Leben Kreis Stendal: Gemeindepädagogin adé - Pfadfinderin juché!
Karin Diebel aus Germerslage zieht sich nach 30 Jahren für die Kirchengemeinde im Kreis Stendal zurück. Doch sie macht noch ein bisschen weiter – mit den Wischebibern aus Werben.
Osterburg. - Karin Diebel ist als Gemeindepädagogin im Kirchenkreis Stendal nicht wegzudenken. Und doch: Jetzt ist sie in Altersteilzeit und schaut gern zurück. Sie wäre nicht Karin Diebel, wenn sie nicht auch nach vorn blicken würde.
Als eines von drei Kindern im Sperrgebiet Arendsee aufgewachsen, führte Karin Diebels Weg sie 1987 erst einmal als wissenschaftliche Mitarbeiterin zur Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau nach Iden. Hier fühlte sie sich in der evangelischen Kirchengemeinde unter den Fittichen von Familie Herfurth wie zu Hause.
„Eines Tages fragte mich Heidrun Herfurth, ob ich mir vorstellen könnte, ehrenamtlich Christenlehre zu unterrichten“, erinnert sich Karin Diebel. Christenlehre kannte sie noch aus ihrer eigenen Kindheit. Und, ja, die anderthalb Jahre Ausbildung konnte sie sich sogar sehr gut vorstellen. Im Frühjahr 1990 war für sie in Wernigerode und Drübeck der Grundstein der Gemeindearbeit gelegt. Das gefiel ihr so gut, dass sie das Angebot des frisch gegründeten Pädagogisch-Theologischen Instituts annahm, einfach weiterzumachen, um komplett den Beruf zu wechseln. Nach ihren Lehrjahren von 1990 bis 1994 war sie ausgebildete Gemeindepädagogin für Familien – erst in Osterburg, nach der Zusammenlegung 1997 im Kirchenkreis Stendal.
Religion als Unterrichtsfach
In zwei Pfarrbereichen, nämlich Iden und Osterburg, zu 50 Prozent als Gemeindepädagogin beschäftigt, blieb 1998 bis 2002 noch Zeit für Religionsunterricht an der Grundschule und Sekundarschule in Iden, eine Anstellung beim Bildungsministerium. Damit ging ihr Jugendtraum in Erfüllung. „Zu DDR-Zeiten wollte ich Grundschullehrerin werden, aber ich durfte nicht. Dass wir im Sperrgebiet wohnten, war einer der Gründe“, berichtet Karin Diebel. Als ihr in Aussicht gestellt wurde, zu 90 Prozent für den Kirchenkreis tätig zu werden, konnte sie nicht „nein“ sagen. Die Kirche war schließlich der zweite Grund. Bis zur Schließung der Pfarrstelle in Werben 2017 kam für sie dieser Pfarrbereich noch hinzu. Ihr lag am Herzen, dass es weitergeht. „So kam mir die Idee, statt Christenlehre zu unterrichten, hier die Pfadfinder aufzubauen“, erzählt die 60-Jährige.
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Material, um kreativ mit Kindern zu arbeiten, gebe es reichlich, merkt sie an. Besonders machte ihr das Handpuppenspiel mit den Viert- und Fünftklässlern Spaß. „Aber ich habe auch gern Geschichten umgeschrieben: ,Das Hemd des Glücklichen’ von James Krüss zum Beispiel oder ,Nikolaus in Not’ von Felix Timmermann“, sagt Diebel. Requisiten und Krippenspiele vorzubereiten, Familiengottesdienste zu gestalten – all das hat sie erfüllt. Wie oft dachte Karin Diebel an die teils schwierige Anreise der Kinder nach der Schule, wenn sie aus Krusemark, Meseberg, Iden, Walsleben, Werben oder Osterburg zu ihr kamen oder wieder in ihre Wohnorte mussten.
„Die Sommerfahrten mit der Gemeindepädagogin Anett Komorowski waren auch immer ein schönes Abenteuer“, fügt die Gemeindepädagogin hinzu, „eine tolle Gelegenheit für Kinder, in der Jugendherberge andere Kinder kennenzulernen und Zusammenhalt zu erfahren. Wir fuhren oft nach Mecklenburg oder Niedersachsen und beschäftigten uns mit dem Thema Schöpfung.“
Zeit für Hobbys
Apropos Zusammenhalt. „Die gute Zusammenarbeit hat das getragen“, resümiert Karin Diebel. Mit den Pfarrern Claudia Kuhn, Jens Födisch, Jan Foit, Jürgen Brilling und Jörg Drafehn hat sie viel auf den Weg gebracht, die letzten Jahre mit dem evangelischen Pfarrer in Osterburg, Gordon Sethge.
Diese Arbeit ist gerade heute wichtig. Kinder sollen zu Wort kommen, um über Glauben nachzudenken, Gemeinschaft leben“
Karin Diebel
Ihr Ziel: Kindern ein Gemeinschaftszentrum zu geben, in dem sie etwas lernen, was sonst nicht gesehen wird, und zu erspüren, was Kinder brauchen – im Glauben und im Umgang miteinander. „Diese Arbeit ist gerade heute wichtig. Kinder sollen zu Wort kommen, um über Glauben nachzudenken, Gemeinschaft leben“, betont sie. „Eigenverantwortung macht auch Spaß.“ Bei ihr konnten sie das, können es noch. Ihr Vorteil: „Man war sein eigener Herr.“
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Wie ihre Arbeit als Gemeindepädagogin aussah, erzählt sie jetzt ihrer Nachfolgerin Nicole Elmenthaler aus Stendal. Zwei Wochen wird sie die Gemeindepädagogin begleiten. Dann kümmert sich Karin Diebel hauptsächlich um die Pfadfinder in Werben und hilft gern. Ein bisschen.
Sicher bleibt Zeit für ihre Hobbys: Die 60-Jährige liest gern historische Lebensgeschichten und spielt seit 30 Jahren in einem Flötenensemble aus Spaß an der Freude. Und sie genießt das Leben auf dem Land in Germerslage mit ihrem Mann Rainer. Was ihr als Dankeschön beim Abschiedsgottesdienst in Osterburg entgegengebracht wurde, hat sie tief bewegt, nicht nur von den Konfirmanden, gesteht Karin Diebel sichtlich gerührt. „Es ist schön, wenn man so wertgeschätzt wird. Danke!“