Blumen für die Männer: Die Mode im Herbst und Winter
Was macht einen Mann aus? Die Designer kommen zu dem Schluss: Die Geschlechterrollen müssen modisch aufgebrochen werden. In den Herbst- und Winterkollektionen für die Männer hält das Feminine Einzug.
Stuttgart (dpa/tmn) - Die Männermode wird im Herbst und Winter vor allem eins: unmännlich. Zumindest dann, wenn man die klassische Schablone der Maskulinität anlegt. Denn das bisher dominante Männerbild werde zunehmend infrage gestellt, sagt Robert Herzog von der Staatlichen Modeschule Stuttgart.
Und das besonders in der Mode. So sieht man nun den klassischen Zweireiher in blumigem Samt. Mäntel kommen daher wie Kimonos. Und die Perfecto-Lederjacke - eigentlich das Symbol für männliche Härte - bekommt von den Designern ebenfalls ein paar Blümchen verpasst.
Die Trends für Männer und Frauen werden zunehmend angeglichen, bestätigt die Stylistin Dagmar Dobrofsky aus Berlin. Und so feiern auch Samt, Seide und Jacquard bei den Anzügen für Männer eine Rückkehr, berichtet Herzog. Das Androgyne sei aber eher etwas für den jungen, urbanen Mann, räumt er ein. Und dieser neue Mann kann sich nach Expertenmeinung nun auch mit Blumen schmücken.
Die Blumenmuster und der Einsatz etwa von Samt passen hervorragend zu einem anderen Trend, der die aktuelle Mode durchzieht: Die Siebziger sind zurück. Allerdings sagt Herzog: Man muss immer Brücken bilden im Styling. Was also passt zur Perfecto-Blümchen-Jacke?
Die Hose im Jogging-Stil und Sneaker. Denn Komfort und Leichtigkeit seien nun auch im Winter die übergeordneten Themen, erklärt André Bangert von der Fachzeitschrift Textilwirtschaft in Frankfurt am Main. Es geht darum, Komfort und Sportivität in die Stoffe zu bringen - aber es muss klassisch aussehen.
Leichtigkeit spielt auch aus einem anderen Grund in der Herbst- und Wintermode eine Rolle: Die Temperatur unterscheide sich eigentlich nicht mehr extrem vom Sommer. Deswegen will auch im Winter niemand den dicken Flanellanzug tragen, sagt Bangert. Statt mit einer dicken Winterjacke wird über mehrere Schichten für Wärme gesorgt. Daneben sind federleichte Blousons zu sehen, unter das Sakko kommt ein dünnes Longsleeve oder ein Rollkragenpullover. Der Rollkragenpulli ist der Knaller, findet Bangert. Er sei besser als jedes Hemd.
Doch Komfort entsteht nicht nur durch die Stoffe, sondern auch durch die Weite. Es geht nun wieder hin zu entspannteren Schnitten, erzählt Bangert. Die Hose ist da das wichtigste Element, um die Silhouette voranzutreiben in Sachen Entspanntheit. Weite, lange Hosen mit Bundfalten sind auch für Dobrofsky ein Key-Piece im Herbst und Winter. Extrem modisch wird es, wenn man die etwas weitere Hose auch noch mit Boxy-Oberteilen kombiniert, also etwa mit einem übergroßen Pullover. Das werden aber wohl nur wenige Männer wagen, denn sie haben sich an die schlanken Silhouetten gewöhnt.
Wer jetzt noch nichts gefunden hat, für den bleibt ein Evergreen: Nicht totzukriegen ist ein Bereich von Utility und Military, sagt Herzog. Und Dobrofsky fügt hinzu: Hier wird alles umgesetzt, was männlich und praktisch ist, allerdings in einer eleganteren Variante. Viel Leder, grobes Leinen, aufgesetzte Taschen sind Merkmale dieses Looks. Bei den Farben dominieren Oliv, Grau und Dusty Denim, also eine verstaubt wirkende Jeans-Waschung.
Es wird keine Farbexplosion geben, resümiert Bangert. Blau ist die wichtigste Farbe, um die sich alles dreht, erklärt der Moderedakteur - aber ein dunkleres Blau. Die Klassiker Blau, Grau, Schwarz und Braun werden teils auch durch Pastelle ergänzt: Denn ein Spiel mit dem Femininen darf beim modischen Mann im Herbst nicht fehlen.