1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Klötze
  6. >
  7. Offener Brief an Stadträte: Bürger gehen in Hohenhenningen gegen Windkraftanlagen vor

Offener Brief an Stadträte Bürger gehen in Hohenhenningen gegen Windkraftanlagen vor

Die Mitglieder der Bürgerinitiative „Windpark Hohenhenningen? – Nein, Danke!“ fordern vom Stadtrat der Einheitsgemeinde Klötze: „Lasst die Einwohner entscheiden!“

Von Meike Schulze-Wührl 11.04.2025, 18:45
Doreen Gerike (links) und Dorit Schubert gehören zur Bürgerinitiative, die gegen den geplanten Windpark in Hohenhenningen protestiert. Sie fordern einen Bürgerentscheid.
Doreen Gerike (links) und Dorit Schubert gehören zur Bürgerinitiative, die gegen den geplanten Windpark in Hohenhenningen protestiert. Sie fordern einen Bürgerentscheid. Foto: Meike Schulze-Wührl

Lockstedt/Hohenhenningen. - Mit einem Bürgerentscheid gehen Einwohner von Hohenhenningen und Lockstedt gegen den Bau eines Windparks vor.

Sie ist eine Gemeinschaft, die stetig wächst. Anfang Februar gegründet zählt die Bürgerinitiative (BI) „Windpark Hohenhenningen? – Nein, Danke!“ inzwischen über 100 Mitglieder. „Und es werden täglich mehr, die sich uns anschließen“, sprechen Dorit Schubert aus Hohenhenningen und Doreen Gerike aus Lockstedt aus Erfahrung. Sie gehören zu den Mitbegründern der BI, die sich jetzt mit einem offenen Brief an die Stadtratsmitglieder der Einheitsgemeinde Stadt Klötze wendet. Außerdem strebt die BI die Beteiligung der Einwohner an der Entscheidung zum Windpark an und hat am Donnerstag ein Bürgerbegehren bei der Stadt angezeigt. „Sobald die nötige Kostenschätzung vorliegt, startet die Unterschriftenaktion“, sagt Doreen Gerike und verweist darauf, dass bei der Petition gegen die Windparkpläne binnen kurzer Zeit bereits über 500 Unterschriften zusammengekommen seien.

Einwohner geteilter Meinung

Der Plan, auf einer Fläche von 200 Hektar bis zu neun Windräder mit einer Höhe von 261 Meter zu errichten, polarisiert die Einwohner, vor allem in Neuendorf, wozu auch Hohenhenningen, Siedentramm und Lockstedt gehören, und auch in Klötze. Während die Befürworter die finanziellen Effekte – unter anderem 200.000 Euro jährlich für die Stadtkasse und Zahlungen an die Landeigentümer – hervorheben, argumentieren die Gegner mit gravierenden Auswirkungen auf Gesundheit, Natur und Umwelt.

Dazu haben sie eine 25-seitige Präsentation „Was Sie wissen sollten!“ zusammengestellt. Das Vorhaben selbst wird darin ebenso beschrieben, wie rechtliche Aspekte, die Frage nach dem Sinn und die Feststellung, „dass das Ausbauziel in der Einheitsgemeinde mit den bestehenden Windanlagen bereits erreicht ist“. Denn mit den Windparks in Neuendorf, Neuferchau und Immekath „werden schon heute die 2,2 Prozent der bis 2032 gesetzlich geforderten Flächen abgedeckt“. Dazu sei die Region weder als Vorranggebiet noch als Vorhaltungsgebiet für Windenergie ausgewiesen.

In der Präsentation werden mögliche Auswirkungen auf die Natur dargestellt, von einer massiven Bodenverdichtung über Austrocknung der Böden, den Abrieb von Mikroplastik und die Verschmutzung des Grundwassers bis zur schwierigen Entsorgung ausgedienter Anlagen. Die Frauen appellieren: „Jeder, der sich einen Überblick über das Vorhaben und die Auswirkungen verschaffen möchte, sollte sich damit auseinandersetzen.“

Beschluss verschieben

An die Stadträte geht eine besondere Forderung. „Wir appellieren an Sie, als vom Volk gewählte Vertreter, sich vor dieser wichtigen Abstimmung die Meinung aller Bürger einzuholen, die Sie vertreten! Ansonsten beruht Ihre Entscheidung nur auf Ihrer persönlichen Sichtweise und nicht auf der des Volkes. Damit erschüttern Sie das Vertrauen Ihrer Wähler und somit auch das Vertrauen in die Demokratie!“, heißt es in dem Brief.

Zudem stelle sich die Frage, warum solche Eile geboten ist. Deshalb fordert die BI auf, zu beantragen, „dass die Abstimmungen über die Empfehlung und den Aufstellungsbeschluss über den geplanten Windpark im Hauptausschuss und im Stadtrat am 22. April von der Tagesordnung genommen wird, bis das Ergebnis des Bürgerentscheides feststeht“. Doreen Gerike: „Denn erst dann wissen die Vertreter des Volkes, was die Mehrheit der Bevölkerung will.“ Dass die Informationsveranstaltung des Investors am 22. Januar gleichzeitig als Einwohnerversammlung gegolten haben soll, lässt die BI nicht gelten. In Klötze-Nord hätten alle Einwohner per Postwurfsendung eine Einladung erhalten, „in allen anderen Ortsteilen gab es lediglich einen Aushang im Schaukasten“. Damit begründen die Initiatoren auch die Forderung nach einer Einwohnerversammlung.

Der Ortschaftsrat Neuendorf gab in seiner jüngsten Sitzung seine Empfehlung an Hauptausschuss und Stadtrat für den Bau des Parkes. Allerdings entschied allein Volker Barth, da die Bürgermeisterin erkrankt und weitere drei Ratsherren befangen waren. „Das mag ja rechtens sein, hat für uns aber einen schlechten Beigeschmack“, sagt Dorit Schubert. Die finanziellen Anreize würden in keinem Verhältnis zu den zu erwartenden Einbußen durch stark die Wertminderungen der Immobilien stehen.

„Dann sind da noch die gravierenden Auswirkungen auf Gesundheit, Natur und Umwelt.“ Beispielsweise hätte sich das Ärzteblatt 2019 detailliert mit Auswirkungen von nicht hörbarem Infraschall befasst, der von Windanlagen ausgeht.

„Unsere Erkenntnisse haben wir in der Präsentation zusammengefasst“, erklärt Dorit Schubert. Diese ist unter dem Link https://lmy.de/PbliW einsehbar. Der Brief an die Stadt ist im Internet unter https://lmy.de/oPHFp zu finden.