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Baustelle Mit Video: Intel-Gelände bei Magdeburg - Archäologen machen einzigartigen Fund

Archäologen haben auf dem Areal der zukünftigen Chipfabriken von Intel bei Magdeburg einen einzigartigen Begräbnisort entdeckt. Auf dem Eulenberg fanden sie nicht nur menschliche Skelette.

Von Robert Gruhne Aktualisiert: 08.03.2024, 08:19
Auf dem Intel-Gelände haben Archäologen einen einzigartigen Fund gemacht.
Auf dem Intel-Gelände haben Archäologen einen einzigartigen Fund gemacht. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Magdeburg - Die Archäologen auf dem zukünftigen Intel-Gelände spachteln und kehren, graben und pinseln. Schicht für Schicht, fast sogar Sandkorn für Sandkorn, tragen sie den Boden ab. Nun haben sie, kurz vor Abschluss der Grabungen, einen einmaligenFund gemacht.

Direkt auf der Kuppe des Eulenbergs, der dem Gelände seinen Namen gibt, liegt eine „einmalige Begräbnislandschaft“, wie Susanne Friederich vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt schildert. Mittendrin: zwei Rinderpaare, die vor etwa 5.000 Jahren begraben wurden. Eines davon wird ergänzt durch ein menschliches Skelett – wie ein Kutscher auf seinem Gespann.

 
Ausgrabungen auf Intel-Gelände - tote Rinder aus der Jungsteinzeit ausgegraben. (Kamera: Robert Gruhne, Schnitt: C. Kadlubietz)

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Ähnlicher Fund von Rindergespannen im Tagebau in Profen

„Rinder waren damals sehr wertvoll. In der Not brachten die Menschen ein großes Opfer, den Garant für ihre Ernährung niederzulegen“, erklärt Friederich. Die Theorie: Das Wetter wurde damals immer schlechter und die Menschen versuchten, mit den Opfern den Göttern zu huldigen. Sie gehörten zur „Kugelamphorenkultur“, die sich aus dem polnischen Raum bis ins Wendland zog und Viehhaltung betrieb.

Ähnliche Rindergespanne fanden sich auch im Tagebau Profen, aber die Archäologen vom Eulenberg haben noch etwas anderes entdeckt: Die Tierskelette liegen genau mittig zwischen zwei Totenhütten. Diese waren bis zu 30 Meter lang und bargen mehrere menschliche Gräber. Die hölzernen Hütten waren meterhoch mit Erde bedeckt – so dass die Kuppe des Eulenbergs noch höher wurde. „Wären sie nicht überhügelt gewesen, dann wären sie nicht mehr erhalten“, so Friederich.

Bei manchen Skeletten finden sich Beigaben wie Gefäße. „Sie waren gefüllt mit Speis und Trank für den Weg ins Jenseits“, erläutert die Leiterin der Abteilung Bodendenkmalpflege im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie.

Die Totenhütten sind noch einmal 1.000 Jahre älter als die Rindergespanne und wurden vor etwa 6.000 Jahren errichtet. Sie sind der „Baalberger Kultur“ zuzuordnen, deren Zeugnisse erstmals in Baalberge im Salzlandkreis gefunden wurden. Ähnliche Hütten wurden 2023 auf der Baustelle für das Logistikzentrum von Daimler Truck in Halberstadt entdeckt.

Intel-Gelände bei Magdeburg war einst ein „heiliger Hain“

Ein weiterer Fund von der Kuppe des Eulenbergs bei Magdeburg zeigt, dass auch noch 500 Jahre nach den Rindergespannen ein Palisadenweg oder eine Bepflanzung angelegt wurde. Worauf genau der dunkle Streifen im Boden hindeutet, müssen die Archäologen noch herausfinden. Insgesamt überspannt der Begräbnisort auf dem Eulenberg also eine Zeitspanne von mindestens 1.500 Jahren. „Das war über Jahrtausende ein riesiger heiliger Hain, wo immer wieder neu bestattet wurde“, fasst Friederich zusammen. In der Kombination der Begräbnisformen sei der Ort einzigartig.

Seit Januar 2023 haben bis zu 50 Mitarbeiter das 300 Hektar große Gelände bei Magdeburg unter die Lupe genommen. Das regenreiche Jahr hat es den Archäologen nicht leicht gemacht. „Vor vier Wochen standen wir hier noch knietief im Wasser“, sagt Susanne Friederich.

Mitte April sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Intel will noch in diesem Jahr anfangen zu bauen. 2028 oder 2029 könnten die Chipfabriken fertig sein.