Leader Verjüngungskur für Wulferstedter Kirche
Die Dorfkirche St. Martin zu Wulferstedt (Landkreis Börde) soll noch ein Stückchen schöner werden. Dabei helfen Fördermittel.
Wulferstedt l Fast auf den Tag genau ein Jahr ist es her, dass Carsten Dippe in der Wulferstedter Kirche, und damit in seiner Heimatkirche, stand, und die Mitglieder der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Börde durch das evangelische Gotteshaus führte.
An jenem Abend haben die Vertreter von Kommunen und Vereinen die Prioritätenliste für den Förderzeitraum 2020/2021 des europäischen Förderprogramms Leader beschlossen. Für St. Martin zu Wulferstedt bedeutet der damalige Beschluss konkret, dass Fördermittel für die weitere Aufwertung der Kirche in Höhe von 264.000 Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) beantragt wurden. Nach weiteren Verwaltungsschritten, die das Antragsverfahren vorschreibt, liegt, wie Carsten Dippe als Mitglied des evangelischen Gemeindekirchenrates Wulferstedt berichtet, nun der Bewilligungsbescheid für die Fördermittel vor.
Sicher gilt auch für alle anderen Projekte auf der Prioritätenliste der LAG Börde, dass es durch die Corona-Pandemie zu Verzögerungen bei der Bewilligung der Fördermittel kam.
„Doch jetzt stehen die Firmen in den Startlöchern und wollen in unserer Kirche loslegen. Das Warten auf den Zuwendungsbescheid hat nun ein Ende“, berichtet Carsten Dippe. Sein Blick in St. Martin richtet sich auf die Emporen. Hier wird das Holz der sogenannten Galeriedecken erneuert, ebenso die Fußböden der Sakristei, die vom Schwamm befallen sind. Der Fußboden müsse dementsprechend ausgeschachtet werden.
Auf einer Seite des Kirchenschiffes sind die Balkenauflagen bereits erneuert und vor allem untermauert worden, nun folgt die zweite Seite. Auch hier soll eine Untermauerung erfolgen. „Es bleibt natürlich die spannende Frage, was erwartet uns, wenn die Handwerker die Balken frei legen und wechseln wollen“, fragt sich Carsten Dippe. Wenn dieses Projekt der Kirchensanierung beginnt, sollen auch Arbeiten an der Elektrik ausgeführt werden.
Insgesamt fließen rund 300.000 Euro in die Aufwertung der Wulferstedter Kirche. Die Finanzierung ist mit den Fördermitteln, die von der Investitionsbank Sachsen-Anhalts kommen, gesichert, Kirchenkreis und Kirchengemeinde leisten ebenso einen Anteil. Sind die Arbeiten an den Galeriedecken und am Fußboden in der Sakristei ausgeführt, folgen Malerarbeiten. Die erneuerten Holzteile werden gestrichen, aber eben nur diese. „Vielleicht gelingt es ja, die Kirche in den einstigen Originalfarben auszumalen, was Sache eines Restaurators wäre. Vorbild für die Farbgebung ist der Altar. Hier sind die originalen Farbtöne der einstigen Ausmalung bereits zu erkennen. Für diese Malerarbeiten reicht das Geld dieser Fördermaßnahme allerdings nicht. Die Finanzierung müsste noch gesichert werden“, erklärt Carsten Dippe.
Als vor gut einem Jahr die Mitglieder der LAG Börde im Wulferstedter Pfarrhaus tagten, überzeugten sich die Frauen und Männer anschließend in der Kirche vom gelungenen Einsatz von Fördermitteln aus dem europäischen Förderprogramm Leader, denn das Gotteshaus kam schon einmal in den Genuss von Fördermitteln. Im Mai 2019 konnte der Abschluss der damaligen Arbeiten mit einem Festgottesdienst gefeiert werden.
250.000 Euro sind vor knapp zwei Jahren in die Sanierung der Kirche, 1786 erbaut, geflossen. Viele Wochen und Monate war das Gebäude eine Baustelle. Während der Sanierungsarbeiten war unter anderem das hölzerne Tonnengewölbe mit floralen Darstellungen, Tierkreiszeichen und Engelsköpfen aus der Zeit des Jugendstils restauriert und auch die Balkenkonstruktion erneuert wurden. Der barocke Kanzelaltar und die Orgel wurden ebenso auf Vordermann gebracht. Die Empore hat einen neuen Südaufgang in Form einer massiven Holztreppe bekommen. Ganze Teile des Ständerwerkes an der Nord-Empore waren auszutauschen. Nun kann die Sanierung fortgesetzt werden.
Laut Carsten Dippe habe die Wulferstedter Kirche St. Martin einen besonderen Stellenwert im Dorf am Großen Bruch. Auch Nicht-Christen engagieren sich gemeinsam mit Mitgliedern der Kirchengemeinde, wenn es um den Erhalt des Gotteshauses geht. Ein besonderes Beispiel dafür ist die Sanierung der Fassade. Hier haben in ehrenamtlicher Arbeit viele, viele Hände aus dem Dorf mit angepackt und das Gotteshaus ringsrum verfugt. „Allerdings fehlt eine Seite des Turmes. Das wollen wir jetzt auch noch in Angriff nehmen“, erzählt Carsten Dippe.
Die Wulferstedter Kirche ist ein Ort zahlreicher kultureller Veranstaltungen wie Konzerte und Ausstellungen. Allerdings müssen wegen Corona die beliebten Weihnachtskonzerte des Oschersleber Blasorchesters ausfallen. Die Kirche ist zu klein und der Aufwand für weniger Zuschauer lohne einfach nicht. Selbst di Orchester-Mitglieder könnten in der Kirche nicht den vorgeschriebenen Abstand zueinander einhalten.
Kulturell könnte das Wulferstedter Gotteshaus in naher Zukunft mit Orgelkonzerten weitere musikalische Höhepunkte bieten. 2021 solle die Orgel restauriert und aufgearbeitet werden.
„Die nun beginnenden Bauarbeiten werden noch einmal für Staub und Schmutz in der Kirche sorgen. Deshalb warten wir mit der Orgelsanierung bis in das nächste Jahr“, erklärt Carsten Dippe.