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Denkmalschutz Lockerungen bei Photovoltaik im Salzwedeler Stadtkern

Die Auflagen für den Denkmalschutzbereich in Salzwedel sollen geändert werden. Photovoltaikanlagen aus Dächern könnten künftig auch von der Straße aus sichtbar sein.

Von Antje Mewes 06.12.2023, 07:00
Im Innenstadtbereich von Salzwedel soll es einfacher werden, auf Hausdächern Photovoltaikanlagen zu installieren.
Im Innenstadtbereich von Salzwedel soll es einfacher werden, auf Hausdächern Photovoltaikanlagen zu installieren. Foto: Fotostudio Wiedemann

Salzwedel. - Solarstromerzeugung und Denkmalschutz standen sich bislang eher unversöhnlich gegenüber. Zum Schutz der Ansicht der historischen Bausubstanz galten strenge Auflagen in ausgewiesenen Zonen der Salzwedeler Innenstadt. Das soll nun aufgeweicht werden.

Die Stadtverwaltung hat einen Entwurf zur Änderung der Gestaltungssatzung vorgelegt. Photovoltaikanlagen auf Hausdächern im Denkmalschutzbereich der Hansestadt sollen künftig auch erlaubt sein, wenn sie von der Straße oder anderen Verkehrsflächen aus zu sehen sind, erklärte Bauamtsleiterin Martyna Hartwich am Montagabend im Bauausschuss.

Ein Anbringen der Platten auf Nebengebäuden oder hof- beziehungsweise rückseitig wird zwar weiterhin bevorzugt. Dennoch sollen Hausbesitzer künftig mehr Freiheiten dahingehend haben.

Einige Vorgaben gelten weiterhin. So sollen die Photovoltaik- als auch Solarthermieanlagen das Gesamtbild der historischen Ensembles möglichst wenig stören sowie farblich und der Dachform angepasst sein.

Was das für die Hausbesitzer bedeutet, machte Lars Neumann, Klimaschutzmanager der Hansestadt, deutlich. Er informierte über ein geplantes Projekt für das Bürgercenter, auf dessen Dach eine 30.000-Kilowatt-Photovoltaikanlage installiert werden soll. Mit roten Modulen, die seien zwar 50 bis 60 Prozent teurer, aber eine gute Alternative für den historischen Stadtkern und preislich inzwischen „im Rahmen“, wie er betonte.

Gutes Beispiel

Denn nur die Module selbst seien kostspieliger, nicht die gesamte Anlage. Noch vor einiger Zeit hätten sie bis 600 Prozent mehr gekostet als die herkömmlichen Photovoltaikplatten und sie seien genauso leistungsstark. Mit dem Bürgercenter-Projekt, mit dem etwa 30 Prozent des Energiebedarfs des Verwaltungsgebäudes gedeckt würden, könne die Stadt mit gutem Beispiel vorangehen.

Das mit den höheren Kosten für die farblich angepassten Module sah Volker Kreitz (Fraktion Salzwedel Land) anders. Er meinte, dass den Gebäudeeigentümern finanziell mit Fördergeld aus dem Denkmalschutz unter die Arme gegriffen werden müsse, wenn sie sich solchen Auflagen gegenübersehen. Zumindest für die Stadt gebe es da Möglichkeiten aus dem Förderprogramm energetische Sanierung, erklärte Neumann. Auch für andere noch von ihm geplante Vorhaben, die CO₂-Bilanz der Stadt zu verbessern. Zum privaten Bereich konnte er keine Aussage treffen.

Die Staatskanzlei hat bereits vor gut einem Jahr Leitlinien für die Denkmalschutzbehörden zu dem Thema herausgegeben. Darin wird unter anderem gefordert, dass die Dächer von der Solaranlage nicht fremdartig überformt werden und diese „weitgehend an die Farbe der Dacheindeckung angepasst ist und eine matte Oberfläche aufweist“.

Balkone ausgenommen

Eins bleibt in den Schutzzonen verboten: Freistehende Anlagen und auch an Balkonen dürfen keine Paneele angebracht werden. Damit solle zum einen verhindert werden, „dass Baulücken mit Photovoltaik zugeknallt werden“, wie es die Bauamtsleiterin ausdrückte. Balkone seien ausgenommen, weil die Platten das Gesamtbild zu sehr stören würden. Wobei Hartwich betonte, dass es sich um einen Entwurf handele.

Ausschussmitglied Martin Schulz (Grüne) gehen die Vorschläge nicht weit genug. Der Denkmalschutz habe weiterhin Vorrang vor der Erzeugung erneuerbarer Energien. Das sei angesichts des Klimawandels und hoher Energiepreise kontraproduktiv. Seine Fraktion hatte einen Antrag eingereicht, alle denkmalschutzrechtlichen Einschränkungen für Dach- und Fassadenflächen aufzuheben.