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Neue Studie Sachsen-Anhalts Schulleiter oft stark unter Druck: Gewerkschaft fordert Land zum Handeln auf

Laut einer aktuellen Studie sind Schulleiter in Sachsen-Anhalt mit deutlich höheren Belastungen konfrontiert als andere Berufsgruppen. Die GEW fordert Entlastungen vom Land. Die aber dürften vorerst kaum kommen.

Von Alexander Walter Aktualisiert: 21.01.2025, 14:08
Ingo Dossmann ist Leiter der Genthiner Grundschule "Stadtmitte" mit rund 160 Schülern: "Die Tatsache, dass Schulleiter wegen des Lehrermangels zunehmend als Krisenmananger agieren müssen, saugt unglaublich viel Kraft.“
Ingo Dossmann ist Leiter der Genthiner Grundschule "Stadtmitte" mit rund 160 Schülern: "Die Tatsache, dass Schulleiter wegen des Lehrermangels zunehmend als Krisenmananger agieren müssen, saugt unglaublich viel Kraft.“ Foto: Alexander Walter

Magdeburg - Sachsen-Anhalts Schulleiter sind mit einer deutlich höheren Arbeitsbelastung als andere Berufsgruppen konfrontiert und leiden auch deshalb häufiger an Burnout-Symptomen. Das geht aus einer mehrere Bundesländer umfassenden Studie im Auftrag der Bildungsgewerkschaft GEW hervor.

94 Prozent arbeiten an Wochenenden und Feiertagen, 84 Prozent abends und nachts

Der Untersuchung der Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften (FFAW) zufolge gaben 94 Prozent von 160 im Herbst befragten Schulleitungen im Land an, auch an den Wochenenden oder an Feiertagen zu arbeiten. 86 Prozent arbeiten demnach auch in den Abend- und Nachtstunden. 81 Prozent erklärten, Pausen selten oder nie einhalten zu können.

Viele Schulleiter gehen trotz Erkrankung zur Arbeit

Stark ausgeprägt sei das Phänomen, trotz Erkrankung arbeiten zu gehen, sagte Studienleiter Matthias Nübling. Zwar stünden den Anforderungen positive Aspekte einer Schulleitertätigkeit wie gute Entwicklungsmöglichkeiten sowie eine hohe Verbundenheit mit dem Arbeitsplatz gegenüber. Insgesamt werde die Belastung damit aber nur zum Teil ausgeglichen, was die erhöhten Burnout-Zahlen erkläre.

Wer aktuell eine Schulleiterstelle im Land besetzt, holt sich vor allem an Grundschulen in erster Linie mehr Arbeit rein.

Eva Gerth, Landeschefin der Bildungsgewerkschaft GEW

Ingo Dossmann, Leiter der Grundschule Stadtmitte in Genthin und GEW-Mitglied, sagte: „Vor allem die Tatsache, dass Schulleiter wegen des Lehrermangels zunehmend als Krisenmanager agieren müssen, saugt unglaublich viel Kraft.“ Seit Jahren würden zudem immer weiter nur Anforderungen draufgepackt, die Entlastung durch Anrechnungsstunden aber bleibe gleich.

GEW-Landeschefin Eva Gerth sprach von „alarmierenden Ergebnissen“. Die Landesregierung müsse endlich handeln. Die GEW-Chefin forderte unter anderem, einen vom Kabinett beschlossenen Einstellungsstopp für Schulverwaltungspersonal sofort aufzuheben. Angesichts immer weiter gestiegener Aufgaben müsse zudem die Zahl der Anrechnungsstunden für Schulleiter erhöht werden. „Wer aktuell eine Schulleiterstelle im Land besetzt, holt sich vor allem an Grundschulen in erster Linie mehr Arbeit rein“, sagte Gerth. Zuletzt waren in Sachsen-Anhalt 55 Grundschulleiterstellen nicht besetzt. Besonders betroffen ist laut GEW der ländliche Raum.

Bildungsministerin hält Entlastungen an Grundschulen grundsätzlich für vorstellbar

Im Grundschulbereich könne sie sich mehr Entlastungen vorstellen, weil es dort zu wenige Bewerber für Leitungstätigkeiten gebe, sagte Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) der Deutschen Presse-Agentur zu den Forderungen der GEW. Allerdings lasse das die Situation beim Lehrkräftemangel aktuell nicht zu. „Das ist derzeit schwierig.“ Langfristig könne man darüber reden.

Ministerium mit Zweifeln an Repräsentativität der Untersuchung

Im Sekundarbereich sehe sie kaum Veränderungsbedarf, wie auch im Gymnasialbereich, wo es mindestens 4 bis 8 Stunden Unterrichtsverpflichtung für einen Schulleiter gebe, ergänzte Feußner.

Das Bildungsministerium zog auf Volksstimme-Anfrage die Repräsentativität der Untersuchung angesichts von insgesamt 900 Schulen in Sachsen-Anhalt in Zweifel. Zudem biete das Land Lehrkräften über die Kooperation mit dem „Medical Airport Service“ (MAS) ein Maß an Betreuung und Prävention, das deutlich über den Bundesdurchschnitt hinausgehe. Und: In vielen Fällen stelle das Land Schulleitern inzwischen Digital- und Verwaltungsassistenten zur Seite.