Volksstimme-Aktion „Leser helfen 2024“ Generation 60plus in Aktion
Uni Magdeburg bringt ehrenamtlich engagierte Männer und Frauen mit Kindern und Sportvereinen zusammen. Ziel ist es, Bewegung fest im Kita-Alltag zu verankern.
Magdeburg - Das aufgeregte Hopsen vor der noch verschlossenen Tür zu den Sporträumen ist ein klares Zeichen: Die Vorfreude ist groß bei den kleinen Magdeburgern, denn wenn die „Sport-Omis“ in der Kita Schlupfwinkel erscheinen, dann bedeutet das eine Stunde Spiel, Spaß - und auch ein bisschen schwitzen. Aber so soll es auch sein, schließlich heißt das generationsverbindende Projekt der Uni Magdeburg, das die Volksstimme-Leser durch ihre Spenden unterstützen können, nicht „Senioren und Kinder drehen Däumchen und haben Langeweile“, sondern: „Senioren bringen Kinder in Bewegung“ - kurz „SeKiB“.
Omis ins Herz geschlossen
Monique Stolte, Sozialarbeiterin in der Kita Schlupfwinkel, ist Feuer und Flamme: „Wenn ich das Leuchten in den Augen der Kinder sehe und auch die Fortschritte bei der Rolle vorwärts, dem Balancieren oder dem Bankziehen, dann geht mir das Herz auf.“ Sie sei dankbar, dass ihre Kita bei „SeKiB“ mitmachen kann. „Und ich freue mich, dass wir so tolle, engagierte Senioren als Übungsleiter gefunden haben.“ Die Kinder hätten die Omis schnell ins Herz geschlossen, und umgekehrt, so ihre Beobachtung, „ist das ganz offensichtlich genauso“.
Das Projekt „SeKiB“ ist eingebettet in eine großangelegte Studie zum Nutzen gezielter Bewegungsförderung für die motorische und soziale Entwicklung von Vorschulkindern. Finanziell gefördert wird das von Magdeburger Sportwissenschaftlern entwickelte Projekt vom Verband der Ersatzkassen (vdek). Die Grundidee von SeKiB: Ehrenamtlich engagierte Männer und Frauen der Generation 60plus werden vom Projektteam der Uni zu Kindersport-Übungsleitern ausgebildet. In der Folge absolvieren die „Sport-Omas“ und „Sport-Opas“ mit den Knirpsen in Kitas oder Sportvereinen, die ein entsprechendes Kindersport-Angebot bereits haben oder dieses etablieren wollen, regelmäßig eine Übungsstunde. „Unser Ziel ist es, Bewegungsangebote dauerhaft im Kita-Alltag zu verankern und gleichzeitig die Vereinsstrukturen nachhaltig zu stärken - insbesondere in sozial benachteiligten Regionen“, erklärt Sportwissenschaftlerin und Projektleiterin Dr. Christiane Desaive.
Und „SeKiB“ scheint sich zu einer Erfolgsgeschichte zu entpuppen. „Die Mundpropaganda und Vernetzung untereinander funktioniert bestens“, freut sich die Projektleiterin über den „Selbstläufer“. So gebe es mittlerweile über Magdeburg hinaus Standorte in Halle, Wernigerode, Köthen, Stendal Schönebeck und Salzwedel.
120 Kinder mit Spaß dabei
So sagen landesweit bereits fast 30 Senioren in acht Kitas und sechs Sportvereinen der Bewegungsarmut, die auch bei den Kleinsten immer mehr um sich greift, den Kampf an. „Wir bewegen mit SeKiB inzwischen mehr als 120 Kinder, von denen ein Teil sogar schon im Verein aktiv ist, das übertrifft unsere Erwartungen“, so Desaive. Nicht nur sie ist überzeugt, dass es mit Hilfe von Spenden durch die Aktion „Volksstimme-Leser helfen“ noch weit mehr sein könnten. Auch Monique Stolte glaubt, dass sich die Zahl der Vereinsmitgliedschaften durch die Abfederung der Kosten deutlich erhöhen ließen. Dabei verweist die Kita-Sozialarbeiterin auf die Erfahrungen im „Schlupfwinkel“. Hier haben 49 Mädchen und Jungen das SeKiB-Schnuppertraining mitgemacht, 18 Vorschulkinder sind dabeigeblieben und inzwischen stolzes Mitglied beim kooperierenden USC Magdeburg.
Stolte: „Das Interesse ist geweckt, die Eltern sehen ja, dass ihren Kindern die Bewegung Spaß macht und guttut.“ Nicht nur die motorischen Fähigkeiten hätten sich durch die wöchentliche Übungsstunde positiv entwickelt, auch das Selbstbewusstsein der Kleinen habe Flügel bekommen. „Der Bedarf ist schon groß, das Problem sind wohl eher die Kosten für den Vereinsbeitrag“, legt sie den Finger in die Wunde. Für sozialschwache Familien, von denen viele zudem Migrationshintergrund haben und kinderreich sind, stelle der Vereinsbeitrag „durchaus eine Belastung dar. Wenn an dieser Stelle durch Spendengelder Abhilfe geschaffen werden könnte, wäre das wirklich großartig“.