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So haben die Bürger gewählt In Oebisfelde wird alles anders

Bei der Stadtratswahl Oebisfelde gab es viele Gewinner - aber auch viele Verlierer. Das sind die ersten Reaktionen.

Von Cedar D. Wolf Aktualisiert: 10.06.2024, 19:27
Bürger wählen diesmal anders.
Bürger wählen diesmal anders. Symbolfoto: Silas Stein/dpa

Oebisfelde - Oebisfelde-Weferlingen hat gewählt. Und auch hier haben die Wähler ein klares Signal gesetzt: Sie wollen eine Veränderung. Und diese haben sie bewirkt. Im Vorfeld gab es umgestürzte und beschmierte Wahlplakate und Verschwörungstheorien in sozialen Netzwerken. Die allgemeine Demokratieverdrossenheit dominierte den Diskurs. Doch am Ende lief alles geordnet und sauber ab. Auch die Wahlbeteiligung war laut Wahlleiter und Bürgermeister von Oebisfelde-Weferlingen Marc Blanck (CDU) mit knapp über 62 Prozent „zufriedenstellend“.

„Wir haben die Nacht durch und dann mit einer kurzen Pause in den frühen Morgenstunden bis vor einer halben Stunde alle Stimmen ausgezählt“, berichtet ein sichtlich müder Blanck im Telefonat um kurz vor 15 Uhr am Montagnachmittag,

Zum Wahlergebnis an sich äußert sich der 43-Jährige verhalten, auch weil er in seiner Funktion als Wahlleiter natürlich neutral bleiben möchte. „Ich kann nur betonen, dass die EU-Wahlen sich auch auf die Kommunalwahlen ausgewirkt haben, was ich persönlich schade finde“, so der Bürgermeister, „Hier haben definitiv die großen Themen alles ein wenig überschattet.“ Als Wahlleiter hofft der Oebisfelder erst einmal, dass am Dienstag das Wahlergebnis offiziell bestätigt werden kann und er ist gespannt, wer sein Amt tatsächlich annimmt.

Wie sich der neue Stadtrat gestaltet, der mit dieser Wahl zur Hälfte komplett ausgetauscht wurde, das wird sich laut Blanck erst in der konstituierenden Sitzung herauskristallisieren. „Fraktionen müssen sich erst bilden, die Leute müssen verhandeln. Das ist alles völlig normal“ sagt Blanck, der selbst beim Auszählen der Stimmen die Nachtschicht mitgemacht hat. „Hier freuen sich jetzt alle, wenn sie heute Abend pünktlich ins Bett kommen“, lacht er.

Die Reaktionen aus den Kreisen der Kandidaten sind sehr gemischt. „Natürlich war der Erfolg der AfD nicht erwartet, aber man hatte sich trotzdem drauf vorbereitet“, bedenkt Ortsbürgermeisterin von Oebisfelde Bogumila Jacksch, die für die UWG sowohl in den Stadtrat als auch den Kreistag eingezogen ist und sich über ein persönlich gutes Wahlergebnis freuen kann, „Nichtsdestotrotz macht es nachdenklich, wenn eine Fraktion quasi von Null auf Platz Zwei springt. Ich hatte schon erwartet, dass die AfD viele Stimmen bekommt, aber so viele, das war schon überraschend. Aber man sieht, dass die Unzufriedenheit für die Menschen sehr stark ist.“

Dirk Kuthe von der SPD zeigte sich weniger schockiert vom Ergebnis der Wahl und betonte, dass die AfD zwar viele Sitze ergattern konnte, er aber sehr zufrieden sei, dass seine Partei am Ende nur einen Sitz einbüßen musste, so dass das Wahlergebnis für die SPD zumindest für den Stadtrat Oebisfelde-Weferlingen zufriedenstellen ausgefallen sei und den Rest müsse man sehen, wenn der neue Stadtrat das erste Man zusammenkommt. Auch Jörg Lauenroth-Mago, der als einziger von Bündnis 90/Die Grünen als Stadtrat gewählt wurde, schaut nach vorne. „Ich will natürlich nicht als Einzelperson dort sitzen und werde schon schauen, dass ich mich einer Fraktion anschließe“ so der Biolandwirt aus Rätzlingen. Für ihn hätte das Wahlergebnis gezeigt, dass eine bürgernahe Politik wichtig sei und man die Menschen mehr in die Prozesse integrieren müsse. Auch Niklas Nienstedt von der CDU sieht das Wahlergebnis als einen klaren Aufruf, bestehende Strukturen zu überdenken und eine inklusivere Politik zu gestalten, wo die Bürger das Gefühl haben, auch abgeholt zu werden.

Einzelbewerber erfolgreich

Als einziger erfolgreicher Einzelkandidat kann Henry Weske aus Hödigen dies bestätigen. Da er keiner Partei zugehört, sondern als Einzelperson angetreten war, musste er 100 Unterstützer für seine Kandidatur gewinnen, um sich für die Wahl zu qualifizieren. „Dafür bin ich wirklich von Tür zu Tür gegangen und habe Klinken geputzt“, so der seit Jahren auch in der Bürgerinitiative aktive Wahl-Hödinger, „Das mussten aber diejenigen, die zu einer Partei gehören nicht machen.“ Es war so für Weske zwar leichter, auch die nötigen Stimmen zu erhalten und er habe sehr viel über seine Wähler gelernt, aber eine Politik, die für alle die gleichen Regeln hat, würde ein gewisses Maß an Bürgernähe schaffen, dass aktuell manchmal fehle. Auch Weske ist mit dem Wahlergebnis für sich persönlich zufrieden und will schauen, wir sich alles gestaltet.

Die AfD war gestern für ein Statement nicht erreichbar.

„Am Ende geht es in der Kommunalpolitik um Menschen“ betont Marc Blanck „Menschen, die für ihre Kommune gemeinsam Politik machen und das passiert hier oft jenseits von der Parteizugehörigkeit. Deshalb schaue ich zuversichtlich nach vorn.“

Das sind die gewählten Vertreter: CDU (8 Sitze): Hans-Werner Kraul, Michael Heiligtag, Thomas Wetteborn, Christiane Schütrumpf, Marko Alex, Kerstin Dörfel, Jürgen Böttcher, Nicole Albrecht

AfD (5 Sitze): Ralf Miegel, Christian Korell, Thilo Dürkop, Sandra Dürrmann, Dennis Krone

UWG (5 Sitze): Bogumila Jacksch, Robert Damm, Uta Bruns, Sabine Wieter, Doreen Wienecke

SPD (4 Sitze): Dirk Kuthe, Sven Groneberg, Angela Leuschner, Maik Hackert

Die Linke (2 Sitze): Silke Wolf, Sylvia Müller-Richter

WfO (2 Sitze): Matthias Polep, Frank Hinterdorf

Bündnis 90/Die Grünen (1 Sitz): Jörg Lauenroth-Mago

Einzelbewerber (1 Sitz): Henry Weske