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Einsamkeit in Klötze Das Gefühl, allein zu sein

Die Mehrheit der Deutschen ist oder war schon mal von Einsamkeit betroffen. Für die Gesundheit ist das nicht gut. Auch in Klöze gibt es Einsamkeit. Aber wie kann man helfen?

Von Markus Schulze 17.04.2025, 17:00
In Deutschland sind viele Menschen einsam.
In Deutschland sind viele Menschen einsam. Archivfoto: picture alliance/dpa

Klötze. - Einsamkeit ist in Deutschland ein Massen-Phänomen. Das geht aus einer Studie der Techniker Krankenkasse (TK) hervor. So kennen hierzulande rund 60 Prozent der Menschen dieses Gefühl, leiden häufig, manchmal oder selten darunter, wie es im „Einsamkeitsreport 2024“ heißt. Demnach sind insbesondere Ältere und Jüngere von Einsamkeit betroffen.

Tabu-Thema

Angetreten, um für die Älteren in der Einheitsgemeinde Klötze da zu sein, sind Carola Schmidt und Jaqueline Pfefferkorn. Sie fungieren als ehrenamtliche Seniorenbeauftragte. „Ich bin der Meinung, dass das Seniorenangebot, was Veranstaltungen betrifft, ganz gut ist“, sagt Carola Schmidt. In fast jeder Ortschaft gibt es Seniorengruppen. Jedoch: „Die, die zu den Treffen kommen, sind nicht einsam. Die anderen, die nicht kommen, sind es. Und an die kommt man nicht so einfach ran“, macht Carola Schmidt auf ein großes Problem aufmerksam. Gerne würde sie den einsamen Senioren helfen, ihnen ein Ansprechpartner sein, jedoch: „Es ist ja nicht so, dass die Einsamen mich anrufen. Und wie soll ich die erreichen? Ich kann ja nicht einfach an jeder Tür klingen und fragen: Sind Sie einsam?“

Auf dieses Dilemma weist die TK auch in ihrem Einsamkeitsreport hin. So ist Einsamkeit ein Tabu-Thema. Viele genieren sich. Jeder dritte Mann (33 Prozent) und jede fünfte Frau (20 Prozent) haben sich laut der Studie noch nie jemandem anvertraut. Sie wollen niemandem zur Last fallen, vermuten, dass es nichts bringt, mit jemandem darüber zu sprechen, oder es ist ihnen einfach unangenehm.

Einfach mal beim Nachbarn klingeln

„Umso wichtiger“, so meint Heike Krieg, „ist es, dass wir, denen es gut geht, proaktiv werden und über den eigenen Tellerrand schauen.“ Ihr Vorschlag: „Einfach mal beim Nachbarn klingeln, den man lange nicht gesehen hat, und fragen, ob es ihm gut geht.“

Heike Krieg ist Gründerin und Vorsitzende des Vereins „Lieber gemeinsam statt einsam“. Zusammen mit ihren Mitstreitern kümmert sie sich um 13 Kinderheime, zwei Tierheime und ein Frauenhaus. Heike Krieg weiß: „Einsamkeit ist ein Thema“, und zwar nicht nur bei den Älteren, sondern auch bei den Jüngeren. „Es gibt Heimkoller, vor allem bei Kindern, die keinen Besuch kriegen.“ Um dafür zu sorgen, „dass die Kinder mal rauskommen“, plant sie mithilfe einer Stiftung eine besondere Aktion. So erhalten die Kinder neue Fahrräder, plus Helm und Weste. „Die Kleinen lernen, Rad zu fahren, und die Großen sind hier auf dem Land mit Fahrrad einfach mobiler. Sie müssen nicht mehr in der Hütte sitzen und auf ihr Handy starren.“ Dies, so hofft Heike Krieg, könnte ein Mittel gegen Einsamkeit sein, ist aber auf jeden Fall dazu geeignet, um den Kindern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Senioren ziehen sich zurück, Kinder setzen Zeichen

Dem Verein liegen Kinder besonders am Herzen. In den Heimen verteilt Heike Krieg ihre Handy-Nummer. „Die können mich jederzeit anrufen, wenn ihnen was auf der Seele brennt.“ Beruflich arbeitet sie als Altenpflegerin. Ihr Eindruck: „Rentner ziehen sich eher zurück, Kinder setzen Zeichen, machen auf sich aufmerksam“. Es ist gewissermaßen ein Schrei nach Liebe.

Wenn Heike Krieg könnte, würde sie beide Generationen miteinander verbinden. „In diesem Leben schaffe ich es nicht mehr, aber im nächsten Leben mache ich definitiv ein kombiniertes Alten- und Kinderheim auf.“ Das hätte für alle Seiten nur Vorteile, ist sie überzeugt. „Die Alten geben ihre Werte und Erfahrungen an die Kinder weiter und die Kinder geben ihnen dafür Energie und Freude zurück.“

Erschöpfung und Schlafstörungen

Ihr ist bewusst, dass es nicht so einfach ist, Einsame am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen, weil sie das nicht können oder wollen. „Ganz wichtig“ findet Heike Krieg deshalb, „nach links und rechts zu schauen“, und darauf zu achten, ob jemand Hilfe benötigt, auch wenn er nicht danach ruft. „Und wer noch mehr tun möchte, kann gerne bei uns oder einem anderen Verein mitmachen. Es gibt immer was zu tun“, ist Heike Krieg sicher.

Ihr tut es leid, dass es einsame Menschen gibt. Zumal das bestimmt nicht gesund ist, wie sie vermutet. Von der TK heißt es: „Einsamkeit kann auf Dauer körperlich und psychisch krank machen.“ Erschöpfung und Schlafstörungen treten bei einsamen Menschen deutlich häufiger auf.