Rolf Triebe beschäftigt sich mit der Geschichte des früheren Vorzeigeparks / Bedauern über jüngste Entwicklungen Wehmut um einstige Gartenbauperle Vogelgesang
Rolf Triebe ist inoffizieller Parkchronist des Vogelgesangs. In Jahrzehnten trug er Tausende Fotos, Postkarten und Informationen zusammen. Die jüngsten Veränderungen schmerzen ihn.
NeueNeustadt l Schon die Urgroßeltern haben gleich nebenan gewohnt, erzählt Rolf Triebe. Seit jeher war der Vogelgesang für seine Familie Ziel des Sonntagsspaziergangs. "Irgendwann tauchten dann Fragen auf, wie der Park entstanden ist", sagt er heute. Im Lauf seines Lebens hat er sich intensiv mit der Geschichte des einstigen Vorzeigeparks beschäftigt und sie in Schriftform festgehalten. Vor Kurzem hörten ihm 50 Magdeburger bei einem Vortrag zu.
Die Veränderungen der vergangenen Jahre schmerzen ihn dabei. "Es ist schade um die Gaststätte, da war immer was los, man traf sich", erinnert er sich und gibt zu, dass er kein Freund der Zooerweiterung ist. Viele würden inzwischen nicht mehr herkommen, da zu wenig übrig geblieben ist.
Beim Spaziergang durch den herbstlichen Park bleibt er immer wieder stehen und zeigt auf einen Baum, ein Gebäude oder einen Stein und erzählt dessen Geschichte. "Hier gab es früher eine Brücke, die Hecke dort war viel höher", erklärt er. Er beschreibt längst verlorene Wasserbecken, Keramikbrunnen und Kinderstatuen: "Den Fechter hat z.B. eine Bombe im Krieg getroffen."
Fast schon wie Fügung kam es ihm vor, als er bei den Arbeiten für die neue "Zoowelle" an der Baustelle vorbeischlenderte und eine Postkarte aus dem Aushub ragte. "Die war von der Grundsteinlegung für die Wirtshauserweiterung aus dem Jahr 1902 vom damaligen Pächter Manfred Schäfer", erzählt er stolz, "das kann doch kein Zufall sein, dass ausgerechnet ich die finde." "Das ist meine Himmelsscheibe", ergänzt er schmunzelnd.
Das erste Wirtshaus im Vogelgesang stand dort, wo heute die Kinder der Zookita herumtoben. 1722 wurde der klösterliche Privatgarten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, die Anfänge liegen sogar noch 300 Jahre früher. Im 20. Jahrhundert galt der Park als Perle der Gartenbaukunst, die Dahlienzucht suchte ihresgleichen. Von der einstigen Blütenpracht ist wenig bis gar nichts übrig geblieben. Ein Umstand, den Rolf Triebe sehr bedauert. "Es ist viel Fantasie nötig, um sich vorzustellen, wie schön es früher hier aussah. Ich finde es schade, ihn nie so gesehen zu haben", erklärt er mit Wehmut.
Viel Ärger bereiten zudem immer wieder Jugendliche, die z.B. die Pergola im Rosengarten, den es dieser Tage seit 100 Jahren gibt, regelmäßig beschmieren oder gar zerstören.
Trotzdem führt ihn heute noch der sonntägliche Spaziergang in "seinen" Vogelgesang.