Was Storchenhof Loburg sagt Brutale Natur: In Gommern tötet ein Storch ein Jungtier, um ein besetztes Nest zu übernehmen
Sie sind schön anzuschauen, aber auch brutal: In Gommern (Jerichower Land) hat sich ein Drama rund um ein Storchennest abgespielt. Dabei hat ein Storch ein Jungtier getötet.
Gommern/Dannigkow. - Was für uns Menschen absolut befremdlich ist, ist im Tierreich gang und gäbe: das Töten von Jungtieren anderer Männchen oder Brutpaare und auch die Übernahme von schon belegten Nestern. Auch Störche schrecken davor nicht zurück. So geschehen nun in der Gommeraner Hagenstraße.
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Schon seit vielen Wochen ist das Nest auf dem Schornstein auf dem Gelände der ehemaligen Wäscherei von einem Storchenpaar belegt. Es hat gebrütet, die Küken sind geschlüpft und waren schon einige Wochen alt. Manchmal reckten die Jungtiere schon ihre Köpfe nach oben und waren ab und an von weit unten zu sehen.
Das ist nun vorbei. Das Nest wurde von einem Storch übernommen und die Alttiere verdrängt. Zwei der drei Jungtiere haben bei der Übernahme schwere Verletzungen davon getragen, einer der jungen Störche starb.
Marodierende Einzelgänger versuchen sich an verschiedene Nester
So etwas komme immer mal wieder vor, ist aus dem Storchenhof Loburg zu erfahren. Der hat gerade erst eine spektakuläre Rettungsaktion auf die Beine gestellt.
Gerade in diesem Jahr seien viele Störche recht spät zurück gekommen und haben dann schon belegte Nester vorgefunden. Manchmal gebe es auch „marodierende“ Einzelgänger, die sich an verschiedenen Nestern versuchen. Genau dieses Verhalten ist dem Pärchen und den Jungtieren in Gommern nun zum Verhängnis geworden.
Verhalten ist nichts Ungewöhnliches bei Störchen
„Mein Mann wurde telefonisch informiert, dass ein Storch das Nest und die Jungtiere in Gommern angreifen würde. Ihm wurde auch ein Video übermittelt“, berichtet Antje Kaatz vom Storchenhof Loburg.
„Es ist leider nichts Ungewöhnliches, dass einzelne Störche der Meinung sind, sie müssten in das Brutgeschehen von anderen Störchen eingreifen, obwohl sie selbst in diesem Jahr nicht mehr brüten können“, sagt Antje Kaatz.
Als Antje Kaatz für die Rettungsaktion vor Ort in Gommern ankam, war die ebenfalls benachrichtige Feuerwehr schon da. „In dem Moment, als wir mit der Drehleiter hochfuhren, kam der Fremdstorch nochmals zurück und wollte weiter machen. Ihm war es durchaus ernst, er wollte unbedingt dieses Nest“, berichtet Antje Kaatz weiter.
Oben angekommen fand Antje Kaatz zwei verletzte und ein totes Tier vor. „Störche sind da nicht zimperlich, sie hacken mit dem Schnabel auf die flach daliegenden Jungstörche ein – bevorzugt auf den Kopf“, erläutert die Storchexpertin. „Aber das ist die Natur, sie ist manchmal nicht schön und auch nicht zimperlich.“
Den Jungtieren geht es gut
Alle Tiere wurden aus dem Nest entnommen und zum Storchenhof nach Loburg gebracht. Den zwei überlebenden Tieren geht es momentan gut. Nachdem sie mehrere Tage in mit Fliegengaze geschützten Behältnissen verbracht haben, damit Fliegen nicht an ihre Wunden kommen, sitzen sie nun in offenen Nestern, fressen und haben sich erholt.
„Ich denke, sie werden es schaffen. Ich bin da optimistisch“, sagt Antje Kaatz. Kritisch waren die ersten Tage, in denen es zu verhindern galt, dass Fliegen ihre Eier in die offenen Wunden ablegen.
Einer der beiden Jungstörche hat allerdings einen kleinen Hängeflügel, ist weiter zu erfahren. „Es ist noch nicht ganz klar, wohin und wie er sich verwächst. Wir haben ihn fixiert, damit er in der richtigen Stellung bleibt. Es könnte allerdings auch zu einer dauerhaften Fehlstellung kommen, was wir nicht hoffen“, so Antje Kaatz.
Hätte ein größeres Angebot an Storchennestern in Gommern diesen Angriff verhindern können? „Nein“, sagt Antje Kaatz klipp und klar. „Es liegt nicht in unserer Hand, was ein Storch als ein passendes Nest für sich empfindet. Es gibt sehr viele unbelegte Nester in der Gegend, es werden auch immer wieder neue angelegt. Manche stehen über Jahre leer, während sich keine 500 Meter weiter Störche regelrecht um ein anderes Nest prügeln“, erläutert Antje Kaatz.