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Abriss Fachwerkhaus verhindert Sanierungsplan in Halberstadt erneut gescheitert

Bunte und intakte Fassaden, der Straßenzug Grudenberg ist eine Bilderbuchansicht in Halberstadts Altstadt. Allerdings hat dieses Bild einen Makel.

Von Jörg Endries Aktualisiert: 11.08.2023, 10:04
Erneut ist die Rettung des Fachwerkhauses Grudenberg 9 gescheitert. Das Haus (zweites von rechts) befindet sich in einem schlechten Bauzustand.
Erneut ist die Rettung des Fachwerkhauses Grudenberg 9 gescheitert. Das Haus (zweites von rechts) befindet sich in einem schlechten Bauzustand. Fotos (2): Jörg Endries

Halberstadt - Das Haus Grudenberg 9 ist seit vielen Jahren ein absoluter Blender oder besser gesagt ein hohler Vogel. Denn hinter der scheinbar intakten Fachwerk-Front steckt der blanke Zerfall. Der sollte schon seit langer Zeit gestoppt sein. Zuletzt war das Jahr 2022 als Start für eine Sanierung geplant. Doch geschehen ist bislang noch nichts.

Der Grund für die nicht erfolgte Rettung des Grudenbergs 9 ist, dass hinter den Kulissen wieder Bewegung in das Schicksal des Hauses gekommen ist. Es hat erneut den Besitzer gewechselt. Ein Halberstädter Unternehmer hat den Grudenberg 9 laut Volksstimme-Informationen nun erworben, nachdem der Vorbesitzer sich von seinen ehrgeizigen Sanierungsplänen verabschiedet hat. Auf Volksstimme-Anfrage wollte sich der neue Eigentümer noch nicht zu seinen Plänen und zur Zukunft des Fachwerkhauses äußern. Er befinde sich derzeit noch in den Planungen und wolle sich dazu in der Öffentlichkeit erst äußern, wenn dieser Plan ausgereift ist.

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Sanierung ist eine absolute Herausforderung

Anscheinend ist die unvermeidbare Sanierung des jahrhundertealten Fachwerkhauses eine absolute Herausforderung, an der nun bereits mehrere Besitzer gescheitert sind - zuletzt sogar ein Halberstädter Ingenieurbüro. Das stellte der Immobilie bereits ein verheerendes Gutachten aus: Der Echte Hausschwamm und der Hausbock haben an der Bausubstanz schwere Schäden angerichtet. Bereits vor mehr als 35 Jahren verließen die letzten Bewohner das Gebäude, das um 1600 erbaut wurde. Anfang der 1990er Jahre erhielt das Haus zwar noch ein neues Dach, ohne das es bereits vor Jahren einfach in sich zusammengefallen wäre.

Wirtschaftlich ließe sich das anspruchsvolle Projekt, aus der Ruine wieder ein intaktes und nutzbares Haus zu machen, jedoch nur durch eine hohe Förderung darstellen, sagte der Vorbesitzer gegenüber der Volksstimme. Ohne dieses Geld wäre es nicht möglich, das Haus zu retten, dazu sei einfach zu viel zu tun. Hoffnung bestünde nur für die Fassade und das Dach, dahinter sei die Bausubstanz absolut marode.

Ein Blick von der Rückseite auf das Fachwerkhaus bestätigt das Gutachten. Die desolate Holzkonstruktion ist dort völlig entblößt, Gefache sind herausgefallen, Decken zwischen den Etagen sind eingebrochen. Erschwerend kommt hinzu, dass hinter dem Haus quasi kein Hof oder Garten existiert, das Mini-Grundstück besitzt noch nicht einmal eine eigene Zufahrt. Letztendlich waren die Probleme und die Kosten einer Sanierung wohl so groß, dass das Ingenieur-Büro einen Rückzieher machte. Im Grunde genommen ist dem Unternehmen jedoch zu verdanken, dass es den Grudenberg 9 überhaupt noch gibt.

Stadt wollte Abriss

Denn gescheitert ist davor bereits die Stadt Halberstadt mit dem Vorhaben, dem Grudenberg 9 eine Zukunft zu geben. Der Kommune gehörte die Immobilie bis 2020. Die Stadt kam damals auf Grund eines Gutachtens zur Einsicht, dass eine Sanierung nicht möglich sei. Daher sei der Abbruch des Gebäudes unumgänglich. Der Stadt lag bereits ein Kostenangebot in Höhe von 47.362 Euro vor. Die entstehende Abrisslücke sollte mit einem Neubau gefüllt werden. Das Gesamtkonzept sah für Abriss und Neubebauung der Fläche Kosten in Höhe von 1,65 Millionen Euro vor.

Dennoch gibt es weiterhin Hoffnung auf Rettung des maroden Fachwerkhauses. Bleibt nur zu hoffen, dass der neue Besitzer ein glücklicheres Händchen mit dem alten Gebäude hat. Fest steht, das die Rettung viel Geld kostet. Ein Blick auf die Nachbarhäuser gibt da einen kleinen Vorgeschmack.

Ein Blick hinter die Fassade des Hauses offenbart das Dilemma.
Ein Blick hinter die Fassade des Hauses offenbart das Dilemma.
Jörg Endries

Die Sanierung der ebenfalls stark verfallenen Hühnerbrücke 4 kostete 1,2 Millionen Euro, die des Grudenberg 8 wurde mit 880.000 Euro angegeben. Nur für die Sicherung des Grudenberg 7 standen bislang 581.000 Euro zur Verfügung.