Computer-Panne legt BER lahm
Mitten in den Ferien: Keine Starts und Landungen am Berliner Flughafen - auch viele Urlauber aus Sachsen-Anhalt bleiben am Boden.
Berlin/Magdeburg - Zehntausende von Flugreisenden waren gestern von einer IT-Havarie, die weltweite Auswirkungen hatte, betroffen. Am Hauptstadtflughafen standen die Anzeigetafeln bis 10 Uhr auf „fällt aus“ und die Check-in-Schalter waren geschlossen. Unter den Wartenden auch viele Sachsen-Anhalter, die den BER gern als Sprungbrett in die Ferne nutzen.
In Hamburg fiel der Ausfall, wie in Berlin mit dem Ferienbeginn zusammen. Aufgrund des großen Reiseaufkommens seien die Auswirkungen der Havarie noch viel größer, als an normalen Reisewochenenden gewesen, so ein Sprecher.
Alarmglocken auch in Hamburg
Auch in Düsseldorf klingelten die Alarmglocken. Ein Sprecher des Flughafens bestätigte, dass es aufgrund der Störung Beeinträchtigungen bei den Check-in- und Boarding-Prozessen von Eurowings kommt. „Daher werden die Abflüge der Airline derzeit manuell eingecheckt“, wurde gestern Mittag bekanntgegeben.
Der Flughafen Hamburg hatte ebenfalls mit einer Störung zu kämpfen. Vier Fluggesellschaften waren betroffen, so eine Sprecherin: Ryanair, Vueling, Turkish Airlines und Eurowings. Letztere strich ihre Flüge bis 15 Uhr. „Diese Anbieter konnten die Tickets nur händisch ausstellen.“
Dem Super-GAU entgangen waren die Flughäfen Leipzig-Halle und Dresden, wie Uwe Schuhart, Sprecher der Mitteldeutsche Flughafen AG, der Volksstimme auf Anfrage mitteilte. Lediglich ein Flieger der Türkischen Fluggesellschaft von Antalya kommend, habe am Mittag eine Stunde Verspätung gehabt. Der Flughafen Hannover vermeldete ebenfalls keine Einschränkungen.
Entwarnung für Sachsen-Anhalt
Auch das Digitalministerium Sachsen-Anhalts gab Entwarnung. „Nach Abfrage bei Dataport, dem IT-Dienstleister des Landes, können wir davon ausgehen, dass Behörden und Verwaltungen von dem IT-Ausfall nicht betroffen sind.“
Das Innenministerium Sachsen-Anhalt teilte der Volksstimme mit, dass es für die Bereiche des Ministeriums – zum Beispiel Polizei und Feuerwehr - keine Erkenntnisse über Beeinträchtigungen der IT-Systeme gibt.
Auslöser für das Desaster war nach ersten Erkenntnissen das fehlerhafte Programm-Update durch die US-amerikanischen IT-Sicherheitsfirma „Crowdstrike" mit Sitz in Austin (Texas). Der Fehler sei beim „Booten“ (Neustart, wobei alle gespeicherten Anwenderprogramme neu geladen werden) aufgetreten und habe negative Auswirkungen auf die Software von Microsoft gehabt, heißt es. Viele Microsoft 365-Dienste für Nutzer waren nicht erreichbar. Auf den Computern war nur noch die berüchtigte Fehlermeldung „Blue Screen of Death“ zu lesen.
Die US-Fluggesellschaften United, American Airlines und Delta setzten ihre Starts aus und die Lufthansa beklagte Ausfälle im Buchungssystem.
Das öffentliche Leben stand in vielen Ländern weitgehend still. Auch Australien, Großbritannien, Spanien und Indien waren betroffen. Den „Blackout“ gab es allerdings nicht nur auf den Flughäfen, auch Banken, Tankstellen, Supermarktketten, Bahnverkehr und TV-Sender, die Microsoft-Software benutzen, waren betroffen. So musste der britische Nachrichtensender „Sky News“ sein Programm einstellen. In Australien waren bei „ABC News“ alle Monitore ausgefallen.
Zahlungsverkehr war bei einigen Banken nicht möglich.
In Norddeutschland sagte das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Operationen ab. Bei rund 3.700 britischen Hausarztpraxen kam es zu Problemen. Apotheken hatten keinen Zugriff auf Rezepte von Hausärzten und Medikamentenlieferungen.
Aufregung im Olympiaort Paris
Die globale IT-Panne sorgt auch bei den Organisatoren der Olympischen Spiele in Paris für Probleme. So war unter anderem das Akkreditierungssystem betroffen. Auch die Ankunft von Sportlern sowie Offiziellen könne gestört werden, da der internationale Flugverkehr seit Stunden beeinträchtigt war.
„Die technischen Teams von Paris 2024 wurden mobilisiert, um die Auswirkungen des IT-Problems zu verringern“, hieß es in der Pressemitteilung des Organisationskomitees weiter: „Wir haben Notfallpläne aktiviert, um die Fortsetzung des Betriebs zu gewährleisten.“