Konzert Im Letzlinger Schloss: Musikalisch vom Barock in die Gegenwart
Ein besonderes Konzert boten am Sonntagnachmittag die Schwestern Marianne Boettcher und Ursula Trede-Boettcher in der Letzlinger Schlosskirche.
Letzlingen - Zum wiederholten Mal waren am Sonntagnachmittag die Schwestern Marianne Boettcher und Ursula Trede-Boettcher in der Letzlinger Schlosskirche zu Gast. Mit Violine und Orgel boten sie ihrem Publikum ein abwechslungsreiches Programm, das einen Bogen vom Barock bis in die Gegenwart schlug. Renate Genz vom Gemeindekirchenrat Letzlingen begrüßte das Publikum, bevor die Musikerinnen selbst noch etwas über ihr Programm sagten. So erfuhren die Zuhörer zum Beispiel, dass die Choralbearbeitung „Wir glauben all an einen Gott“ von Johann Sebastian Bach, die den Auftakt des einstündigen Konzerts bildete, genau 100 Takte umfasst. „Bei Johann Sebastian Bach ist ja immer alles sehr symbolträchtig“, erklärte die Organistin Ursula Trede-Boettcher.
Zuschauer erleben Uraufführung
Ihre Schwester Marianne Boettcher erzählte den Zuhörern, dass ihre Solostücke aus der Partita für Violine Solo von Gabriel Iranyi nicht nur eigens für sie geschrieben worden waren, sondern dass die Zuhörer am Sonntag Zeugen der Erstaufführung wurden. Die „Klangspuren“ und „Im Puls Allegro Vivo“ sind zwar nicht unbedingt besonders eingängig melodische, jedoch dabei hochinteressante und virtuose Stücke, die den Zuhörern ganz ungewöhnliche Klangmöglichkeiten der Geige aufzeigten. Spontan erhielt die Violinistin Applaus für ihren Solobeitrag. Gemeinsam spielten die Schwestern unter anderem eine Sonate für Violine und Orgel von Georg Philipp Telemann, die erst jüngst wiederentdeckt wurde in einem bis vor kurzem verschollenen Notenbuch. Gekonnt mischten die Künstlerinnen alte mit neuer Musik. So erklangen neben Telemann und Bach auch romantische, moderne und zeitgenössische Komponisten.
Während die zeitgenössischen Werke eher klanglich ungewöhnlich waren, gab es im Kontrast dazu versöhnlich melodische Stücke wie die „Vocalise“ für Violine und Orgel von Sergei Rachmaninow oder den Ohrwurm „Der Schwan“ aus dem Karneval der Tiere von Camille Saint-Saens. Ein besonderes Highlight war sicher auch die Toccata h-Moll von Eugene Gigout, und wer sich in der Bank umdrehte, konnte durch die besondere Gestaltung der Emporenbrüstung in Letzlingen, die Musik nicht nur mit den Ohren genießen, sondern auch die Fußfertigkeiten der Organistin auf dem Pedal bewundern.
Stehende Ovationen und Zugabe
Beide Musikerinnen bekamen von ihrem leider nicht sehr zahlreich erschienenen Publikum rauschenden Applaus und stehende Ovationen und ließen sich noch zu einer Zugabe überreden - einer Sicilienne von Maria Theresia von Paradis, einer Zeitgenossin von Mozart. Es bleibt zu wünschen, dass dies nicht der letzte Auftritt der Schwestern in Letzlingen war und dass zu einem nächsten Konzert mehr Zuhörer den Weg in die Schlosskirche finden, denn, wie Renate Genz es in ihren abschließenden Worten auf den Punkt brachte, Marianne Boettcher und Ursula Trede-Boettcher zuzuhören, das war ein wahrer Ohrenschmaus.