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Tarifeinigung Metall- und Elektroindustrie: Mehr Geld für 10.000 Beschäftigte in Sachsen-Anhalt

Sachsen-Anhalt übernimmt den Tarifvertrag aus Hamburg: Beschäftigte erhalten bis 2026 ein Entgelt-Plus von 5,1 Prozent. Gewerkschaft und Arbeitgeber sehen einen Kompromiss, der der wirtschaftlichen Lage Rechnung trägt.

Von Robert Gruhne Aktualisiert: 22.11.2024, 15:51
Die Beschäftigten protestieren vor dem Aluminiumwerk von Novelis in Nachterstedt (Salzlandkreis).
Die Beschäftigten protestieren vor dem Aluminiumwerk von Novelis in Nachterstedt (Salzlandkreis). Foto: IG Metall

Magdeburg - Für etwa 10.000 Beschäftigte in Sachsen-Anhalts Metall- und Elektroindustrie gibt es mehr Geld: Der Verband der Metall- und Elektroindustrie und die IG Metall übernehmen den Pilotabschluss aus Hamburg.

Als „hoch, aber gerade noch vertretbar“ bezeichnet der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Frank Aschenbach, das Ergebnis. Thorsten Gröger von der IG Metall spricht von einem „stabilen Paket in schweren Zeiten“. Die Ergebnisse:

Fünf Prozent mehr: Die Entgelte steigen ab April 2025 um zwei Prozent und ab April 2026 um weitere 3,1 Prozent.

Einmalzahlung: Bis Februar 2025 erhalten die Beschäftigten eine Einmalzahlung von 600 Euro.

Plus für Azubis: Die Vergütung der Auszubildenden steigt ab Januar 2025 um monatlich 140 Euro.

Zusatzbetrag steigt: Das Tarifliche Zusatzgeld wird ab Februar 2026 von 18,5 Prozent auf 26,5 Prozent des Eckentgelts im Tarifgebiet erhöht. Dabei handelt es sich um eine jährliche Sonderzahlung.

Laufzeit: Der Vertrag gilt 25 Monate und endet im Oktober 2026.

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So bewerten Arbeitgeber und Gewerkschaft die Tarifeinigung

Der Abschluss fällt in eine wirtschaftlich angespannte Zeit. Es gebe Unternehmen, die noch stabil seien, aber alle seien mit herausfordernden Rahmenbedingungen konfrontiert, sagt Arbeitgeber-Vertreter Aschenbach. „Aktuell ist auch keine Besserung in Sicht“, meint er zu den Aussichten.

„Die Spannbreite bei den Unternehmen, wem es gut und wem es schlecht geht, ist groß“, sagt Gewerkschafter Gröger. Gleichzeitig sei der Fachkräftemangel eines der größten Hemmnisse für die wirtschaftliche Entwicklung. In diesem Spannungsfeld sei die Einigung ein „guter Kompromiss“. Der IG-Metall-Bezirksleiter sieht vor allem die überproportionale Anhebung der Ausbildungsvergütung als Erfolg: „Das ist eine Ansage für die Attraktivität der Branche.“

Unternehmer Aschenbach bewertet vor allem die lange Laufzeit bis Oktober 2026 als Erfolg: „Das gibt den Unternehmen Planungssicherheit.“ Zudem können Unternehmen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten auch in den nächsten zwei Jahren eine „automatische Differenzierung“ in Anspruch nehmen. Laut Gröger von der IG Metall können die Betriebe so das Transformationsgeld – eine jährliche Sonderzahlung von 18,4 Prozent eines Monatsentgelts – aussetzen. Das Instrument dürfen Betriebe mit einer Nettoumsatzrendite unter 2,3 Prozent nutzen.

Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie im ganzen Land

Die IG Metall forderte anfangs sieben Prozent mehr Geld bei zwölf Monaten Laufzeit. Die Arbeitgeber hatten ursprünglich 3,6 Prozent mehr über eine Laufzeit von 27 Monaten angeboten. Deutschlandweit beteiligten sich laut IG Metall etwa 630.000 Beschäftigte an Warnstreiks.

Auch in Sachsen-Anhalt gab es Anfang November Aktionen bei vielen Unternehmen, unter anderem bei Thyssenkrupp Presta in Schönebeck, KSM Castings in Wernigerode und Jungheinrich in Landsberg.

Weitere Unternehmen, deren Beschäftigte von dem Tarifvertrag profitieren, sind Thyssenkrupp Dynamic Components in Ilsenburg, Novelis in Nachterstedt, FAM in Magdeburg und KSB in Halle. Laut Verband der Metall- und Elektroindustrie arbeiten in Sachsen-Anhalt insgesamt 52.000 Menschen in der Branche, davon etwa 10.000 tarifgebunden.