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Behörden Lebenshilfe Ostfalen gibt in Haldensleben Tipps für Leichte Sprache

Behördensprache ist kompliziert, vielen Menschen fällt es deshalb schwer, amtliche Briefe zu verstehen. Die Lebenshilfe Ostfalen bietet Kurse füre leichte Sprache an.

Von Lena Bellon Aktualisiert: 10.06.2021, 17:11
Daniel und Benjamin Krasper, Bernd Schauder, Anita Dorob und André Bergmann von der Lebenshilfe Ostfalen übergeben die UK-Schatz-Kiste an Landrat Martin Stichnoth (CDU).
Daniel und Benjamin Krasper, Bernd Schauder, Anita Dorob und André Bergmann von der Lebenshilfe Ostfalen übergeben die UK-Schatz-Kiste an Landrat Martin Stichnoth (CDU). Foto: Lena Bellon

Haldensleben - „Sofern die Einkommensverhältnisse des jeweiligen Kreditnehmers durch andere geeignete Unterlagen plausibel nachgewiesen werden können und zu erwarten ist, dass die EST-Erklärung bzw. der EST-Bescheid keinen zusätzlichen Informationsnutzen, zum Beispiel bei der Plausibilisierung der Vermögens- und Schuldenaufstellung bringen werden, kann der für die Auswertung verantwortliche Kreditsachbearbeiter auf die Anforderung der EST-Erklärung verzichten.“ Alles verstanden?

Verschachtelte Sätze, kaum Absätze und unzählige Fremdwörter sind nicht selten in Mitteilungen von Banken, Behörden oder Versicherungen zu finden. Für viele Menschen ist diese Sprache genauso unüberwindbar wie hohe Bordsteinkanten – die Lebenshilfe Ostfalen und der Landkreis Börde wollen jetzt gemeinsam einen Anfang schaffen.

Unterstützende Kommunkiation ist wichtig

Infolge einer geistigen Behinderung, einer Erkrankung des zentralen Nervensystems oder eines Schädel-Hirn-Traumas kann das Sprachvermögen eingeschränkt sein oder verloren gehen. Daniel Krasper, Projektkoordinator für Unterstützende Kommunikation bei der Lebenshilfe Ostfalen, weiß, dass die Zielgruppe vielschichtig ist: „Unterstützende Kommunikation ist nicht nur für Menschen mit geistigen Behinderungen nützlich.“ Auch Menschen, die an Demenz erkrankt sind, die Sprache nicht sprechen oder nicht lesen und schreiben können, seien darauf angewiesen.

„Wenn ein Brief so lang und kompliziert ist, würde ich ihn am liebsten wegwerfen. Wenn es wichtig ist, wird sich schon jemand melden“, sagt André Bergmann. Er ist Bewohner der Lebenshilfe Ostfalen und wünscht sich, seine Post uneingeschränkt verstehen zu können. Schon lange setzt sich die Lebenshilfe zusammen mit der Aktion Mensch für Unterstützende Kommunikation (UK) und Leichte Sprache ein.

„Es gibt so viele Möglichkeiten, Sprache zu vereinfachen für Menschen, die darauf angewiesen sind. Es muss einheitliche Regeln der Sprache und der Symbole geben, damit jeder sie überall versteht kann“, weiß Krasper. Um diese Einheit zu schaffen, müsse mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden und das betreffende Personal, das beispielsweise Webseiten kreiert und amtliche Briefe verfasst, müsse geschult werden.

„Wir agieren auch als Beratungsstelle für alle, die Anschreiben oder Internetseiten auf die Leichte Sprache übersetzen wollen“, erklärt der Projektkoordinator für Unterstützende Kommunikation. Die Lebenshilfe könne sogenannte Prüfgruppen zur Verfügung stellen, die sich beispielsweise erste Entwürfe von Anschreiben in Leichter Sprache ansehen – so könne dann bewertet werden, wie die Briefe bei Teilen der Zielgruppe ankommen. Oft stünde die Lebenshilfe diesbezüglich auch mit dem Büro für Leichte Sprache in Magdeburg in Verbindung. Landrat Stichnoth könne sich eine Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe gut vorstellen, dennoch seien laut Daniel Krasper derzeit keine neuen Projekte geplant.