Magdeburg l 162 Tage jeden Morgen um 9 Uhr aufschließen, nach dem Rechten schauen, abends um 22 Uhr wieder abschließen. „Den Rest haben sich die Leute eigentlich selbst organisiert“, sagt Franziska Briese. Aber ganz so einfach war es dann doch nicht.
2017 hatte Franziska Briese die Idee, auf einer Brachfläche in Magdeburg-Stadtfeld ein Volleyballfeld einzurichten. „Zwischennutzungen“ ist ihr Schlagwort dafür. „Wir haben in Magdeburg und auch in Stadtfeld viele Flächen und Häuser, die auf eine Investition warten. Bis dahin könnten sie doch zwischenzeitlich genutzt werden, um etwas für den Stadtteil zu tun“, findet die Geschäftsstraßenmanagerin.
2017 merkt Franziska Briese, dass es überhaupt nicht einfach ist, einen öffentlichen Volleyballplatz einzurichten. „Mal eben eine Fuhre Sand ausbreiten und los geht’s, das hat nicht funktioniert.“
Für ihre Idee braucht Franziska Briese aber Mitstreiter. Die findet sie in Thomas Opp und Stephan Bublitz, zwei Stadtfelder, die sich unter anderem im Verein „Bürger für Stadtfeld“ engagieren und immer für gute Ideen aufgeschlossen sind. Anfang 2018 setzen sich die drei zusammen und machen einen Plan – und ahnen noch nicht, dass der Sommer 2018 genau die richtige Wahl für das Projekt ist.
Ein geeigneter Ort ist schnell gefunden: eine Brachfläche am Olvenstedter Platz. „Der Investor war sofort sehr entgegenkommend, hat uns unterstützt, wo er konnte“, berichten die drei.
Aber, was auch sie erst lernen mussten: Wenn man etwas baut, auch wenn es nur eine vorübergehende Anlage ist, braucht man zwingend eine Baugenehmigung von der Stadt Magdeburg.
Es muss ein Wegerecht beantragt werden, eine Versicherung ist nötig, das Gelände muss amtlich genauestens vermessen werden, es braucht eine Einzäunung mit Tor, die Anlage muss Sicherheitsvoraussetzungen erfüllen und vieles mehr, „was wir alles gar nicht auf dem Plan hatten“, sagt Stephan Bublitz.
Aber die drei lassen sich nicht einschüchtern und gehen die Sache konsequent an. „Und wir hatten wirklich sehr viel und sehr gute Unterstützung“, erinnert sich Thomas Opp.
Firmen helfen bei der Materialbeschaffung – allein der Sand kostete ein paar Tausend Euro –, die zuständigen Ämter im Rathaus sind behilflich, der Abfallwirtschaftsbetrieb etwa sorgt für Müllbehälter. Im Rahmen der Aktion „Magdeburg putzt sich“ kommen viele Helfer zusammen und machen das Gelände erst einmal „flott“.
Dann eine Schrecksekunde: Die Baugenehmigung könne nicht erteilt werden, meldet die Baubehörde. Es gibt ein Problem mit dem Immissionsrecht in Sachen Lautstärke. Sofort wird ein Vorort-Termin anberaumt und die Bedenken können ausgeräumt werden. Unter anderem müssen die Öffnungszeiten geklärt werden.
Die Stadt Magdeburg schlägt eine Betriebszeit von 10 bis 20 Uhr vor. „Das war viel zu kurz. Wir hatten Sommer, die Leute wollten abends etwas unternehmen“, so Stephan Bublitz. Man einigt sich dann auf 9 bis 22 Uhr. „Wir haben auch mit den Anwohnern gesprochen, um Fragen zu beantworten. Wir wollten die Sache auf jeden Fall so transparent wie möglich machen“, sagt Franziska Briese.
Es funktioniert. Am 5. Mai 2018 öffnet der Beachvolleyballplatz „Statt.Feld.Strand“. Und Franziska Briese, Thomas Opp und Stephan Bublitz treffen den Nerv der Stadtfelder, das neue Angebot spricht sich schnell rum. An jedem Tag wird der Platz zu einem Treffpunkt vieler Gruppen, es finden Feste dort statt, es bilden sich spezielle Gruppen in den sozialen Netzwerken, über die sich verabredet wird, Leute lernen sich dort kennen und spielen zusammen – und es geht so gut wie nichts kaputt, auch gibt es keine Beschwerden von Anwohnern.
„Die Nutzer haben von Anfang an selbst auf den Platz geachtet“, sagt Thomas Opp. Offene Turniere werden organisiert, sogar Volleyball-Profis sind unter den Nutzern.
Das Experiment, das mit großer Hartnäckigkeit und auch mit Mut zum Risiko umgesetzt wurde, ist aufgegangen. Und der Sommer war dabei einer der stärksten Partner vom Statt.Feld.Strand. Sonne satt an fast allen 162 Tagen. „Das war ein echter Glücksfall und war sehr wichtig für den Erfolg“, sagt Franziska Briese.
Und dieser Erfolg macht Lust auf mehr. „Wir werden uns für 2019 wieder etwas überlegen.“ Wichtig für die drei Stadtfelder ist, dass sie beweisen konnten, dass es möglich ist, mit bürgerschaftlichem Engagement etwas auf die Beine zu stellen, das vielen Spaß und das Leben im Kiez attraktiver macht. „Und das auch dem Rathaus zeigt, dass man den Bürgern etwas zutrauen kann, auch wenn es etwas unkonventionell daherkommt“, meinen die drei.
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