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Umfrage Schwache Konjunktur: Wirtschaft in Sachsen-Anhalt fordert „Wachstumsagenda“

Handwerk, Industrie und Handel treten einer Umfrage zufolge auf der Stelle. Die Wirtschaftskammern fordern eine „nachhaltige Wachstumsagenda“ von der Bundesregierung.

Von Robert Gruhne 14.11.2024, 13:49
Die Baubranche ist eines der "Sorgenkinder" der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt.
Die Baubranche ist eines der "Sorgenkinder" der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt. Foto: Patrick Pleul/dpa

Magdeburg - Die Lage der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt bleibt angespannt. Das zeigen die Konjunkturumfragen der Handwerkskammer Magdeburg sowie der Industrie- und Handelskammer (IHK) Magdeburg. „Der Wirtschaft geht es schlecht“, lautet das Fazit von IHK-Vizepräsident Nils Appelt. „Das Handwerk tritt auf der Stelle, da belebende Impulse ausbleiben“, meint Handwerkskammer-Präsident Andreas Dieckmann.

Die Kammern im Landesnorden fordern schnellstmöglich eine handlungsfähige Regierung und eine „nachhaltige Wachstumsagenda“. Notwendig seien niedrigere Steuern und Energiekosten, weniger Auflagen und Berichtspflichten sowie einfachere Planungs- und Genehmigungsverfahren. Dieckmann bemängelt eine „fehlende politische Verlässlichkeit, verbunden mit lähmender Bürokratie und strukturellen Problemen“. Das sorge für Investitionszurückhaltung und Verunsicherung bei Unternehmen und Kunden.

Unternehmen sehen politische Rahmenbedingungen als Risiko

Die befragten IHK-Unternehmen schätzen ihre Geschäftslage deutlich pessimistischer als im Vorquartal ein. Nur fünf Prozent der Unternehmen gehen von einer Verbesserung ihres Geschäfts in der Zukunft aus. Die Hälfte rechnet mit einer Verschlechterung. Als Risiko wurden am häufigsten die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen genannt, aber auch Bürokratie, Fachkräftemangel und die Preise von Energie und Rohstoffen.

Die Branchen schätzen ihre Lage unterschiedlich ein. Die Stimmung im Bereich Dienstleistungen ist am besten. In der Industrie verschlechtert sich die Lagebewertung das dritte Quartal in Folge. Die Stimmung im Baugewerbe erlebt einen deutlichen Dämpfer: Sie liegt auf einem Zehn-Jahres-Tiefstwert, auch wenn weiter drei Viertel der Betriebe ihre Lage als befriedigend einschätzen. Nur ein Prozent im Baugewerbe bezeichnet sie aber als gut. Mittlerweile hält sich der Optimismus auch im Tiefbau in Grenzen. Jedoch bewertet die IHK das nur als kurzfristige konjunkturelle Schwankung – nicht wie die schon länger anhaltende schlechte Situation im Hochbau.

Auch die Geschäftslage im Handel liegt auf einem Zehn-Jahres-Tief. Die gesunkene Inflation und die gleichzeitig ansteigenden Löhne spiegelten sich noch nicht in steigendem Konsum wider, schätzt die IHK ein. Die Sparneigung ist weiter hoch. Das merkt auch das Gastgewerbe, das die Preise zuletzt stark anziehen musste und unzufrieden mit der Nachfrage ist.

Kritik an Hauptschul-Plänen von Sachsen-Anhalt

Im Handwerk verharrt die Stimmung beim Pessimismus der vergangenen Quartale. Auch die Erwartungshaltung bleibt eingetrübt. Jeder vierte Betrieb rechnet in der Zukunft mit einer Verschlechterung. Die Auftragsbücher sind im Schnitt noch für die nächsten acht Wochen gefüllt. Vor einem Jahr waren es noch neun Wochen.

Das Bauhandwerk bewertet seine Lage noch am besten, bleibt aber laut Dieckmann „Sorgenkind“. Zwei Drittel der Befragten aus dem Bauhauptgewerbe erwarten fürs kommende Quartal immerhin Stabilität. Die Lage im Ausbauhandwerk ist dagegen deutlich schlechter als zuletzt. Das Handwerk für den persönlichen Bedarf (zum Beispiel Friseure und Kosmetiker) ist besonders unzufrieden mit der Gesamtlage.

Harsche Kritik üben IHK und Handwerkskammer am Plan der Landesregierung, die Anforderungen für den Hauptschulabschluss zu senken. Die Probleme würden so von der Schule auf die Wirtschaft verschoben, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer André Rummel.