Journalisten-Verband Echte Fakten müssen recherchiert werden
Frank Überall warnt als Chef des Deutschen Journalisten-Verbandes vor dem Vertrauensvorschuss der Behörden.
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hat die Wahl des Begriffs „Alternative Fakten“ zum Unwort des Jahres 2017 begrüßt. „Die Jury hat damit auf einen wunden Punkt der öffentlichen Kommunikation aufmerksam gemacht“, stellte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall fest.
Darauf nahm Überall Bezug, als er sagte: „Wenn von staatlichen Stellen Realitäten in Richtung Unwahrheit interpretiert und als ‚alternative Fakten‘ etikettiert werden, ist das ein Angriff auf den gesellschaftlichen Diskurs.“ Bisher seien Repräsentanten des Staates für Journalistinnen und Journalisten als „privilegierte Quellen“ gesehen worden. Je mehr bei Behörden der Populismus Einzug halte, werde dieser Vertrauensvorschuss verspielt. Das habe dramatische Auswirkungen auf die Akzeptanz von staatlichem Handeln, so Überall.
Der DJV-Bundesvorsitzende unterstrich: „Wir sind als Medienvertreter keine Volkspädagogen. Aber wir müssen echte Fakten recherchieren und berichten und durch unsere Veröffentlichungen bewusst machen, welche Informationen stimmen und welche nicht.“ Unabhängiger Journalismus sei deshalb wichtiger denn je – auch in Deutschland, wo Populismus und die Darstellung „alternativer Fakten“ eine Gefahr darstellten.
Der Deutsche Journalisten-Verband hatte im Übrigen einen eigenen Vorschlag für das Unwort des Jahres 2017 unterbreitet, nämlich „Staatspresse“, und diesen damit begründet, dass der Begriff in den zurückliegenden Monaten immer wieder zur Diffamierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gebraucht worden sei. „Staatspresse“ war zuerst vom BDZV-Präsidenten Mathias Döpfner im Streit mit der ARD verwendet worden. Der DJV-Bundesvorsitzende sah darin einen „Schulterschluss mit Pegida und AfD, die mit ,Staatsfunk‘ und ähnlichen Schmähungen die Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks negieren“.