Schulleiter gesucht Fast jede zehnte Grundschule in Sachsen-Anhalt ohne festen Leiter
Sachsen-Anhalts Grundschulverbandschefin spricht von einer nicht vertretbaren Situation. Sie fordert einen neuen Studiengang.

Magdeburg - In Sachsen-Anhalt waren zum Jahresende 41 von 436 Grundschulen nur von einer kommissarischen Schulleitung besetzt. Das sind 9,4 Prozent. Im Vergleich zu den Vorjahren hat sich die Lage damit leicht entspannt. 2023 waren bei damals 441 Grundschulen noch 56 ohne feste Leitung (12,7 Prozent).
Auch andere Schulformen suchen Leiter - aber deutlich seltener
Auch andere Schulformen suchen Leiter, allerdings deutlich seltener. So fehlte an 7 von 104 Sekundarschulen ein fester Schulleiter, ebenso an 5 der 91 Förderschulen. Die 62 Gymnasien im Land waren hingegen durchgehend besetzt.
Hohe Unterrichtsverpflichtungen und Klassenlehrer trotz Schulleiterfunktion
Trotz der rückläufigen Zahl offener Stellen spricht Grundschulverbandschefin Thekla Mayerhofer von einer „nicht vertretbaren Situation“. Woran liegt es, dass vor allem Grundschulen oft keine Leiter finden? „Als Grundschulleiterin hat man häufig trotzdem hohe Unterrichtsverpflichtungen, mancher ist parallel auch Klassenlehrer“, sagte Thekla Mayerhofer dazu. Wer die Leitung kommissarisch ausübe, bekomme zudem allein deshalb nicht mehr Geld. Um tatsächlich in die Leitungsfunktion aufzusteigen, sei ein gesondertes Bewerbungsverfahren zu durchlaufen.
Die Schulleiteraufgabe kommt häufig einer Selbstausbeutung gleich.
Ingo Dossmann, Schulleiter in Genthin
Ingo Dossmann, Leiter einer Grundschule in Genthin und Mitglied der Gewerkschaft GEW, sagte: „Die Schulleiteraufgabe kommt häufig einer Selbstausbeutung gleich.“ Gewährte Ausgleichsstunden kompensierten den Aufwand bei Weitem nicht.
Bildungsministerium: „Keine Schule im Land ist ohne Leitung.“
Das Bildungsministerium von Eva Feußner (CDU) räumte ein: Angesichts des bundesweiten Lehrermangels bleibe die Lage herausfordernd. Aber: „Keine Schule im Land ist ohne Leitung“, betonte Sprecherin Josefin Hannig. In Schulen mit vakanten Stellen werde die Aufgabe von beauftragten Lehrern, vom Stellvertreter oder einer anderen Schule übernommen.
Land zahlt Zulagen und verbeamtet nachträglich, Möglichkeit der Sprungbeförderung
Das Ministerium verwies auf eine Reihe von Schritten, um Stellen zu besetzen. Dazu gehörten sogenannte Sprungbeförderungen, die Einstellung von Verwaltungsassistenten, die Möglichkeit der Zahlung von Zulagen sowie die Möglichkeit einer nachträglichen Verbeamtung.
Kritik an Öffnung der Schulleiterfunktion auch für Seiteneinsteiger
Zuletzt hatte das Land auch Seiteneinsteigern mit wenigstens fünf Jahren Berufserfahrung den Weg zur Schulleiter-Funktion geöffnet, wenn klassisch ausgebildete Lehrer fehlen. Der Grundschulverband hält das für das falsche Signal. Stattdessen forderte Chefin Mayerhofer einen Studiengang für Schulmanagement. „Die meisten Grundschullehrer wählen den Beruf, weil sie Lehrer sein wollen“, sagte sie.