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Ehemalige Mitarbeiterinnen des Tonfunkwerks in Groß Börnecke schwelgen in Erinnerungen Immer zusammen fröhlich und traurig gewesen

Von Ariane Amann 12.08.2013, 01:23

21 Jahre ist es her, dass die Frauen in der Außenstelle des Tonfunkwerkes Ermsleben die letzten Handgriffe verrichtet haben. Vor rund einem Jahr gab es bereits ein Wiedersehen, am vergangenen Wochenende trafen sich die Damen wieder in Groß Börnecke, um gemeinsam in Erinnerungen zu schwelgen.

Groß Börnecke l Das Treffen organisiert hatte das Team der Heimatstube. Rosi Köhler, selbst ehemals in der Außenstelle des Tonfunkwerks in Groß Börnecke tätig, freut sich über den geselligen Nachmittag: "Es ist wirklich schön, dass so viele heute gekommen sind."

Und zu reden hatten die Damen reichlich. Zahlreiche Fotos vom Arbeitsalltag und von gemeinsamen Feiern machten bei Kaffee und Kuchen die Runde, weckten Erinnerungen an harte Arbeit und fröhliche Entspannung. "Wir haben alles gemeinsam gemacht. Wir haben Kinder bekommen, Jugendweihen, Hochzeiten und Silberhochzeiten gefeiert. Bei uns hat jeder Anteilnahme am Leben der Kolleginnen gehabt, egal ob es um Fröhliches oder Trauriges ging", erinnert sich Edith Rumpf. Auch Heike Brandt war unter den Frauen, die am Sonnabend im Groß Börnecker Kaminstudio. "Ich konnte 2012 nicht dabei sein, als die anderen schon einmal zusammen gesessen haben. Ich war einfach neugierig, die anderen wiederzusehen", sagt sie. Eine ganz spannende Angelegenheit sei es, die Neuigkeiten auszutauschen und zu sehen, wie es den anderen Frauen ergangen sei.

Gerda Müller fand sich auf einem alten Polaroid-Bild wieder. "Da sitze ich am Fließband an der Tauchlötmaschine", erklärt sie. Ob sie die Arbeit von damals heute auch noch erledigen könnten? "Na klar", sagt Christa Mühlenberg wie aus der Pistole geschossen, "ich wäre sicherlich nicht mehr ganz so schnell wie früher, weil meine Augen nicht mehr so gut sind, aber meine Arbeit als solche habe ich ganz bestimmt nicht verlernt."

Geschlossen wurde die Außenstelle in der Oberen Kirchstraße in Groß Börnecke bereits 1993, nach dem Willen des Werks in Ermsleben hätten vier Mitarbeiterinnen noch in Ermsleben weitermachen können, doch nur Marga Kunze nahm das Angebot an. "Ich hatte damals keine Wahl, ich musste ja arbeiten und Geld verdienen, also bin ich eben allein nach Ermsleben gegangen", erzählt sie. "Wir waren ja damals verwöhnt, unsere Arbeit noch im Ort zu haben. Wir musste nur ein paar Minuten vor dem Beginn losgehen und waren schnell zu Hause. Aber uns dann noch umzugewöhnen, wäre schon sehr schwierig gewesen", sagt Edith Rumpf. Natürlich habe sie genau wie viele andere Kolleginnen damals eine Weile Trübsal geblasen, als die Außenstelle in Groß Börnecke geschlossen wurde. "Ich hatte zwar einen Führerschein, aber keine Fahrpraxis. Und dann jeden Tag nach Ermsleben zu fahren - das wäre zu viel Aufregung gewesen", schmunzelt auch Christa Mühlenberg in der gemütlichen Runde in Groß Börnecke. Edith Rumpf sagt: "Ich bin dann lieber in die Rente gegangen, wenn auch ein bisschen früher als geplant."

Berühmt und schon beinahe ein wenig berüchtigt waren die Damen allerdings auch - vor allem bei ihren Kollegen im Tonfunkwerk in Groß Börnecke. "Wenn wir nach Ermsleben kamen zu den Feiern, dann war der Saal in Aufruhr", sagen Christa Mühlenberg und Elisabeth Holländer. Zum Beweis kramen sie gleich mehrere Bilder hervor, auf denen sie in jüngeren Jahren fröhlich feiern. "Besonders beliebt war immer das Männerballett, die Herren haben nachher oft genug nur bei uns mit am Tisch gesessen."

Natürlich wurde aber bei den Börnecker Damen nicht nur gefeiert, denn harte und genaue Arbeit war in der Tonfunk-Außenstelle an der Tagesordnung. Ina Hallich erinnert sich: "Wir mussten morgens um halb sieben da sein, um sieben wurde dann schon mit der Stoppuhr unsere Leistung kontrolliert." Dabei hieß es auch immer mal vom Chef: "Frauen, achtet auf die Lötstellen!" Heute brechen die Frauen bei der Erwähnung dieses Satzes in schallendes Gelächter aus. "Wisst Ihr noch?", tönt es dann durch den Raum.

Immer mal wieder mussten die Börnecker Damen auch den Pfusch aus anderen Werken gerade biegen: "Da mussten wir dann ordentlich ausbessern, damit man die Teile doch noch für die Technik in den Fernsehern verwenden konnte", sagt Edith Rumpf.

An eine besondere Begebenheit erinnern sich die Damen auch heute noch gern: "Ursprünglich war unsere Zweigstelle mal ein Privatbetrieb als GmbH, und unser Chef hatte damals Sparbücher für seine Mitarbeiterinnen angelegt. Als einmal eine Kollegin in den Ruhestand ging, hat er ihr das Sparbuch überreicht. Sie war zu Tränen gerührt."

Auch Gudrun Henze und Magdalena Kleiber schwelgten mit ihren ehemaligen Kolleginnen in Erinnerungen an die gemeinsame Zeit: "Wir waren damals schon eine tolle Truppe. Und der Zusammenhalt war einfach einmalig." Dieser Zusammenhalt hat offenbar bis heute überlebt, denn genau den beschwören alle Frauen, die am Sonnabend bei der Erinnerungsrunde dabei waren.

Dabei spielt wohl auch die örtliche Nähe eine große Rolle: Damals wie heute leben die meisten aus der Mannschaft der Tonfunk-Außenstelle in Groß Börnecke und Umgebung. "Wir grüßen uns auch heute noch auf der Straße und halten mal ein Schwätzchen oder rufen uns gegenseitig an, um Neuigkeiten und Schwatz auszutauschen. Dabei arbeiten wir schon mehr als 20 Jahre nicht mehr zusammen, das ist doch schon ganz gut", sagt Irma Melchior.