschland und dem Ausland gestrichen werde.
Aurich/Magdeburg l Die schlechten Nachrichten rund um den Windanlagenbauer Enercon reißen nicht ab. Am Mittwoch veröffentlichte das Unternehmen im Intranet, dass es die Urlaubsgeldzahlungen 2020 für alle Mitarbeiter in Deutschland und dem Ausland streichen werde. Grund dafür seien „drohende Beeinträchtigungen des Geschäftsergebnisses durch nicht erreichte Turnaround-Ziele und die noch nicht unter Kontrolle gebrachte Corona-Pandemie“, so Momme Janssen, der in der Geschäftsführung von Enercon neben dem Personalbereich für weitere die Neuausrichtung des Unternehmens relevante Bereiche zuständig ist.
Die Streichung betrifft sowohl alle Mitarbeiter der Enercon GmbH als auch der Enercon-Gesellschaften, bestätigte Enercon-Pressesprecher Felix Rehwald auf Nachfrage der Volksstimme.
„Mit Blick auf unsere finanzielle Situation und die ungewisse Entwicklung der Corona-Pandemie sehen wir uns aber gezwungen, in allen Bereichen Einschnitte vorzunehmen“, so Janssen in der Mitteilung an alle Beschäftigten. Die Konsequenzen der zu erwartenden Wirtschaftskrise und die Dauer der Auswirkungen der Covid19-Pandemie seien derzeit nicht absehbar.
Bereits Ende 2019 hatte Enercon angekündigt, am Stammsitz in Aurich sowie in Magdeburg jeweils 1500 Stellen zu streichen. Dies betraf in Magdeburg beispielsweise die Zulieferer Rotorblatt- und Großrotorblattfertigung. Zuletzt traf es die WEC Turmbau GmbH, ein Unternehmen aus dem Geflecht des Enercon-Konzerns. Die WEC GmbH stellt ihren Geschäftsbetrieb zur Jahresmitte ein, da der einzige Großauftrag vom Mutterunternehmen gekündigt wurde. Damit verlieren 143 Mitarbeiter ihre Arbeit. Den Bau von Fertigteilen für die Windkraftanlagen aus Enercon-Produktion soll in Zukunft ein anderes Werk übernehmen. Dieses befindet sich in Emden unweit des Konzern-Stammsitzes.
Das jüngste Sparprogramm begründet Momme Janssen damit, dass die Ausgaben des Unternehmens weiterhin höher als die Einnahmen seien, was den Erfolg der Neuausrichtung gefährde, wenn nicht gegengesteuert werde. „Bei der Restrukturierung müssen wir strikt auf unsere Liquidität achten“, so Thomas Cobet, bei Enercon verantwortlich für das Finanzwesen. Strengste Kostendisziplin sei das Gebot der Stunde. Zu diesem Sparkurs müsse jeder seinen Teil beitragen. Die Streichung der Urlaubsgratifikation stehe im Zusammenhang mit weiteren Maßnahmen zur Senkung von Sachkosten wie Online-Konferenzen statt Dienstreisen oder Reduzierung von Messeteilnahmen und einer weiteren Priorisierung von Investitionen.
Unter die nun bekanntgemachten Kürzung fallen alle Urlaubsgeldzahlungen in Deutschland sowie die Urlaubsgeldzahlungen im Ausland, die nicht verbindlich vorgeschrieben sind. Wie viele Enercon-Mitarbeiter in Magdeburg davon betroffen sind, hier sind vorwiegend Zulieferfirmen angesiedelt, blieb am Mittwoch unklar.