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Demonstration Mit Video: "Reichsbürger"-Treff auf Domplatz in Magdeburg trifft auf CSD-Umzug

Reichsbürger aus der gesamten Bundesrepublik trafen sich Sonnabend auf dem Magdeburger Domplatz. Gleichzeitig fand der Christopher-Street-Day in der City statt.

Von Bernd Kaufholz Aktualisiert: 21.08.2023, 06:07
Reichsbürger-Aufmarsch auf dem Magdeburger Domplatz am Samstag.
Reichsbürger-Aufmarsch auf dem Magdeburger Domplatz am Samstag. Foto: Bernd Kaufholz

Magdeburg - Direkt unter dem Magdeburger Dom hatten sich Sonnabend ab 12 Uhr 1200 sogenannte Reichsbürger und Selbstverwalter (nach Veranstalterangaben), die die Existenz der Bundesrepublik Deutschland leugnen, zusammengefunden, um ihre bekannten Ansichten lautstark zu verbreiten. Ihr Motto „Heimath und Weltfrieden“ (Originalschreibweise). Die Polizei hingegen ging von einer geringeren Zahl aus und sprach am Abend von 700 Teilnehmern.

 
Auf dem Domplatz in Magdeburg trafen sich sogenannte Reichsbürger und Selbstverwalter. (Kamera/Bericht: Thomas Schulz, Schnitt/Sprecher: Christian Kadlubietz)

Den Auftakt bildete unter Trommelgedröhn der Aufmarsch über den Domplatz von 26 Fahnenträgern, die die Territorien des „Reichsgebietes“ von 1871 darstellen sollten. 25 plus 1, wie gebetsmühlenartig betont wurde, gehört doch das „Reichsland Elsass-Lothringen“ seit November 2018 zu Frankreich. Das hat sich allerdings nicht bei jedem der Teilnehmer herumgesprochen. So hieß es bei einem Redner: „Elsass-Lothringen ist ein untrennbaren Bestandteil Deutschlands“.

Aufmarschiert waren unter anderem das „Großherzogtum Sachsen Weimar Eisenach“ ebenso wie das „Herzogtum Anhalt“ die „Fürstentümer Reuß ältere und jüngere Linie“ sowie unter tosendem Beifall die drei „Königreiche Bayern, Sachsen und Württemberg“.

Kein „Reichsbürgertreffen“ auf Domplatz in Magdeburg?

Einige Teilnehmer hatten ihre eigenen Flaggen dabei – Schwarz-weiß-rot dominiert, einer trug schwarz-weiß-gestreifte Häftlingskleidung, ein anderer die Reichskriegsflagge über den Schultern. Eine Fahne trug die Aufschrift „Deitsch on frei werden mir sei“. Rund um den Kundgebungsplatz, der mit Gittern abgesperrt war, standen mehrere Polizeibullis bereit, deren Besatzungen das Treffen abgesichert haben.

Veranstaltungs-Pressesprecher Thomas Siegmund sprach von einem „Bundesstaatentreffen“ und verwies darauf, dass die Organisatoren gegen die Bezeichnung „Reichsbürgertreffen“ juristisch vorgehen würden. „Teilnehmer sind Gruppierungen, die auf unterschiedliche Art und Weise dasselbe Ziel verfolgen. Uns eint der kleinste, gemeinsame Nenner“, so der Uckermärker. Und meint damit das Deutschland von 1871.

CSD-Umzug kommt auf Domplatz in Magdeburg an

Eine kritische Lage entstand um 13.35 Uhr als der Umzug des Christopher-Street-Days mit 2700 Teilnehmern unmittelbar an den Gitterabsperrungen zum Domplatz vorbeizog. Die Polizei stand als Puffer dazwischen. Kurz zuvor hatte die Versammlungsleitung der „Heimath-losen“ die Fahnenschwinger aufgefordert, ihre Flaggen zu senken. „Wir machen Pause, bis der Zug durch ist. Zeigt Respekt!“

Auch im bunten CSD-Zug blieb es ruhig. Lediglich einige Rufe wie „Wir finden Reichsbürger zum Kotzen“ und „Nazis raus!“, waren zu hören.

In Rufweite der versammelten Reichsbürger ließ eine kleine Gruppe „Allerta Antifascista“ aus Lautsprechern rote Kampflieder schallen. So dröhnten unter anderem „Thälmann ist niemals gestorben“ und „Die Internationale“ über den Domplatz.

CSD'ler und "Reichsbürger" zusammen auf Domplatz: Polizei reagiert mit Augenmaß

Auch, als verschiedene Gruppen des CSD-Zuges auf die Wasserspiele des Domplatzes zuliefen, um sich abzukühlen und somit nur wenige Meter von den Reichsbürgern entfernt auftauchten, reagierte die Polizei gelassen und baute sich zwischen den beiden Gruppen auf. Nach einer knappen Viertelstunde hatten sich die CSDler genügend erfrischt und setzen ihren friedlichen Umzug fort.

Sogenannte Bundesfahnen der Reichsbürger auf dem Magdeburger Domplatz.
Sogenannte Bundesfahnen der Reichsbürger auf dem Magdeburger Domplatz.
Kaufholz

Neben den Bundesflaggen kam ein Redner nach dem anderen zu Wort. Besonders oft fiel „Wilhelm II., deutscher Kaiser und König von Preußen“, der am 9. November 2018 „nie abdanken wollte“ und „Opfer eines Putsches“ geworden sei bei dem die „sogenannte Weimarer Republik“ ausgerufen worden sei.

Aber auch aktuelle Themen sparten die „25 + 1“ nicht aus. So habe die Nato mit der Lüge, sich nicht gen Osten erweitern zu wollen, Russland in den Krieg getrieben. Und immer wieder die alte Leier von der „sogenannten BRD“, die „von den USA fremd- und ferngesteuerte“ werde. Zudem wurden Stimmen laut, die an den deutschen Adel appellierten, „endlich seiner Verantwortung gerecht zu werden und die Bundesstaaten wieder herzustellen“.

Wie Polizeisprecherin Nancy Hering am Abend mitteilte, verlief der Tag in Magdeburg „bis auf wenige Ausnahmen störungsfrei“.