Pandemie Lebenshilfe Ostfalen lässt Heimbewohner, Mitarbeiter und Personal in Haldensleben und Seehausen gegen Corona impfen

Haldensleben/Seehausen
„Rechts oder links?“, fragt Dr. Katja Wiebe. Vor der Magdeburger Allgemeinmedizinerin sitzt Kersten Schneevoigt und wartet auf seine zweite Impfdosis gegen Corona. „Na hier“, hält er der Ärztin seinen linken Arm hin. Ein kurzer Pieks, und die Sache ist erledigt. „Ich hab gar nichts gemerkt“, versichert der Bewohner der Lebenshilfe-Einrichtung „An der Masche“ in Haldensleben.
Kersten Schneevoigt gehört zu den gut 350 Freiwilligen, die sich über die Lebenshilfe Ostfalen gegen Corona impfen lassen. „Wir sind wirklich dankbar, dass wir unseren Bewohnern und Mitarbeitern und unserem Personal diese Schutzmaßnahme anbieten können“, sagt Nicole Olms. Die Erleichterung darüber ist der Verwaltungsleiterin der Lebenshilfe Ostfalen deutlich anzumerken. Denn die Pandemie ist auch an der Lebenshilfe nicht spurlos vorübergegangen.
„Es ist schon eine Herausforderung, mit der Situation zurechtzukommen“, meint Olms, „besonders für die Mitarbeiter in den Werkstätten und in den Wohnheimen.“ Denn die Pandemie hat die gewohnten Abläufe zunichte gemacht und für große Unsicherheit gesorgt.
Zwei Wohnheime unter Quarantäne
Besonders im Wohnbereich hat sich das deutlich gemacht. So mussten das Wohnheim in der Magdeburger Straße in Haldensleben sowie das Wohnheim in Seehausen unter Quarantäne gestellt werden. „Es waren sowohl Bewohner als aus Mitarbeitende mit Corona infiziert. Insgesamt hatten wir den schmerzlichen Verlust von vier Bewohnern zu verzeichnen, die an den Folgen der Corona-Infektion gestorben sind“, berichtet Lebenshilfe-Projektmanager Benjamin Krasper.
„Für die anderen Bewohner war es eine äußerst schwierige Situation. Sie durften wegen der Quarantänemaßnahme einige Räume nicht mehr betreten, und auch der Kontakt untereinander musste eingeschränkt werden. Sie konnten nur schwer verstehen, dass ihr Zuhause plötzlich nicht mehr so ist wie es einmal war“, ergänzt Nicole Olms.
Strukturen haben sich radikal verändert
Auch in den Werkstätten für Menschen mit Behinderungen hat die Lebenshilfe umstrukturieren müssen. „Wir haben die Arbeitsbereiche räumlich weit auseinanderlegen müssen. Dafür nutzen wir jeden Raum, der uns zur Verfügung steht“, so die Verwaltungsleiterin. Alle Mitarbeiter in der Pandemie weiterzubeschäftigen, sei jedoch nicht möglich gewesen.
„Wie auch in den Kitas haben wir Kohorten gebildet. Mitarbeiter, die in denselben Wohnheimen leben, mussten plötzlich zusammenarbeiten. Das war und ist für viele ungewohnt. Auch die Arbeit selbst hat sich für die Mitarbeiter geändert“, berichtet Olms weiter. Zum Teil völlig neue Tätigkeiten mussten die Menschen mit Behinderungen erlernen, ihre gewohnten Arbeitsabläufe veränderten sich radikal. Ebenso die Alltagsstruktur, die den Behinderten eine gewissen Sicherheit im Tagesablauf gibt. „Die sonst üblichen Pausen gibt es nicht mehr. Alles musste so überarbeitet werden, dass die Ansteckungsgefahr so gering wie möglich gehalten wird“, erzählt Nicole Olms.
Personal ist enorme Unterstützung
Eine große Hilfe sei dabei das Personal gewesen, betont sie. „Egal ob in den Wohnheimen oder in den Werkstätten, alle ziehen an einem Strang.“ Das Arbeiten unter Vollschutz in den Wohnheimen zählt sie genauso dazu wie die Sensibilisierung des Personals, das sich nun einmal öfter bei den Bewohnern nach deren Gesundheitszustand erkundet. „Es geht aber nicht nur darum, mögliche Infektionen zu entdecken. Auch der eigene Schutz vor einer Ansteckung spielt dabei eine große Rolle“, meint die Verwaltungsleiterin.
Auch bei Impfvorbereitung konnte sie sich auf das Personal verlassen. „Die Abläufe wurden bestens organisiert, alles lief reibungslos. Und die Zusammenarbeit mit dem Impfzentrum des Landkreises klappte ebenfalls hervorragend“, lobt Nicole Olms. Sie hofft, dass mit den Impfungen nun wieder ein kleines Stück Normalität in das Leben der Menschen mit Behinderungen, die von der Lebenshilfe betreut werden, einziehen kann.