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Kriegsgedenken Eigenes Gedenken: Russlands Botschafter ehrt die Kriegstoten

Russische Vertreter sind bei Veranstaltungen zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs unerwünscht – wegen des Ukraine-Krieges. Russlands Botschafter kommt zu einem separaten Gedenken.

Von dpa Aktualisiert: 28.04.2025, 12:47
Russlands Botschafter in Deutschland, Sergej Netschajew, kommt zum stillen Gedenken in die Gedenkstätte Sachsenhausen. Die Gedenkstätten-Stiftung hat russische Vertreter gebeten, nicht zu offiziellen Gedenkveranstaltungen zu kommen.
Russlands Botschafter in Deutschland, Sergej Netschajew, kommt zum stillen Gedenken in die Gedenkstätte Sachsenhausen. Die Gedenkstätten-Stiftung hat russische Vertreter gebeten, nicht zu offiziellen Gedenkveranstaltungen zu kommen. Soeren Stache/dpa

Oranienburg - Der russische Botschafter in Deutschland, Sergej Netschajew, hat zum 80. Jahrestag des Kriegsendes die deutsch-russische Versöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg gewürdigt. Bei einem Besuch der Gedenkstätte Sachsenhausen ehrte er die gefallenen Soldaten der Roten Armee. „Das war wirklich ein wichtiger Aussöhnungprozess“, sagte Netschajew auf Nachfrage. „Das wissen wir zu schätzen und ich hoffe, dass dieser Aussöhnungsweg nicht erodieren wird.“

Die Brandenburgische Stiftung Gedenkstätten hat Netschajew und andere russische Vertreter gebeten, keine Gedenkveranstaltungen zu besuchen. „Wir sind hier so zahlenmäßig stark gekommen, um das Andenken an die gefallenen sowjetischen Soldaten und Kriegsgefangenen zu ehren“, sagte der Botschafter.

„Wir dürfen das besuchen. Es ist öffentlich zugänglich.“ Netschajew sagte: „Vielen Dank für die Solidarität, für die objektive Erinnerungskultur, das wissen wir zu schätzen. Wir wissen, dass wir in Deutschland viele Freunde haben.“ Dafür erhielt er Applaus von Besuchern.

Separates Gedenken seit Beginn des Ukraine-Kriegs

Gedenkstättendirektor Axel Drecoll hatte angekündigt, das Hausrecht durchzusetzen, wenn der Botschafter trotz der Bitte zu Gedenkveranstaltungen kommt. Es gab jedoch ein eigenes stilles Gedenken der Botschaft wie in den vergangenen Jahren seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. 

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hatte dem Botschafter vor zwei Jahren geschrieben, dass er das Vorgehen angesichts des Ukraine-Kriegs für richtig halte.

Außenministerium fürchtet Instrumentalisierung 

Das Auswärtige Amt hatte Ländern, Kommunen und Gedenkstätten des Bundes empfohlen, offizielle russische Vertreter zu Weltkriegs-Gedenkveranstaltungen nicht zuzulassen. Dies wurde mit der Befürchtung begründet, dass Russland die Veranstaltungen „instrumentalisieren und mit seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine missbräuchlich in Verbindung bringen“ könnte. 

Brandenburgs BSW-Landtagsfraktionschef Niels-Olaf Lüders hält das für falsch und fordert die Teilnahme des russischen Botschafters an offiziellen Gedenkfeiern.

Zehntausende Opfer in Sachsenhausen

Zehntausende Häftlinge kamen im Konzentrationslager (KZ) Sachsenhausen laut Gedenkstätte durch Hunger, Krankheiten, Zwangsarbeit, medizinische Versuche und Misshandlungen um oder wurden Opfer systematischer Vernichtungsaktionen. Im Jahr 1941 wurden mindestens 10.000 sowjetische Kriegsgefangene ermordet, unten ihnen viele Juden. Am 22. April 1945 befreiten Einheiten der sowjetischen und polnischen Armee etwa 3.000 im Lager zurückgebliedene Kranke, Pfleger und Ärzte.