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Sanierung der Orgel „Altes Mädchen“ wird in Wulferstedt wieder aufgehübscht

In der Wulferstedter Kirche ist die Sanierung der Orgel im vollen Gange. Orgelbaumeister Martin Lodahl saniert Altes und baut auch Neues ein. Fördermittel helfen bei der Finanzierung.

Von Yvonne Heyer 21.10.2024, 10:00
Thomas Filter erneuert oder saniert die Ledermuttern am Spieltisch.
Thomas Filter erneuert oder saniert die Ledermuttern am Spieltisch. Foto: Yvonne Heyer

Wulferstedt. - In Wulferstedts Kirche sind einmalmehr Handwerker zugange. Orgelbauer Martin Lodahl aus Dingelstedt und sein Mitarbeiter Thomas Filter haben sich die Restaurierung der Kirchenorgel vorgenommen. Die Traktur des zweites Manuals wird überarbeitet. Und damit hat der zweite Bauabschnitt bei der Orgelsanierung begonnen. Dazu muss man aber auch wissen, dass der erste Bauabschnitt bereits Mitte der 1990er Jahre erledigt wurde. „Damals hat die Kirchengemeinde Geld gesammelt, um die Orgel bespielbar zu machen. In diesem ersten Bauabschnitt konnten das erste Manual, Pedal und die Windversorgung überarbeitet werden“, berichtet Carsten Dippe von der Wulferstedter Kirchengemeinde.

Nach fast 20 Jahren kann nun der zweite Bauabschnitt und damit die Überarbeitung des zweiten Manuals, das bislang nicht bespielbar war, in Angriff genommen werden.

Die Wulferstedter Kirchenorgel ist ein altes „Mädchen“. Sie wurde 1879 vom Halberstädter Orgelbauer Wilhelm Bergen gebaut. „Die Sanierung einer alten Kirchenorgel ist immer eine besondere Herausforderung“, erklärt Martin Lodahl. „Eine Restaurierung ist einfach spannender. Wir müssen uns dafür in die Gedanken der Altvorderen hineinversetzen. Warum haben die das so und nicht anders gemacht? Und bei diesem ’Reinfuchsen’ gibt es nur eine Vorschrift zu beachten: Die Orgel muss in großer Qualität spielen.“

Orgelbaumeister Martin Lodahl mit einer Holzleiste aus dem Pedal, die aufgearbeitet werden müssen.
Orgelbaumeister Martin Lodahl mit einer Holzleiste aus dem Pedal, die aufgearbeitet werden müssen.
Yvonne Heyer

Ein Orgelneubau sei für einen so kleinen Betrieb wie der von Martin Lodahl betriebswirtschaftlich eine große Herausforderung. „Das macht man nur einmal im Leben“, so Lodahl.

Am Anfang einer Sanierung stünden immer die Fragen: Welche Teile müssen neu werden? Welche alten Teile können aufgearbeitet werden? Sehr überlegt und sparsam würden Neuerungen eingebaut. Dazu gehören beispielsweise Fliegengitter (Sieb), die auf den Pfeifen angebracht werden. Der Orgelbaumeister, der auch Drechslermeister ist, und zudem das Orgelspiel beherrscht, hält gerade Teile des Fußpedals in der Hand. Die Pedale müssen überarbeitet werden. Wie schwer oder leicht sie mit den Füßen getreten werden müssen, wird über Federn ausgeglichen. Martin Lodahl erklärt zu gleich, dass mitunter auch unterschiedliche Holzarten für die Pedale verwendet werden. Nadelhölzer sind leichter, Laubhölzer eher fester für die Füße. Für die Manuale beispielsweise werde Fichtenholz verwendet, für die Tasten eher Ebenholz.

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Die Sanierungsarbeiten an der Orgel werden direkt vor Ort in der Kirche erledigt. So liegen oben auf der Empore die großen Holzpfeifen. Die längste ist 5,60 Meter lang. Orgelbaumeister Lodahl, für ihn war der Orgelbau Liebe auf den ersten Blick, erklärt, warum neben den Metall- auch Holzpfeifen von den Altvorderen in das Instrument eingebaut wurden: „Holz hat vor allem für die Statik des Instruments eine große Bedeutung. Andererseits ist Holz eben preiswerter als Zinn oder Blei, aus denen die Metallpfeifen bestehen.“

Das Alte aufarbeiten

Mitarbeiter Thomas Filter ist an diesem Tag mit den Ledermuttern beschäftigt. Sie werden auf die Drähte für die Tasten gezogen. Auch hier gilt: Erneuern und das Alte aufarbeiten. „Dann halten sie wieder für eine ganze Generation“, erklärt Martin Lodahl.

Ist die Wulferstedter Kirchenorgel fertig saniert und damit um das zweite Manual erweitert, wird sie klanglich einen größeren Umfang haben.

Um den zweiten Bauabschnitt der Orgelsanierung umsetzen zu können, hat die Wulferstedter Kirchengemeinde gespart und auch Fördermittel beantragt. Die Gesamtkosten der Sanierung belaufen sich auf rund 28.090 Euro. Die Kirchengemeinde erhielt Fördergeld aus dem Orgelfonds in Höhe von 7.500 Euro. Auch bei Lotto Toto war erfolgreich eine Unterstützung beantragt worden. So flossen aus diesem Fördertopf 7.700 Euro. Die Stiftung der Kreissparkasse Börde steuerte 1.400 Euro bei. Der Rest kommt aus Fördermitteln des Kirchenkreises Egeln und Eigenmitteln der Kirchengemeinde.