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Solewelle: Kurpark will Nassinhalation in Salzelmens Wahrzeichen wieder beleben Im Gradierwerk lebt ein Schatz wieder auf

Von Daniel Wrüske 23.02.2012, 05:27

Die heimische Sole hat fünf Talente: als Getränk, zum Einatmen oder Baden, für Wellness oder die gute Küche. In Schönebeck wird sie aus mehreren Quellen gefördert. In einer Serie stellt die Volksstimme die Fähigkeiten der Sole vor, heute ist das Thema Inhalation an der Reihe.

Schönebeck l Das Gradierwerk an sich ist ein Schatz in der Elbestadt, dessen Besuch lohnt. Spannend - das imposante Gebilde birgt ein letztes Geheimnis. Das will die Kurparkleitung jetzt lüften: Es geht um einen Raum für Nassinhalationen.

Sibylle Schulz, Betriebsleiterin des Soleparks, erinnert sich an die "Schatzsuche". Bei einem Besuch eines anderen Kurbades wurde sie durch die dortige Nassinhalation geführt. Zurück in Salzelmen, bei einer weiteren Führung, kam die Betriebschefin mit den Mitarbeitern ins Gespräch. "So etwas muss es doch hier früher auch gegeben haben", erinnerte sich Sibylle Schulz, die ihre beruflichen Anfänge einst in der Kinderheilkunde fand und der sofort eine Nassinhalation im damaligen Lindenbad einfiel.

Erkundungen im eigenen Gradierwerk, gepaart mit den Erinnerungen der Kollegen, führten bald zur einstigen Stelle, an der die feucht angereicherte Sole fein zu Heilzwecken versprüht wurde. Mitten im Gradierwerk gibt es dafür einen Raum, er befindet sich ganz am Ende des heutigen, in das historische Bauwerk integrierten Bereichs für die Trockeninhalation. Sibylle Schulz ist klar: Dieses Potenzial muss wieder belebt werden. Die Vorbereitungen, um den Raum und damit die Nassinhalation wieder in Betrieb nehmen zu können, sind nach Angaben der Kurverwaltung abgeschlossen. In den nächsten Wochen will der Kurpark das alte neue Angebot Nassinhalation wieder fest in sein Repertoire aufnehmen.

Die Kurparkchefin schwört auf die Sole als Naturheilmittel, im Kurpark ist es altbewährt und genutzt. So gibt es viele Erfahrungen auf dem Gebiet der Inhalation. Die Behandlung ist im Gradierwerk als Raum- oder als Einzelinhalation durchführbar: Entweder, der Patient sitzt an einem eigens bereitgestellten Gerät, oder er atmet frei in einem Raum durch, in dem die Sole über kleine Zerstäuber an der Decke vernebelt wird - das funktioniert über Ultraschall oder mittels komprimierter Luft. "So können die sogenannten Aerosole, wie sie auch am Meer zu finden sind, eingeatmet werden." Sie erreichen die oberen und tiefer liegenden Atemwege.

Sole wird in Wasser aufgelöst - ein einprozentiges Gemisch

Bei der Nassinhalation, der Name verrät es, ist Wasser im Spiel. Die Sole ist nach festen medizinischen Gesichtspunkten aufgelöst, ein einprozentiges Gemisch kommt zum Einsatz. Die Wirkung sei stärker, als wenn man außen am Gradierwerk vorbeigehe, beschreibt Sibylle Schulz.

Und von dieser Wirkung profitieren nicht nur erkrankte Menschen, die Inhalation sei auch eine gute Präventivmaßnahme. "Als Naturheilmittel wirkt die Sole entzündungshemmend und Schleim lösend", sagt Sibylle Schulz und beschreibt die Wirkung der Inhalation. Nach den zehn- bis 15-minütigen Sitzungen könnten die Patienten, die von einem quälenden Kratzen im Hals oder einer Erkältung geplagt werden, richtig abhusten. Wohlgemerkt alles ohne Chemie oder Zusatzstoffe.

Sole als Naturheilmittel kann sinnvolle Alternative sein

Deshalb sei die Inhalation eine für alle Altersgruppen anwendbare Therapie - vom Kleinkind bis zum Senior. "Viele greifen bei Erkältungen schnell zu schweren Medikamenten oder Antibiotika - mit der Inhalation bietet sich bei leichten Erkrankungen eine natürliche Alternative beziehungsweise eine sinnvolle Erweiterung der vom Arzt verordneten Therapie", sagt Sibylle Schulz. Das Inhalations-Angebot kann auch vorbeugend genutzt werden oder von Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen. Die Sole verschafft bei Asthma oder Allergien Erleichterungen. Für Familien mit jungen Kindern, das stellt die Kurparkchefin gar nicht hinten an, sei die Inhalation mit dem vernebelten Raum auch ein echtes Erlebnis. Nicht selten hätten die Lütten Probleme, an einem Inhalationsgerät richtig zu atmen - die Situation sei zu ungewöhnlich.

Sibylle Schulz weiß noch, dass zu DDR-Zeiten die Kinder in der Nass- und Trockeninhalation gesungen haben. "Einfach, weil man ganz natürlich beim Singen durchatmet." Eine recht sinnvolle Idee, findet die Kurparkchefin. Wer weiß, vielleicht klingen eines Tages kleine Lieder vom Gradierwerk in den Kurpark herüber.