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Springbrunnen und Erfrischung „Das Schönste von Güsten“ wird saniert und braucht weitere Hilfe

Der Springbrunnen in Güsten wird aus seinem Dornröschenschlaf geholt. Bürgermeister Michael Kruse erklärt, warum die Sanierung nicht ganz so einfach ist.

Von Falk Rockmann 12.07.2024, 10:32
Ziviler Ungehorsam oder Hinweis mit dem Wasserschlauch? Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Güsten lassen den Springbrunnen im Sommer 2018 auf ihre Art sprudeln.
Ziviler Ungehorsam oder Hinweis mit dem Wasserschlauch? Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Güsten lassen den Springbrunnen im Sommer 2018 auf ihre Art sprudeln. Falk Rockmann

Güsten. - „Das ist doch das Schönste, was Güsten noch hat“, findet eine ältere Dame, die sich gerade in der Grünanlage mit dem Güstener Springbrunnen auf eine Bank gesetzt hat und sich ausruht. Dabei hat sie das Wasserspiel im Blick. Besser: Einen Bauzaun drumherum mit Planen, die einen Blick auf die Güstener Besonderheit nicht zulassen.

So richtig schön ist das mit dem Kleinod auf dem Rudolf-Breitscheid-Platz auch schon seit 2017 nicht mehr. Da startete der Betrieb erst im Sommer, und nicht wie üblich nach dem Frost meist zum 1. Mai. Bereits da war die Pumpe defekt. Im Jahr darauf war es die freiwillige Feuerwehr der Stadt, die hier für ein Spiel mit dem Wasser sorgte, allerdings aus ihren Schläuchen während einer Einsatzübung.

Aufruf an Handwerker

Der Stadt fehlte es ganz einfach an Haushaltsmitteln für freiwillige Aufgaben. Und das ist offensichtlich noch immer nicht anders. Dennoch. Bürgermeister Michael Kruse (CDU) hatte im Frühjahr dieses Jahres einen Aufruf an Handwerker und andere potenzielle Unterstützer gestartet, um den Springbrunnen endlich wieder zum Sprudeln zu bringen. Zudem habe der Stadtrat der zu Ende gegangenen Wahlperiode in seiner letzten Sitzung Geld aus dem Erbe, das der Stadt vor einigen Jahren zufiel, für den Springbrunnen freigegeben, teilt der Bürgermeister auf Nachfrage jetzt mit.

„Dadurch konnten wir eine Firma mit dem Sandstrahlen des Brunnens beauftragen. Die Farbe ist nun ab. Die Säule wurde durch Handwerker kostenlos repariert.“ So hätten sie unter anderem zwei Risse zulöten müssen. Mittlerweile ist die Säule grundiert.

Kostenfrei hilft sehr

Noch ist die Sicht auf das bald wieder sprudelnde Wasserspiel durch Planen versperrt. Der Springbrunnen in Güsten ist aber in Arbeit.
Noch ist die Sicht auf das bald wieder sprudelnde Wasserspiel durch Planen versperrt. Der Springbrunnen in Güsten ist aber in Arbeit.
Falk Rockmann

Der Zaun mit den Planen soll nicht etwa Spannung erzeugen. „Der steht wegen der Sandstrahlarbeiten da“, erklärt Kruse, und sagt wie es weiter geht: „Der Bauhof schneidet gegenwärtig die Abdeckung für die Umrandung zu. Dazu wurde durch den Bauplaner Thomas Müller eine Berechnung für den Zuschnitt kostenfrei erarbeitet. Die Firma Ehlert hat uns eine Schablone angefertigt – ebenfalls kostenfrei. Anfang August wird die Firma Olaf Brodowski gemeinsam mit dem Bauhof und weiteren Handwerkern die Maurerarbeiten ausführen. Auch kostenfrei.“ Es ist Freude darüber zu spüren, wenn der Bürgermeister das „Kostenfrei“ hervorhebt.

Wenn die ortsansässigen Klempner dann die Technik und den Kopf verbaut haben, müsse noch alles gestrichen und um den Springbrunnen ein Weg angelegt werden, skizziert Kruse die letzten Arbeiten. Ziel sei, auch noch „ein paar gärtnerische Arbeiten auszuführen. Auch dafür ist Hilfe durch örtliche Handwerker oder/und freiwillige Bürger gern gesehen“, betont Michael Kruse, der dazu einfach angesprochen werden möchte. Einen abschließenden Zeitplan gebe es derzeit nicht.

Der Bauhof sei „schwer mit Rasen mähen beschäftigt“. Die erwähnten Firmen „schieben ihren Beitrag auch nur dazwischen“. Kruse kommt nochmal auf den Punkt der Finanzierungsmöglichkeiten: „Leider ist im Haushalt nicht genug Geld, um alles per Auftrag zu vergeben. Das würde einiges beschleunigen, ist dann aber auch sehr teuer.“

Gemeinsinn und Streiche

Ähnlich wird es möglicherweise schon vor 51 Jahren gewesen sein, als örtliche Handwerksmeister den Springbrunnen der Stadt zum Geschenk machten. Anlass war die 600-Jahr-Feier der einstigen Eisenbahnerstadt. Oder war es auch ein Stück Gemeinsinn, die in der Ränzelstecherstadt herrschte?

Die Volksstimme schrieb damals, dass die „Übergabe des Springbrunnens durch den Steinsetzmeister und ehrenamtlichen Bauleiter Karl Schulze an die damalige Bürgermeisterin Gisela Kuske den Auftakt zu den Kulturfesttagen anlässlich der 600-Jahr-Feier bildete“. Mit zünftiger Musik vom Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Tarthun und Liedern vom Chor der damaligen Betriebssportgemeinschaft Lokomotive Güsten wurde das Ereignis begleitet.

Ob die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Güsten vor sechs Jahren tatsächlich „nur einen Einsatz übten“, bei dem sie ausgerechnet den Springbrunnen mit Fontänen aus den Schläuchen berieselten? Das ist nicht überliefert. Möglicherweise wollten sie auf ihre Art darauf hinweisen, dass die Güstener ihren Springbrunnen vermissen. Der animierte übrigens auch schon zu Streichen. Es muss nach der Wende gewesen sein, als vermutlich jugendlicher Leichtsinn dazu führte, dass das Becken überquoll vor lauter Schaum. Ursache hierfür war ein Waschmittel. Schadensfolgen sind nicht bekannt.

Hoffnung auf Erfrischung

Nun können die Ränzelstecher hoffen, dass ihr gut fünf Jahrzehnte alter Springbrunnen doch wieder zu sprudeln beginnt, die Fontänen für Erfrischung sorgen und alle erfreuen, die gern die Bänke des kleinen Parks zum Verweilen nutzen oder einfach nur vorbeifahren. Nicht zu vergessen: Zwischenzeitlich war sogar schonmal im Gespräch, die grüne Oase auf dem Rudolf-Breitscheid-Platz, auf dem sich auch das „Mahnmal für die Opfer des Faschismus und Stalinismus“ befindet, neu zu gestalten. Aber das ist noch eine andere Geschichte, auch wenn es dabei sicher nicht zuletzt ebenso an Haushaltsmitteln mangelt.