Nachbau entsteht anlässlich der Sonderausstellung 600 Jahre Hohenzollern im Burg-Pavillon - Eröffnung am 1. April Die Faule Grete ist fertig - CJD baut Kanone nach
Jugendliche des Christlichen Jugenddorfes Billberge haben die Faule Grete nachgebaut. Die Kanone wird im Mittelpunkt der Sonderausstellung stehen, die am 1. April im Burg-Pavillon eröffnet.
Billberge l Dass in Billberge kreative Köpfe arbeiten, ist spätestens seit der 1000-Jahr-Feier in Tangermünde bekannt. Für den großen Festumzug im Jahre 2009 waren hier wunderschöne, originalgetreue Requisiten und Nachbildungen entstanden.
Jetzt haben Ausbilder und Lehrlinge wieder hervorragende Arbeit geleistet. Seit Anfang Februar bauten sie fast täglich neben ihrer eigentlichen Ausbildungsarbeit an der Nachbildung eines mittelalterlichen Stabringgeschützes - so erklärt es Ausbilder Joachim Müller. Der Fachmann für den Bereich klingt so, als hätte er sich schon immer für das Thema historischer Geschosse interessiert.
"Ganz so ist es nicht", gesteht er. Doch die Aufgabe, mit der die Stadt Tangermünde das Christliche Jugenddorf betraute, hat in ihm das Interesse dafür geweckt. Deshalb ist Joachim Müller auch in der Lage, viele Details über den Nachbau der Faulen Grete zu verraten. Dabei handelt es sich um eine Kanone, die Friedrich I. von Brandenburg nutzte, um mit ihrer Hilfe innerhalb von drei Wochen den Widerstand der märkischen Ritterschaft zu brechen und so die Grundlage für den Aufstieg der Hohenzollern-Dynastie in Brandenburg legte. Die Faule Grete ist eine Riesenkanone, die mit großen Steinkugeln bestückt wurde.
Ein Original dieser Kanone gibt es nicht mehr. Im Militär-Historischen Museum in Dresden sei die Faule Magd ausgestellt, berichtet Sigrid Brückner, Leiterin der Tangermünder Museen.
Nach Zeichnungen, die Sigrid Brückner dem CJD zur Verfügung gestellt hatte, waren in den vergangenen Wochen die Planungen für den Nachbau erfolgt. Allein das geschmiedete Rohr, sagt Joachim Müller, habe im Original 1,1 Tonnen gewogen. Geschossen worden sei mit etwa 150 Kilogramm schweren Steinkugeln.
Das Modell aus Holz kann beim Gewicht auf keinen Fall mithalten. Das Rohr, komplett aus Kiefernholz und MDF-Platten, "wiegt vielleicht 200 Kilogramm", schätzt der Ausbilder. Auch Kugeln haben die Holzbearbeiter-Lehrlinge hergestellt - aus Styropor mit entsprechender Farbummantelung.
"Bei solchen Aufgaben muss man kreativ sein", berichtet Joachim Müller. "Wann bauen wir hier schon einmal eine Kanone?" Doch letztendlich habe es allen jede Menge gegeben. "Das ist eine Herausforderung, die Spaß macht", so Müller. Schritt für Schritt näherten sie sich in den vergangenen Wochen dem Ziel, setzten die zu Papier gebrachten Ideen und Maße in die Realität um. Selbst die eisernen Beschläge an Rädern und Wagen entstanden im CJD. Hufschmied Jürgen Schmundt hat sie hergestellt.
"Ich bin mit dem Ergebnis mehr als zufrieden", gesteht Sigrid Brückner, während sie das Werk von allen Seiten bestaunt. Was im September oder Oktober erstmals besprochen wurde, existiert jetzt und kann angefasst, bestaunt und fotografiert werden.
Auf das Kanonenrohr, das aus etlichen millimetergenau zugeschnittenen Holzleisten zusammengeleimt wurde, haben die Azubis 54 Ringe unterschiedlicher Größe aus MDF-Platten gesetzt. Auch im Original sah die Faule Grete so aus.
Mit großen Styroporkugeln wollen die Hersteller dieses Geschütztes das Gesamtbild abrunden, vielleicht sogar eine Kugel in den Kanonenlauf legen, allerdings an einem Band befestigt, damit sie jederzeit wieder herausgezogen werden kann.
Einig sind sich auch alle, dass die Faule Grete nicht als Ganzes nach Tangermünde umziehen wird. "Wir werden sie auseinanderbauen, rüberfahren und an Ort und Stelle wieder zusammensetzen", lautete der Vorschlag von Joachim Müller.
Die Faule Grete wird Mittelpunkt der Ausstellung "Friedrich I. - Burggraf von Nürnberg und Kurfürst von Brandenburg - Wie vor 600 Jahren die Hohenzollern in die (Alt)Mark kamen" sein. Diese wird am 1. April im Pavillon des Burgmuseums um 14.30 Uhr feierlich eröffnet.
Sigrid Brückner, Leiterin der Museen der Stadt, erklärt dazu: "Da es sich hier um ein hochwissenschaftliches Thema handelt, entsteht die Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Historischen Institut der Universität Potsdam." Auf etwa 30 großen Tafeln (ähnlich wie zur Ausstellung um das Leben und Wirken Kaiser Karls IV.) wird in Texten über das Geschlecht der Hohenzollern und ihren Weg von Franken in die Mark Brandenburg berichtet werden. Die Rolle der Kurfürsten wird untersucht und dargestellt, über die Zeit des Umbruchs und der Neuorientierung sowie über die europäische Geschichte in der Frühneuzeit berichtet.