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Stadtratswahl Ein Ratssitz in Osterwieck wird leer bleiben

Der landesweite AfD-Boom hat sich bis in den Osterwiecker Stadtrat ausgewirkt. Nur die CDU wird über noch mehr Abgeordnete verfügen. Welche Parteien und Wählergemeinschaften dafür Federn lassen müssen.

Von Mario Heinicke Aktualisiert: 10.06.2024, 20:53
Die Wähler haben für Veränderungen im Osterwiecker Stadtrat gesorgt.
Die Wähler haben für Veränderungen im Osterwiecker Stadtrat gesorgt. Symbolfoto: Matthias Bein

Stadt Osterwieck. - Die Stärke der AfD ist zugleich ihre Schwäche. Sie zog bei der Osterwiecker Stadtratswahl Stimmen für mehr Kandidaten, als sie aufgestellt hatte. So bleibt ihr fünfter Sitz in der neuen Wahlperiode frei. Der Stadtrat wird somit nur 27 Mitglieder – plus Bürgermeister – haben, aber immerhin mehr als die 26 aktuell. Denn schon vor fünf Jahren fehlte der AfD ein Kandidat, ebenso wie den Linken.

Die Karten sind nun neu gemischt. Stärkste Partei im Stadtrat bleibt die CDU mit weiterhin sechs Abgeordneten. Überraschend war es aber schon, dass der Schauener Denny Lüttgau dort die meisten Stimmen einheimste, noch vor dem Osterwiecker Ortsbürgermeister Uwe Reuer und dem Landtagsabgeordneten Alexander Räuscher.

Eigentlich gibt es nur wenige Verschiebungen im neuen Stadtrat. Die AfD hat jetzt drei Leute mehr, dafür sind die SPD, der Förderverein Dardesheim und die WG Deersheim je einer weniger. Und die Wählergemeinschaft Bühne ist ganz aus dem Rat geflogen.

Bei den Abgeordneten tat sich aber einiges. Mit Heimo Kirste ist der aktuelle Stadtratsvorsitzende zwar wiedergewählt worden, seine beiden Stellvertreter fehlen aber. Daniel Wüstemann (bisher CDU, kandidierte für Wählergemeinschaft Lüttgenrode) bekam nicht genügend Stimmen; Margret Bosse (CDU) ist nicht erneut angetreten.

Von den drei Fraktionsvorsitzenden bleibt einzig Jens Kiebjieß (Bündnis 90/Die Grünen) übrig, und das mit den wenigsten Stimmen aller gewählten Abgeordneten. Ralf Voigt (Förderverein Dardesheim) wurde nicht wieder in den Rat gewählt, und Lars Kohn (Buko), vor zweieinhalb Jahren Bürgermeisterkandidat, hatte auf eine Kandidatur verzichtet.

Zumindest eine Änderung ist bei den Vorsitzenden der Fachausschüsse zu erwarten. Umweltausschuss-Chef Martin Brasche (Wählergemeinschaft Bühne) schaffte den Sprung nicht wieder in den Stadtrat.

Eigentlich gilt eine Wahl auf Gemeindeebene als Personenwahl, weil das politische Gebilde eben so klein ist, dass man seine Kandidaten persönlich kennt. Diese bisherige Erfahrung wurde mit dieser Wahl allerdings durch den ja landesweiten AfD-Boom außer Kraft gesetzt. Nicht nur, dass der Hessener AfD-Mann Ingo Holzheuer die mit Abstand die meisten Einzelstimmen auf sich zog. Es soll Beobachtern zufolge sogar Wahllokale gegeben haben, wo die auswärtigen AfD-Kandidaten mehr Stimmen erhielten als die Leute aus dem eigenen Ort. Hier hat also der große Trend durchgeschlagen.

Mit Blick auf die parallel stattgefundenen Ortschaftsratswahlen ist allerdings festzustellen, dass keiner der vier AfD-Bewerber in seinem Heimatort als Wahlsieger hervorging.

