Stellenplanung Landtag sucht auf allen Wegen neue Lehrer
Magdeburg l Sachsen-Anhalt steht vor einem gewaltigen Problem: Innerhalb von nur fünf Jahren, von 2017 bis 2022, geht jeder dritte Lehrer in den Ruhestand. Gleichzeitig sinken aber die Schülerzahlen kaum - anders, als es das Kultusministerium bislang angenommen hat. "Wir rechnen für die nächsten acht bis zehn Jahre mit einigermaßen stabilen Schülerzahlen", sagte Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) am Donnerstag im Landtag.
Er wiederholte seine Forderung vom Dienstag, "erheblich" mehr Lehrer einzustellen und zugleich die Kapazitäten im Lehramtsstudium zu erhöhen. Zwei weitere Vorschläge brachte er mit: Pädagogen, die derzeit in andere Dienststellen abgeordnet sind, sollen zurück ins Klassenzimmer kommen. Und auch Seiteneinsteiger sollen zu Lehrern qualifiziert werden.
Aus den Koalitionsfraktionen gab es keinen Widerspruch, im Gegenteil. "Es besteht Handlungsbedarf beim Einstellungskorridor", sagte Hardy Peter Güssau (CDU) - gemeint ist die von der Koalition einst festgelegte Obergrenze für neue Lehrer. Auch müsse die Arbeitskraft der Lehrer effizienter genutzt werden. Durch Abminderungsstunden für ältere Pädagogen oder die Abordnung in Personalräte fehle Zeit für den Unterricht. Corinna Reinecke (SPD) forderte gezielte Werbung, um Lehrer aus anderen Ländern abzuwerben.
Die Opposition hingehen sieht in selbst ausgebildeten Lehrern die Lösung. Ihr geht das Umsteuern nicht schnell genug. Es sei richtig, die Kapazität beim Lehramtsstudium aufzustocken, sagte Grünen-Fraktionschefin Claudia Dalbert. "Ich frage mich aber, warum Sie nicht jetzt handeln, sondern erst im nächsten Jahr", rügte sie Dorgerloh.
Kritisch beurteilte sie auch die geänderten Prognosen für Schüler und Lehrer. In die gleiche Kerbe schlug der Linken-Abgeordnete Matthias Höhn: "Entweder verfügt die Landesregierung über keine solide Datenbasis oder sie nennt bewusst jedes Mal unterschiedliche Zahlen."
Kultusminister Dorgerloh sagte, das Land habe rechtzeitig gegengesteuert. Mit 470 neuen Lehrern und weiteren 100 befristeten Neueinstellungen für den Unterricht mit ausländischen Kindern habe Sachsen-Anhalt mehr Pädagogen eingestellt als in allen Jahren seit 1990.
Anlass der Beratung war eine Große Anfrage der CDU zur Unterrichtsversorgung. Zu Beginn der Debatte präsentierte sich die Regierungsbank indes ohne einen einzigen Minister. "Wir haben nicht nur Unterrichtsausfall", kommentierte am Rednerpult der CDU-Schulpolitiker Güssau, "wir haben einen Regierungsausfall."