1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Einmaliges Projekt: Mit Handy auf Rebhuhnjagd im Zerbster Ackerland

Einmaliges Projekt Mit Handy auf Rebhuhnjagd im Zerbster Ackerland

Ein deutschlandweites Projekt will mit Hilfe von Ehrenamtlichen und Landwirten im Zerbster Ackerland die Zahl der Hühnervögel ermitteln.

Von Stephen Zechendorf 07.03.2024, 00:08

Brietzke. - Rebhühner sind selten geworden - sie werden auf der Roten Liste der Brutvögel des Landes Sachsen-Anhalt als stark gefährdet eingestuft. Wie viele dieser scheuen Bodenbrüter es aktuell überhaupt noch gibt und wo man sie findet, ist Gegenstand eines deutschlandweiten Projektes, welches bis zum Jahr 2029 auch im Zerbster Ackerland zwischen Steckby und Möckern durchgeführt wird.

„Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!“ lautet der Name der Rebhuhn-Kartierung, mit der die Verbreitung und Bestandsdichte in diesem und den kommenden Jahren flächendeckend beschrieben werden soll. Für das Zerbster Ackerland hat der Förderverein Großtrappenschutz die Koordination übernommen. Projektleiterin ist Nadine Schubert. Im ackergeprägten Offenland des Projektgebietes „Zerbster Land“ gebe es noch einheimische Restvorkommen des Rebhuhns, so der aktuelle Erkenntnisstand.

Fördergelder möglich

Doch es geht nicht nur um die Bestandserfassung. Das Projekt soll die noch bestehenden Rebhuhnbestände im Zerbster Land fördern und getrennte Teilpopulationen wieder vernetzen.

Die erforderlichen Maßnahmen wiederum gehen nicht ohne die Landwirte, die diese Flächen bewirtschaften. Es werde eine Beratung von Landwirten bei der Anlage von Brachen- und Blühstreifen, extensivem Feldfruchtanbau und überwinternden Stoppelbrachen erfolgen, so die Initiatoren (Siehe Infokasten). Ziel sei es, sieben Prozent des 218 Quadratkilometer großen Projektgebietes mit Maßnahmen aufzuwerten, die Rebhühnern einen Lebensraum garantieren. Der Verein rechnet dabei auch mit der Bereitstellung von Fördergeldern. Das Projekt wird gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz.

92 Strecken von jeweils etwa 1500 Metern Länge gibt es in diesem Bereich. Um sie abzuarbeiten, hatte die Projektgruppe im vergangenen Jahr 30 ehrenamtliche Helfer gesucht und gefunden.

Vögel verstecken sich im Gras

Eine von ihnen ist Madlen Merke. Fünf Strecken hat die Zeddenickerin sich ausgesucht. Nur ein mal muss sie jede dieser Strecken im Zeitraum vom 21. Februar bis 31. März abgehen, aber das zum richtigen Zeitpunkt. „Es gibt ein enges Zeitfenster“, erklärt Nadine Schubert. Nur gut eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang wagen die Männchen ihre Rufe, um Weibchen anzulocken oder Konkurrenten aus dem Revier zu vertreiben.. „Wenn es dunkel genug ist, dass Greifvögel nicht mehr in der Luft und Füchse noch nicht unterwegs sind“, umschreibt Nadine Schubert das Zeitfenster. Die Biologin begleitete Madlen Merke und deren Sohn Ivo unlängst bei einer Begehung nahe der Ortschaft Brietzke, am Rande des Vogelschutzgebietes.

Wie aber zählt man denn im Dunkeln Vögel, die sich - gerade mal 30 Zentimeter groß - im Gras verstecken? „Mit einer Klangattrappe“, erklärt Madlen Merke, die im vergangenen Frühjahr mit dem Abspielen einer Rebhahn-Klangdatei via Mobiltelefon und Bluetooth-Lautsprecher immerhin vier sogenannte „Rufer“ zum Antworten verlocken konnte.

Bis zu 17 Eier im Nest

Die Hühnervögel bevorzugen als Rückzugsräume Blüh- und Brachflächen mit geeigneter Vegetation und ausreichend Insekten für die Küken. Man findet die Tiere aber auch auf Flächen, auf denen Raps oder Wintergetreide angebaut wird. Die Brut der etwa 17 Eier erfolgt ab Mai.

Entlang der Route, die Madlen Merke zugewiesen worden ist, liegen nur bestellte Felder. Auch kein Problem, sagen die beiden Frauen. „Direkt an der Route liegen zwar keine Brachen oder Blühflächen, aber nur einen Ackerschlag entfernt liegt eine solche Blühfläche“, so Schubert. Und auch Hecken könnten attraktiv für Rebhühner sein, wenn sie die richtige Struktur aufweisen.

Alle 200 Meter verharrt die Gruppe der Rebhuhnzähler. Ivo Merke hält den kleinen Lautsprecher hoch, dreht sich in jede Richtung, während seine Mutter mehrfach den typischen Rebhahnruf abspielt. Er klingt knarzig, wie, wenn jemand mit der Hand über einen aufgeblasenen Luftballon reibt. Dann lauschen alle in die Stille. Nur zwei Mal ist in der Dunkelheit von fern eine Antwort zuhören.

Am Ende der nächtlichen Tour sind die Rebhuhnzähler dennoch zufrieden: „Wir haben nachgewiesen, dass hier Rebhühner sind“, freut sich Madlen Merke. Im nächsten Jahr wird sie wieder unterwegs sein. Dann wird sich vielleicht zeigen, ob die kommenden Maßnahmen zu einer Populationssteigerung führen.