Da auch in einem großen Stadtrat immer eine Portion Kirchturm-Denken vorhanden ist, besteht eine Frage darin, aus welchem der 14 Ortschaften wie viele Abgeordnete kommen. Elf von ihnen wohnen in Osterwieck, das sind so viele wie noch nie seit Start der Einheitsgemeinde im Jahr 2010. Mit jeweils drei Abgeordneten sind nun Dardesheim und Hessen vertreten, zwei kommen aus Lüttgenrode.

Während Osterode erneut gar keinen Abgeordneten im Rat hat, haben die übrigen acht Orte jeweils einen. Wobei bei dieser Bewertung der in Wülperode wohnende Osterwiecker Bürgermeister Dirk Heinemann (SPD), der von Amts wegen Stadtratsmitglied ist, mitgezählt ist. Aus Wülperode hatte es diesmal keinen extra Stadtratskandidaten gegeben.

Die Frauenquote hat statistisch um 300 Prozent zugenommen. Allerdings auf niedrigstem Niveau von einer auf drei Abgeordnete. Zwei Frauen kommen dabei von der AfD.

Zwölf der 27 Frauen und Männer sind neu im Osterwiecker Stadtrat. Acht von ihnen waren auch früher noch nicht als Abgeordnete tätig.

Etwas überraschend erscheint, dass Lothar König (Bürgerinitiative Zilly) wieder im Stadtrat ist. Denn er hatte sich eigentlich schon vor fünf Jahren aus Altersgründen verabschiedet. Die konstituierende Stadtratssitzung am 1. Juli wird er aber nicht als Ratsältester eröffnen. Diese Aufgabe wird wie schon 2019 dem Osterwiecker CDU-Abgeordneten Hartmut Janitzky zuteil.

Bis zum 1. Juli wird nun hinter den Kulissen auch darüber verhandelt, ob und welche Fraktionen gebildet werden. Was nachher auch in die spannende Frage mündet, ob die AfD, ja immerhin zweitgrößte Partei/Wählergemeinschaft im Rat, Zugriff auf einen Ausschussvorsitz erhält.

Am Dienstag um 18 Uhr wird sich der Wahlausschuss der Stadt im Bunten Hof treffen, um die amtlichen Wahlergebnisse festzustellen. Erste vorläufige Resultate waren erst gestern am späten Vormittag veröffentlicht worden – später als in den meisten anderen Gemeinden. Allerdings muss in der Stadt Osterwieck die hohe Zahl von 20 Wahllokalen unter einen Hut gebracht werden. Bis zum frühen Montagmorgen war in Wahllokalen ausgezählt worden.

  • GEWÄHLTE VERTRETERSTIMMEN

CDU (6 Sitze) Denny Lüttgau 879, Uwe Reuer762, Alexander Räuscher 635, Hartmut Janitzky 410, Marco Krenge 332, Bastian Hahmann 227

AFD (5 Sitze/nur 4 Bewerber) Ingo Holzheuer 1687, Julia Mennigke 745, Lutz Barner 535, Ute Barner 408

BUKO (3 Sitze) Michael Strube 403, Matthias Alpert 325, Malte Theuerkauf 253

LINKE (2 Sitze) Rüdiger Seetge 751, Michael Körtge 200

WG LÜTTGENRODE-STÖTTERLINGEN (2 Sitze) Eric Kiene 302, Beate Fricke 253

SPD (1 Sitz) Sascha Neuhäuser 216

GRÜNE (1 Sitz) Jens Kiebjieß 181

WG DEERSHEIM (1 Sitz) Marc Krumpach 280

WG FV DARDESHEIM (1 Sitz) Heimo Kirste 367

WG BERSSEL (1 Sitz) Jürgen Seubert 355

AKTIVE BÜRGER (1 Sitz) Hans-Werner Goy 364

BI ZILLY (1 Sitz) Lothar König 260

WG „AKITIV FÜR RHODEN“ (1 Sitz) David Kawitzke 634

WG VELTHEIM (1 Sitz) Tobias Kruse 290

IGO (1 Sitz) Frank Meuche 379