Virus Fischseuche erreicht Salzlandkreis
Ein aus Dänemark hereingetragener Virus samt Krankheit mit dem Namen Infektiöse Hämatopoetische Nekrose (IHN) wurde in einem Fischbetrieb im Salzland festgestellt. Es gibt Infektionen bei Regenbogenforellen, die Angler sind besorgt. Zahlreiche Maßnahmen wurden ergriffen. Für Menschen besteht keine Gefahr.
![Eine wohl aus Dänemark eingetragene Fischseuche hat einen Betrieb im Salzland schwer getroffen. Angler sind gewarnt, auch für das Aussetzen von Lachsen und Regenbogenforellen.](https://bmg-images.forward-publishing.io/2021/7/16/4ded1293-499f-43d3-bb16-73e6d56a44b1.jpeg?rect=312%2C263%2C1560%2C1311&w=1024&auto=format)
Staßfurt/Schönebeck - Die Infektiöse Hämatopoetische Nekrose (IHN) hat den Salzlandkreis erreicht. Das Virus wurde im Juni in einem fischhaltenden Betrieb an Regenbogenforellen nachgewiesen, wie das Landesamt für Verbraucherschutz mitteilte. Um welchen Betrieb es sich genau handelt, wurde nicht mitgeteilt. Es ist der erste Ausbruch in Sachsen-Anhalt seit 2013.
„Der Bestand war gesund, zeigte keine auffälligen Symptome. In der labordiagnostischen Untersuchung konnte bei den beprobten Fischen der Erreger nachgewiesen werden“, teilte das Veterinäramt des Salzlandkreises mit. Im Salzlandkreis wurden die infizierten Fische wohl direkt aus Mastfischanlagen in Dänemark eingekauft und damit das Virus eingeschleppt. Die eingesetzten Fische im Salzlandkreis wären bereits aus dem Gewässer entnommen worden.
Im Salzlandkreis wurden sofort alle nötigen Maßnahmen ergriffen. „Nach Bekanntwerden der Lieferung in einen Betrieb bei uns im Salzlandkreis wurde der Bestand umgehend untersucht und Proben der Fische zur Untersuchung an das Landesamt für Verbraucherschutz gegeben“, so das Veterinäramt.
Gefahr für andere Betriebe besteht nicht. „Die Fischseuche kann praktisch aus dem Bestand im Salzlandkreis nicht weiterverbreitet werden“, heißt es vom Veterinäramt. Auch weil Betriebe untereinander in der Regel keine Fische austauschen.
„Die Fischseuche kann praktisch aus dem Bestand im Salzlandkreis nicht weiterverbreitet werden.“
Veterinäramt des Salzlandkreises
Alle betroffenen Fische wurden geangelt und geschlachtet. „Alle notwendigen Maßnahmen, dass auch durch Wasser die Weiterverbreitung unterbunden wird, wurden außerdem getroffen. So kann davon ausgegangen werden, dass im Herbst der Neubesatz der Teiche mit Forellen ohne Gefahr der Infektion mit IHN erfolgen kann“, so das Veterinäramt. „Zudem sind alle mit der Fischerei betrauten Personen angewiesen, dass das Umsetzen von Fischen nur nach Absprache und Genehmigung der unteren Fischereibehörde erfolgt.“
Am 18. Mai wurde in einer Forellenfarm in Dänemark zum ersten Mal ein Ausbruch der Infektiösen Hämatopoetischen Nekrose (IHN) festgestellt. „Bis heute ermittelten die dänischen Behörden sechs Fischzuchten und einen Angelteich als infiziert, 64 Angelteiche stehen weiterhin unter Verdacht. Zuvor galt ganz Dänemark als IHN-frei“, teilte das Landesamt für Verbraucherschutz mit. Zahlreiche Fischhaltungen in Deutschland wurden vor allem mit Forellen beliefert.
Für Menschen ist das Virus ungefährlich. Auch nach dem Verspeisen von betroffenen Fischen kann die Krankheit nicht ausbrechen. Das Virus kann vor allem Lachse und Regenbogenforellen befallen und große wirtschaftliche Schäden verursachen. Problematisch ist der Erreger, weil er von anderen Fischen übertragen werden kann, die selbst nicht erkranken.Das Informationssystem zu Tierseuchen habe im Salzland funktioniert, aber die Verbreitung der Seuche in der Inkubationszeit der Erkrankung nicht verhindern können. „Es handelt sich um Fische wie Regenbogenforellen und Saiblinge. Diese Fische sind ohnehin nur von Herbst bis Frühjahr bei Wassertemperaturen bis 18° Celsius in derartigen Angelbetrieben anzutreffen“, so das Veterinäramt.
