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Riesen-Umweltskandal in der Börde Tonnenweise Asbestmüll bei den Klärteichen der Zuckerfabrik Klein Wanzleben gefunden

Das Ordnungsamt der Einheitsgemeinde Wanzleben hat nach einem Hinweis illegal entsorgten Asbestmüll in der Nähe der Zuckerfabrik Klein Wanzleben entdeckt. Es handelt sich um den bislang größten Fund dieser Art in der Börde und somit um einen Riesen-Umweltskandal.

Von Christian Besecke 09.10.2024, 17:25
Diese sogenannten Big-Packs sind an den Klärteichen der Zuckerfabrik aufgefunden worden.
Diese sogenannten Big-Packs sind an den Klärteichen der Zuckerfabrik aufgefunden worden. Foto: Einheitsgemeinde

Klein Wanzleben. - Müll wird im gesamten Landkreis Börde immer wieder illegal entsorgt – und das mittlerweile im großen Stil. Asbest wird auch gern in die Landschaft gekippt. Was das Wanzleber Ordnungsamt jetzt entdeckt hat, sprengt jedoch alle bisher bekannten Maßstäbe.

Gleich 12 sogenannte Big-Packs sind an den Klärteichen der Zuckerfabrik in Klein Wanzleben aufgefunden worden. „Wir haben die Information von Nordzucker-Mitarbeitern bekommen“, erklärt Wanzlebens Bürgermeisterin Grit Matz (CDU). An einer Zufahrt zu den Klärteichen der Nordzucker AG – an der B246 a zwischen Wanzleben und dem Abzweig Klein Wanzleben – wurden diese 12 Big-Pack-Säcke mit Asbestplatten entsorgt.

Die Entsorgung muss wohl am zurückliegenden Wochenende erfolgt sein. „Aufgrund des krebserregenden Materials sowie der abgeladenen Menge stellt diese illegale Entsorgung keine Ordnungswidrigkeit mehr dar, sondern ist nach Paragraf 326 des Strafgesetzbuches als Straftat einzustufen“, betont Ordnungsamtsleiter Kai Pluntke. Der Landkreis Börde, als zuständige Abfallbehörde, sei informiert worden und werde die Entsorgung und das weitere Verfahren übernehmen.

Angesichts des Ausmaßes sind die Behörden im Landkreis Börde durchaus geschockt, denn die Dimensionen in dem Fall übersteigen alles bisher dagewesene in Sachen illegaler Müllentsorgung. Demnach müsste der Transport in der Öffentlichkeit aufgefallen sein. Daher ruft die Verwaltung der Einheitsgemeinde die Bürger dazu auf, eventuelle Beobachtungen an den Landkreis Börde oder aber an das Polizeirevier Börde zu melden. Außerdem seien auch Hinweise zu kürzlich stattgefunden Asbest-Abrisstätigkeiten in der Region eine wertvolle Information.

Gewaltige Dimension

Um die Dimension des Falles näher zu erläutern, bietet sich ein kleines Rechenbeispiel an. So ein Big-Pack, wie er gleich zwölf Mal verwendet wurde, kann eine Traglast von etwa 1.500 Kilo aushalten. Die Entsorgung von einer Tonne Asbest kostet inzwischen 100 bis 300 Euro, Ausreißer nach oben sind durchaus möglich. Im vorliegenden Fall wurden die Transportbehälter jeweils mit Asbestbruch beladen, was die Sache noch gefährlicher macht. „Charakteristisch für Asbest ist seine Eigenschaft, sich in feine Fasern zu zerteilen, die sich der Länge nach weiter aufspalten und dadurch leicht eingeatmet werden können. Die eingeatmeten Fasern können langfristig in der Lunge verbleiben und das Gewebe reizen“, klärt das Umweltbundesamt auf.

Bei unerlaubter Entsorgung von Asbestplatten drohen hohe Strafen. Im Strafgesetzbuch heißt es dazu: „Wenn eine Person krebserzeugende Stoffe unter anderem sammelt, befördert, lagert oder beseitigt, so stellt dies eine Straftat dar.“ Wer unerlaubt Asbest entsorgt, muss mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder einer hohen Geldstrafe rechnen. In jedem Fall beschäftigt sich mit der Angelegenheit das Gericht. In Deutschland ist es seit 1993 verboten, Asbest oder asbesthaltige Produkte herzustellen, in Verkehr zu bringen oder zu verwenden. In der EU gilt dieses umfassende Verbot seit 2005.

In der Einheitsgemeinde Wanzleben wird von Ordnungsamtsmitarbeitern immer wieder illegal abgelagerter Müll gefunden. Asbestverkippungen waren darunter – so eine größere im Jahr 2013 – aber nicht in diesem Ausmaß.