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Umstrittene Farbe Streit über neues türkisblaues CDU-Logo - was sagt Sachsen-Anhalt dazu?

Die Bundes-CDU will den Landesverbänden ein neues Partei-Logo überstülpen. Die Grundfarbe ist nun türkisblau. Doch nicht jedem gefallen die Änderungen. Wie geht Sachsen-Anhalts CDU damit um?

Von Michael Bock Aktualisiert: 21.09.2023, 19:47
CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann hat das neue Partei-Logo vorgestellt.
CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann hat das neue Partei-Logo vorgestellt. Foto: IMAGO/Chris Emil Janßen

Magdeburg - Besonders auffällig ist die neue Grundfarbe – türkis. Aber nicht einfach türkis. Nein, „Cadenabbia“ heißt sie. Das stehe für „Vitalität, Zuversicht und Freiheit“, frohlockt CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann. Namensgeber für die Farbe ist der italienische Urlaubsort des ersten CDU-Kanzlers Konrad Adenauer.

„Cadenabbia“ sorgt sofort für Diskussionen. Weil türkis ein Blauton ist. Und Blau ist auch die Farbe der AfD. In sozialen Medien ist die Häme groß. Die Farbe wird als Beleg für eine Annäherung an die Rechtspartei gedeutet. Unfug, meint der Generalsekretär. In wahlkämpfenden CDU-Landesverbänden gebe es schon seit 2017 einen Trend zu Blautönen, zuletzt in der siegreichen Kampagne in Berlin oder aktuell bei der Hessen-CDU.

Zum Logo gehören zudem drei nach rechts oben weisende Streifen in Schwarz, Rot und Gelb. „Der sogenannte CDU-Bogen erinnert vom Schwung her ebenfalls irgendwie an den phallisch aufstrebenden AfD-Pfeil“, urteilt die Neue Zürcher Zeitung. Es folgen die drei Buchstaben CDU, alle in schwarz. Seit 1972 waren sie sozialdemokratisch rot. „Die CDU wird wieder schwarz“, jubelt Linnemann.

Neues CDU-Logo: Kritik aus Nordrhein-Westfalen, Berlin und Sachsen

Das neue Erscheinungsbild soll nun den Landesverbänden schmackhaft gemacht werden. Denn bei den CDU-Logos gibt es bisher ein kunterbuntes Kuddelmuddel – von schwarz über orange bis blau und rot. Die sächsische CDU etwa hat im Logo rote Buchstaben und drumherum viel Grün.

Die angestrebte Vereinheitlichung gefällt nicht jedem. Nordrhein-Westfalen, Berlin und Sachsen mucken auf, sie wollen das alte Logo behalten. In Brandenburg sollen die Mitglieder befragt werden.

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz soll intern damit gedroht haben, nur noch in den Bundesländern aufzutreten, in denen auch das neue Logo verwendet wird. Das will „The Pioneer“ erfahren haben.

Umstrittene Farbe: CDU in Sachsen-Anhalt fährt parallel

Wie geht Sachsen-Anhalt mit dem neuen Bundes-Logo um? Landesgeschäftsführer Mario Zeising sagt, dass die Partei für die Kommunalwahl im nächsten Jahr noch ihr altes Logo verwenden werde. Das neue werde aber schon im Europawahlkampf eingesetzt. Die Landes-CDU fährt also parallel. Beide Wahlen sind am selben Tag.

Und danach? „Unser Alleinstellungsmerkmal wollen wir weiterverwenden“, sagt Zeising. Konkret: Der Schriftzug „Die Sachsen-Anhalt-Partei“ soll auch auf dem neuen Logo prangen. Eine gewisse „Individualisierung“ sei möglich, sagt der Landesgeschäftsführer.

Wie bewerten CDU-Politiker das neue Logo? Der Harzer Kreisvorsitzende Ulrich Thomas sagt: „Die Inhalte sind mir wesentlich wichtiger als ein neues Logo. Wir müssen als Union wieder unseren Kurs finden. Alles andere ist Geschmackssache.“ Und überhaupt: „So ein Logo ist nicht wahlentscheidend.“

André Schröder, CDU-Landrat im Landkreis Mansfeld-Südharz, sieht es pragmatisch: „Ich finde gut, dass darüber geredet wird. Das hält uns im Gespräch. Es ist richtig, sich moderner zu zeigen. Die Farbgebung hat mich aber ein bisschen überrascht.“

Halles Kreischef Marco Tullner sagt: „Ich bin kein Fan solcher Design-Debatten. Das lenkt von Inhalten ab.“ Das neue Logo findet er „gewöhnungsbedürftig“.

Markus Kurze, Kreischef im Jerichower Land, sagt: „Der Renner ist es nicht.“

Marketing-Experte Rafael Brinkert, der auch die Wahlkampagne von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) betreute, sagt, er habe mit seinem Team der CDU 2018 bereits geraten, eine einheitliche Marke zu schaffen. E wird nun mit den Worten zitiert: „Nur auf Türkisblau sind wir definitiv nicht gekommen. Nein, wir hätten sogar Abstand genommen.“