Hygiene von Geräten und Händen wichtig
Gefährlich ist das Virus vor allem für junge Fische. Erwachsene Fische können die Infektion überstehen, danach aber über Ausscheidungen das Virus weitergeben. Auch infizierte Fischeier, Wasser in infizierten Anlagen, kontaminierte Geräte und Parasiten können bei der Übertragung eine Rolle spielen. Bei niedrigen Temperaturen können die empfänglichen Fische erkranken und sterben.
Laut Landesamt für Verbraucherschutz können diese Symptome auf die Erkrankung hinweisen: „Dunkelfärbungen der Haut, Glotzaugen sowie durch Blutarmut hervorgerufene blasse Kiemen und andere blasse Organe. Zudem können feine Blutungen in Darmfett, Muskulatur und Flossenansätzen auftreten. Im chronischen Stadium kann es zu zentralnervösen Störungen mit ungewöhnlichen Schwimmbewegungen kommen.“
„Wenn ein Angler im Unterlauf potenziell verseuchte Forellen anfasst und sie wieder ins Gewässer wirft, sollten Kescher und Angelhaken desinfiziert werden, die Hände gewaschen werden.
Stefan Mäurer, Fischereiberater
Worauf müssen Angler und Betriebe achten? „Wichtig ist es, die Fische zu isolieren. Der Bestand muss vernichtet, die Anlage desinfiziert werden. Dazu gehören Geräte, Becken und das Wasser“, erklärte Sachsen-Anhalts Fischereiberater Stefan Mäurer. Aber: „Die Gefahr der Übertragung auf andere Betriebe ist sehr unwahrscheinlich.“
Er appelliert trotzdem an die Hobbyangler, Vorkehrungen zu treffen. „Wenn ein Angler im Unterlauf potenziell verseuchte Forellen anfasst und sie wieder ins Gewässer wirft, sollten Kescher und Angelhaken desinfiziert werden, die Hände gewaschen werden“, sagte Mäurer. Auch Menschen könnten das Virus übertragen, ohne an der Krankheit zu erkranken. „Von Panikmache rate ich aber ab.“
Anzeigepflicht für Angler bei kranken Fischen
Für die Angler gilt eine Anzeigepflicht bei auffälligen Fischen. Ein Anruf bei der Polizei hilft. Auch die untere Fischereibehörde im Salzlandkreis berät. Der betroffene Betrieb im Salzlandkreis wird große finanzielle Verluste erleiden, damit aber nicht alleingelassen. In der Regel sind die Betriebe Mitglied in der Tierseuchenkasse, die als Versicherung greift. Die Tierseuchenkasse informiert zudem über Prävention und Maßnahmen.
Das Institut für Binnenfischerei (IfB) empfiehlt Händlern und Anglern, beim Einkauf von lebenden Fischen auch auf den Gesundheitsstatus der Fischzuchtanlagen zu achten. „Angler können beim Kauf von Besatzfischen auf eine Tiergesundheitsbescheinigung achten und bei lokalen Fischproduzenten kaufen, denen sie vertrauen“, sagte Christopher Naas vom IfB. Auch hier gelte: Billiger sei nicht immer besser. „Man sollte den Verkäufer auch fragen und sich gegebenenfalls bestätigen lassen, ob die Fische IHN-frei sind.“
Die Angler in der Region haben den Ausbruch von IHN zur Kenntnis genommen. „Es ist meldepflichtig, bei uns aber bisher noch nicht aufgetreten“, sagte Andreas Herrmann, Vorsitzender des Sportfischervereins Löderburg mit etwa 300 Mitgliedern. „Wir beziehen unsere Fische aus dem Harz.“
Heimo Reilein ist Vorsitzender der Interessengemeinschaft Bode-Lachs. Er hält das Virus für hochgefährlich. „Für die Bode wäre das der Super-GAU“, sagte er. „Ich möchte Anglern dringend raten, Regenbogenforellen nicht in die Bode zu setzen. Es sollte sich an die gängige Besatzpraxis gehalten werden.“ Das wäre aber nicht nur wegen IHN eine gute Idee. Denn: „Regenbogenforellen sind keine einheimische Fischart“, so Reilein. Sie gefährden den gewässertypischen Bestand. Zudem empfiehlt er, dass Angler beim Einkauf einen Unbedenklichkeitsnachweis anfordern. Zertifikate würden helfen, die Qualität zu sichern und die Ausbreitung von Seuchen zu verhindern.