Hörsinger Familie sagt allen Spendern vielmals Danke Julian kann nun allein die Treppe hinauffahren
Dank unglaublicher Spendenbereitschaft von Nachbarn, Freunden und Bekannten, aber auch von vielen unbekannten Spendern kann Julian Sprott nun eigenständig die Treppe zum Kinderzimmer meistern.
Hörsingen l Nur beim Einsteigen muss Mutti ihrem Jungen ein wenig helfen, weil die Körpergröße noch fehlt. "Guck mal, so geht das", sagt Julian und bedient das Steuerpult beinahe, ohne hinzuschauen. Sofort setzt sich der Lift, der zwei Treppenabsätze um die Ecke fährt, langsam in Bewegung. Ein Rennen könne er damit allerdings nicht gewinnen, meint der Junge angesichts des Tempos. Aber er kommt allein vorwärts.
Ivonne und Stefan Sprott sind erleichtert, wenn sie in die strahlenden Augen ihres jüngsten Sohnes schauen, dem mit dem jetzt eingebauten Treppenlift ein großes Stück Selbständigkeit gegeben werden konnte. Der Fünfjährige kam mit Spina bifida, einem offenen Rücken, zur Welt, braucht deshalb unter anderem spezielle Orthesen, die seine Beine stützen, damit er an Gehhilfen laufen kann.
Das Laufen ist für den aktiven Julian ein Grundbedürfnis, zumal es ihm sein großer Bruder Fabian vormacht. Immerzu ist er in Bewegung.
"Nur auf diesem Weg ist es uns möglich, allen zu danken, die es uns innerhalb kurzer Zeit ermöglicht haben, den Treppenlift einbauen lassen zu können", sagt Ivonne Sprott. Nun wird die obere Etage des Hauses von der Familie noch selbst umgebaut, um mehr Platz für die beiden heranwachsenden Kinder zu schaffen.
Mehr als 10000 Euro mussten die Sprotts für den Lift bezahlen, ein Teil davon kam von ihrer Krankenkasse, doch allein bei den vielen Ausgaben, die Julians Therapien zwischen Köln und Berlin kosten, muss jede Ausgabe natürlich zweimal geprüft werden. Mutti Ivonne hat ihre Arbeit aufgegeben, um sich besser um Julian kümmern zu können. Mehrmals in der Woche nutzen sie Therapien in Haldensleben und Magdeburg, um unter anderem Julians Muskeln zu kräftigen. Die Fortschritte, die Julian dabei macht, geben den Sprotts Recht.
Die Sorgen hören aber scheinbar nie auf. Jetzt sind die Sprotts auf der Suche nach einer Grundschule für ihren Sohn. Von der Stadt Haldensleben, in der Julian die inte- grative Kindereinrichtung der Lebenshilfe Ostfalen besucht, kam eine Absage zum Besuch der Grundschule Gebrüder Alstein, obwohl die Voraussetzungen für eine Integration gegeben sind. "Der Schulleiter hatte uns alles gezeigt. Wir waren bereits zur ersten Elternversammlung", erzählt Ivonne Sprott. Doch die Öffnung der Schuleinzugsbereiche der Stadt habe einen Ansturm auf diese Schule ausgelöst, die ortsfremden Kindern keine Chance lässt.
Die nächstgelegene Schule wäre nun die Grundschule in Weferlingen. Dort könnte Julian auch mit anderen Hörsinger Kindern in Kontakt kommen, doch die Schule ist mit ihren Treppen und begrenzten Räumlichkeiten nicht behindertengerecht. "Die Schulleiterin Doreen Haensch würde uns gern helfen, aber die Voraussetzungen fehlen", sagt Julians Mutti nach einem Gespräch mit ihr.
Als weitere Schule habe die Stadt Oebisfelde-Weferlingen das neue Grundschulzentrum in Oebisfelde vorgeschlagen. Das bedeutet für Julian aber ziemlich lange Wege und die Suche nach neuen Therapieeinrichtungen, um noch längere Fahrwege zu vermeiden.
Von der Stadt gäbe es alle erdenkliche Unterstützung, damit der Junge seine Neugier und seinen Wissensdurst stillen kann, versichert Ivonne Sprott. Ganz gespannt ist Julian schon auf das Lesen, Schreiben und Rechnen.