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Hasselbachplatz Initiative platz*machen öffnet Außengastronomie im neuen Kiezladen in der Sternstraße

Der Verein platz*machen hat das Café Central am Hasselbachplatz übernommen und einen Kiezladen daraus gemacht. Die Außengastronomie des „Tacheles“ hat ab sofort geöffnet, Veranstaltungen sind noch in Planung.

Von Jasmin Teut 12.06.2021, 01:15
Max und Sandra gehören zum Team platz*machen. Der Verein hat das ehemalige Café Central in der Sternstraße zum Jahresbeginn übernommen. Als ?Tacheles? ist es seit Donnerstag geöffnet
Max und Sandra gehören zum Team platz*machen. Der Verein hat das ehemalige Café Central in der Sternstraße zum Jahresbeginn übernommen. Als ?Tacheles? ist es seit Donnerstag geöffnet Foto: Uli Lücke

Magdeburg - Seit Anfang des Jahres betreibt platz*machen nun schon den Kiezladen im ehemaligen Café Central am Hasselbachplatz. Doch die Corona-Pandemie machte es ihnen bislang nicht leicht. Die Türen des Kiezladens mussten monatelang für Besucher geschlossen bleiben. „Viele meinten zu mir, wie ich denn einen Laden mitten in der Corona-Pandemie aufmachen kann“, sagte Lea Russell vom Team. Gedanken gemacht hatten sie sich natürlich, aber alle haben dem Start des Projekts positiv entgegengeblickt. Seit Donnerstag ist nun zunächst die Außengastronomie im mittlerweile offiziell „Tacheles“ benannten Laden geöffnet. Weitere Veranstaltungen im Inneren sind derzeit noch in Planung. Formal dürfen sie stattfinden. „Wir sind noch am Ausloten, was wir offline stattfinden lassen wollen“, sagt Lea Russell.

Trotz Corona konnten zuvor schon einige Projekte umgesetzt werden wie der Kältebus im Winter oder die Küche für alle (Küfa). Jeden Sonnabend von 16 bis 20 Uhr wird in der Sternstraße 30 eine Mahlzeit zum Mitnehmen ausgegeben. Sobald wie möglich sollen die Besucher im Kiezladen gemeinsam essen. Das Angebot kann jeder nutzen. „Wir fragen nicht nach, wie bedürftig jemand ist“, sagt Tilmann Kloss von platz*machen.

Ein Ort der Mitbestimmung

Der Laden soll ein Ort der Begegnung sein. Vor allem für Menschen, die sich ihren Platz sonst meist erkämpfen müssen, weil sie in öffentlichen Räumen von Diskriminierung und struktureller Benachteiligung betroffen sind, heißt es auf der Internetseite des Vereins. Daher soll der Kiezladen auch ein Begegnungscafé sein, in dem sich alle miteinander austauschen und auch andere Kulturen kennenlernen können. Obwohl das im Laden selbst noch nicht stattfindet, gibt es eine digitale Übergangslösung. Jeden Mittwochabend trifft man sich per Videokonferenz.

Insgesamt 50 Personen gehören nun schon zum Team von platz*machen und sprühen nur so vor Ideen. Das Konzept des Kiezladens ist nicht auf ein kommerzielles Kneipenangebot ausgerichtet, sondern als ein offener Gestaltungsraum. Allgemein basiert dieses Konzept auf vier Grundsäulen, erklärt Lea Russell. So sollen Angebote in den Bereichen Stadtgestaltung, politische Bildung, Kultur und Beratung etabliert werden.

Dementsprechend soll es zum Beispiel Nachhilfestunden geben. In den Abendstunden hingegen können neben dem Barbetrieb auch kulturelle Veranstaltungen stattfinden. Ob kleine Konzerte oder Lesungen, jeder kann sich mit seinen Ideen oder auch Talenten einbringen.

Gespräche über Integration

Das Team des Kollektivs möchte allerdings auch aufklären und Veränderungen im Kiez bewirken. Dafür haben sie zum Beispiel eine Videoreihe gestartet. In einem Livestream werden so Interviews mit Menschen geführt, die in Magdeburg Berührungspunkte mit dem Thema Integration haben. Dabei geht es darum, was für sie Ankommen bedeutet, welche Erfahrungen sie unter anderem gemacht haben und vor welchen Herausforderungen sie vielleicht auch standen.

Um bei der Gestaltung des Hasselbachplatzes aktiv mitzubestimmen, hat das Kollektiv eine Umfrage sowohl auf seiner Internetseite gestartet, als auch persönlich mit Passanten am Hassel gesprochen. Dadurch sollen die Themen ausfindig gemacht werden, bei denen die Magdeburger beispielsweise noch Handlungsbedarf sehen.

Finanziert wird der Laden vor allem durch Spenden, für einzelne Projekte werden auch Förderanträge gestellt. Ein Teil soll zudem ab sofort aus den Einnahmen der Gastronomie kommen.