Hansestadt Gardelegen Kurios: Plötzlich schrumpft die drittgrößte Stadt Deutschlands um zwei Hektar
Drittgrößte Stadt Deutschlands – für die Hansestadt Gardelegen ist dieser Titel schon ein kleines Markenzeichen. Ist das jetzt in Gefahr? Gardelegen schrumpft.
Gardelegen - Berlin, Hamburg, Gardelegen – dank der Gebietsreform 2011 ist die Hansestadt – gemessen an der Fläche – drittgrößte Stadt Deutschlands und sogar die größte deutsche Stadt, die nicht gleichzeitig ein Land ist. Doch nun fehlen plötzlich zwei Hektar.
In einer Beschlussvorlage, der die Stadträte zustimmten, wird der Sachverhalt geschildert. Der historische Verlauf der Gemeindegrenze zwischen der Hansestadt Gardelegen und der Stadt Kalbe verläuft entlang von Flurstücksgrenzen, die gleichzeitig oft alte Gewässergrenzen waren. Diese existieren in dieser Lage seit Jahrzehnten nicht mehr. Im Rahmen des Bodenordnungsverfahrens „Feldlage Engersen“, wurde die Gemeindegrenze nun den aktuellen Örtlichkeiten angepasst. „Vermögenswerte der beiden Kommunen sind nicht betroffen, es handelt sich hierbei ausschließlich um Flächen privater Eigentümer“, heißt es in der Vorlage.
Für die Privateigentümer der Flächen könnte der Tausch allerdings schon Auswirkungen haben, denn: „Der Hebesatz der Stadt Kalbe für die Grundsteuer A beträgt 320 Prozent. Bei uns beträgt dieser 330 Prozent“, erklärt Kämmerer Maik Machalz auf Volksstimme-Anfrage.
Für die Gardelegener Grundstückseigentümer – beziehungsweise nun eben Kalbenser – ist die Information über die Bodenneuordnung aber keine neue, wie Thomas Wagner, verantwortlicher Projektingenieur beim Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten - Abteilung Agrarstruktur, erklärt: „Sie wurden schon vor einem Jahr informiert. Der Bach, um den es geht, wurde schon vor x Jahren begradigt, die Leute leben damit.“ Jetzt werde eben nur alles rechtlich richtig geordnet und unter anderem das Liegenschaftskataster von Amts wegen berichtigt.
Kalbe (Milde) wächst um zwei Hektar
Und diese Berichtigung hat zur Folge, dass vom Verwaltungsgebiet der Hansestadt Gardelegen rund 11,66 Hektar an Kalbe abgegeben werden. Im Gegenzug erhält Gardelegen rund 9,60 Hektar dazu. Somit wird Kalbe (Milde) zwar von der Fläche her um 2,05 Hektar größer, jedoch die Böden, die an die Hansestadt Gardelegen gehen, sind laut Information in der Beschlussvorlage vom Wert her besser.
Um ihren geliebten Titel muss die Hansestadt aber dennoch nicht bangen, wie Bürgermeisterin Mandy Schumacher den Stadträten vor der Abstimmung versicherte. „Keine Sorge, wir bleiben drittgrößte Stadt Deutschlands“, stellte sie klar. Der Vorsprung auf Möckern auf Platz vier beträgt nämlich immer noch mehr als 100 Quadratkilometer.
Und auch für Kalbe reichen die gewonnenen zwei Hektar nicht, um an Bad Berleburg vorbeizuziehen – dabei hätte dies immerhin den Sprung unter die Top 30 der größten Städte Deutschlands bedeutet. Kleiner Trost: Städte wie Frankfurt am Main (Platz 45) oder Wolfsburg (96) und Hannover (97) lassen die Kalbenser immer noch weit hinter sich.