Bundestagswahl Hochrechnung: CDU in Niedersachsen vorn, SPD mit Verlusten
Die Union gewinnt die Bundestagswahl – für die SPD ist es ein historisch schlechtes Ergebnis. Wie äußert sich Niedersachsens Parteiprominenz?
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Hannover - Eine Hochrechnung des NDR sieht die CDU als Gewinner der Bundestagswahl in Niedersachsen. Demnach kommt die Partei von Kanzlerkandidat Friedrich Merz auf 27,7 Prozent. Dahinter landet mit deutlichen Verlusten auf dem zweiten Platz die SPD mit 23,0 Prozent.
Danach folgt die AfD auf dem dritten Platz mit 18,2 Prozent. Auf den weiteren Plätzen folgen Grüne (11,7 Prozent) und Linke (7,7 Prozent). Die FDP kommt der Hochrechnung von Infratest dimap zufolge auf 4,4 Prozent, das BSW auf 3,6 Prozent.
Bei der vergangenen Bundestagswahl 2021 wurde in Niedersachsen die SPD mit 33,1 Prozent die stärkste Kraft. Es folgten die CDU (24,2 Prozent), Grüne (16,1 Prozent), FDP (10,5 Prozent), AfD (7,4 Prozent) und Linke (3,3 Prozent).
Weil mit Forderung an Merz
Obwohl die Union als Gewinner der Wahl hervorgeht, stellte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil eine klare Forderung an Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz. „Merz wird sich an seinem Versprechen messen lassen müssen, dass es keine wie auch immer geartete Zusammenarbeit mit der AfD geben wird“, sagte der SPD-Politiker und fügte mit Blick auf erste Hochrechnungen hinzu: „Um die 20 Prozent für eine in Teilen nachgewiesenermaßen rechtsextreme Partei sind mehr als besorgniserregend.“
AfD-Fraktionschef: „Wir stehen zur Verfügung“
Der AfD-Fraktionsvorsitzende im niedersächsischen Landtag, Klaus Wichmann, hat sich für eine Koalition der Union mit seiner Partei als Juniorpartner ausgesprochen. „Wir stehen zur Verfügung, wenn die CDU uns braucht für das Durchsetzen der richtigen Politik“, sagte Wichmann im NDR. Merz hatte dies aber mehrfach unmissverständlich ausgeschlossen.
Wulff: AfD und Linke werden Merz einen Blumenstrauß schicken
Der frühere Bundespräsident und ehemalige niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff kritisierte den Wahlkampf der Union. „Die Polarisierung, die insbesondere die CDU/CSU am Ende des Wahlkampfs gemacht hat, die war offenkundig falsch, denn die Ränder sind stärker geworden“, sagte der frühere CDU-Spitzenpolitiker im NDR-Fernsehen. „AfD und die Linkspartei, die werden wahrscheinlich Friedrich Merz einen Blumenstrauß schicken.“
Lechner: Gräben zuschütten und Brücken bauen
Niedersachsens CDU-Chef Sebastian Lechner mahnte eine schnelle Regierungsbildung an. „Wir sind heute stärkste Kraft geworden. Wir haben den klaren Regierungsauftrag bekommen“, sagte Lechner im NDR. Jetzt gehe es darum, „in den nächsten Tagen manche Gräben zuzuschütten, wieder Brücken zu bauen und möglichst zügig zu einer handlungsfähigen Regierung zu kommen“.
Hamburg zu Grünen-Ergebnis: „Nicht zufriedenstellend“
Niedersachsens stellvertretende Ministerpräsidentin Julia Willie Hamburg hätte sich ein besseres Ergebnis für die Grünen gewünscht. Der Anspruch ihrer Partei sei ein anderer, sagte die Kultusministerin im NDR. Allerdings hätten die Grünen im Wahlkampf zuletzt Vertrauen zurückgewonnen und sich nach Umfragewerten von unter 10 Prozent auf bis zu 14 Prozent hochgearbeitet. „Insofern glaube ich, dass das erstmal ein gutes Ergebnis ist. Aber natürlich nicht zufriedenstellend“, sagte Hamburg.
Wahlbeteiligung deutlich gestiegen
Bis zum Nachmittag hatten in Niedersachsen deutlich mehr Bürgerinnen und Bürger ihre Stimme abgegeben als bei der Bundestagswahl 2021. Landesweit besuchten bis 16.30 Uhr etwa 76,2 Prozent der Wahlberechtigten die Wahllokale und stimmten ab, wie die Landeswahlleitung in Hannover mitteilte. Nicht einbezogen sind Bürgerinnen und Bürger, die sich für die Briefwahl entschieden haben. Damit fiel die Wahlbeteiligung bis 16.30 Uhr schon höher aus als die Gesamt-Wahlbeteiligung bei der Wahl 2021 (74,7 Prozent).
Bundestagswahl fast reibungslos verlaufen
Der Ablauf der Bundestagswahl in den rund 8.100 niedersächsischen Wahllokalen hat laut Landeswahlleiter gut funktioniert. „Weitestgehend ist es richtig gut gelaufen, ohne Zwischenfälle“, sagte Markus Steinmetz der Deutschen Presse-Agentur. Kurz vor Schließung der Wahllokale habe es dann doch noch Probleme gegeben.
„Es hat sich herausgestellt, dass in Salzgitter in einigen Wahllokalen offenbar zu wenig Stimmzettel lagen“, sagte Steinmetz. Falsch gedruckte Stimmzettel und die hohe Wahlbeteiligung sorgten für eine Verzögerung, weshalb zunächst nicht alle Wahlberechtigten bis 18.00 Uhr ihre Stimme abgeben konnten. „Aber jetzt sind alle Stimmabgaben beendet und auch in Salzgitter wird jetzt ausgezählt“, sagte er gegen 19.30 Uhr.