Spendenaktion für Flutopfer in Spanien Drama in Valencia: Magdeburger Fußballer wollen helfen
Die Ausmaße der Flutkatastrophe in Valencia sind schockierend. Zwei Mitglieder des Fermersleber Sportvereins stammen aus der Region. Gemeinsam mit ihrem Fußballteam organisieren sie eine Hilfsaktion für die Flutopfer.
Magdeburg. - Was Pablo Santamaria in den vergangenen Tagen gesehen hat, kann er kaum in Worte fassen. Allein das Zittern seiner Stimme und die Tränen in seinen Augen lassen erahnen, dass es traumatisch gewesen sein muss.
Der 37-jährige Magdeburger stammt gebürtig aus La Pobla de Vallbona, einer Gemeinde in der Provinz Valencia. Seine Heimat im Südosten Spaniens gehört zu jenen Gebieten, die von der Sturzflut am schwersten betroffen waren. In der Hoffnung, Verwandten und anderen Betroffenen vor Ort helfen zu können, reiste er in das Krisengebiet. Nun ist er zurück in Magdeburg.
Weil das Gesehene und Erlebte kaum zu beschreiben ist, zeigt er Fotos und Videos. Er zeigt Aufnahmen einer dreistöckigen Tiefgarage, die noch immer voll Wasser steht. „Sie wurde so schnell überflutet, dass die Menschen dort keine Chance hatten, zu entkommen“, erzählt er. „Wie viele Tote sich in der Tiefgarage befinden, weiß keiner.“ Sie müsse erst ausgepumpt werden.
Pablo Santamaria zeigt Fotos von Straßen und Autobahnen, auf denen sich Fahrzeuge ineinander falten und auftürmen. „In vielen befinden sich noch die Leichen“, weiß er. Die Flut habe alles einfach mitgerissen, zerstört und verwüstet – auch die Menschen seiner Heimatstadt. „Die Menschen sind im Schlamm erstickt und in ihren Wohnungen ertrunken.“
Spendenaktion gestartet
Von den Ausmaßen der Katastrophe weiß auch Alex Segura Jimenez. Er stammt direkt aus Valencia. Der 30-Jährige erklärt: „Die Menschen haben alles verloren. Viele haben nichts, außer die Kleidung, die sie am Leib tragen.“
Die staatliche und militärische Hilfe laufe schleppend und erreiche kaum die am schlimmsten betroffenen Provinzen. Es gäbe teilweise nicht einmal Trinkwasser oder Strom, geschweige den Lebensmittel.
Die Spanier fühlen sich vom Staat im Stich gelassen. Erst Tage nach der Flut schickte er Soldaten in die Katastrophengebiete. Dennoch: Provinzen, die aufgrund zerstörter oder versperrter Straßen und kaputter Schienennetze nur per Hubschrauber erreicht werden können, sind teilweise auch gut eine Woche nach der Flut noch für humanitäre Hilfe abgeschnitten.
Eine Vorstellung, die auch Frank Vater sprach- und fassungslos macht. Pablo Santamaria und Alex Segura Jimenez sind Fußballspieler der Kleinfeldmannschaft des SV Fermersleben, deren Mannschaftskapitän Frank Vater ist. Und da Zusammenhalt ein Fundament des Fußballsports ist, starteten die Spieler eine Spendenaktion für die Opfer der Flutkatastrophe von Valencia.
Zunächst richtete sich der Aufruf vorrangig an die Vereinsmitglieder des SV Fermersleben. Schnell zeigte sich jedoch eine Hilfsbereitschaft, die über die Vereinsgrenzen überschreitet und die Kapazitäten dessen, was verschickt werden kann, sprengt. Schon wenige Tage nach dem Spendenaufruf, türmen sich die ersten Kisten und Säcke im Garagentrakt des Vereins.
Hilfe für Transport gesucht
Da noch bis Sonntag gesammelt wird, geht Vereinsvorstand John Thiele davon aus, dass postalisches Versenden der Spenden in dem Umfang nicht mehr händelbar ist. Und so suchen die Fußballer neben Kleiderspenden vor allem auch Unterstützung beim Transport. Sie hoffen auf Hilfe von einem Umzugsunternehmen, einer Autovermietung oder irgendjemanden, der ein Fahrzeug für eine Tour zur Verfügung stellen kann. „Fahrer mit Lkw-Führerschein haben wir, allerdings weder Lkw noch Transporter“, erklärt Frank Vater. Auch über finanzielle Hilfe zum Stemmen des Hilfstransportes würden sie sich freuen.
Große Vereine ins Boot holen
Gern würden sie auch größer agieren und den SC Magdeburg oder konkret den Spanier Antonio Serradilla Cuenca, der seit Juli Profispieler bei den Magdeburger Handballern ist, mit ins Boot holen. Nicht weniger würden sie sich über Unterstützung vom FC Magdeburg freuen, „die ja ganz andere Möglichkeiten haben als unser Stadtteilverein“, sagt Frank Vater. Denn nicht zuletzt drängt die Zeit. „Die Spendenaktion muss schnell über die Bühne gehen, denn die Menschen brauchen genau jetzt unsere Hilfe“, verdeutlicht Alex Segura Jimenez.
Daher planen die Spieler, sofern sie ein oder mehrere Fahrzeuge organisiert bekommen, einen Hilfskonvoi bereits am Montag ins Krisengebiet zu schicken. Wenn sie die Spenden per Transporter oder Lkw transportieren können, würden sie den Aufruf beispielsweise auch auf Tiernahrung und Lebensmittel in Dosen ausweiten.
Geht das nicht, würden die Spenden notfalls erst mal per Lieferdienst versendet, was jedoch enorm kostenintensiv werden dürfte.
So oder so – die Magdeburger Fußballer wollen helfen.
So können auch Sie helfen
Gebraucht wird Kleidung jeglicher Art und Größe. Insbesondere werden auch Gummistiefel für die Aufräumarbeiten benötigt.
Krankheiten breiten sich aus, da noch immer Leichen geborgen werden. Daher werden auch Atemschutzmasken gebraucht.
Die Spenden können noch bis Sonntag, 11. November 2024, beim Fermersleber SV (Alt Fermersleben 1/Garage neben dem Judo-Gebäude) in der Zeit von 16 bis 19 Uhr abgegeben werden. Kontakt zu den Organisatoren kann unter johnthiele.fsv1895@gmail.com aufgenommen werden.KA