Bild des Grauens Vermieter bleibt auf Müllberg sitzen
Verwahrloste Wohnungen und Mietbetrug - aktuell kämpft ein Vermieter in Tangerhütte um sein Recht und nicht zuletzt um sein Geld.
Tangerhütte l Ingo Elsner, der im Auftrag seines Vaters die rund 600 Wohnungen der Tangerhütter Elsner-Immobilienvermietungsgesellschaft in vier verschiedenen Bundesländern verwaltet, hat schon einiges zu Gesicht bekommen. In verwahrlosten Wohnungen, bei Nacht und Nebel verlassen, „stolperte“ er in der Vergangenheit sogar über verendete Tiere, die von ihren Besitzern im Stich gelassen wurden und schließlich verhungerten und verdursteten. Nicht erst einmal musste er sich über Berge von Müll und zerschlagenen Möbeln durch die Zimmer kämpfen.
„Sechs bis acht solcher Fälle haben wir pro Jahr“, schätzt Hans-Jörg Elsner ein, die Zahl nehme zu. Es seien überwiegend Menschen der jüngeren Generation, die ein solches Chaos hinterlassen, bevor sie auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Jüngstes Beispiel: Tangerhütte, Neustädter Ring 9, zweites Obergeschoss.
Dabei hatten die Elsners anfänglich ein gutes Gefühl, denn ein länger dienender Bundeswehrsoldat, bekanntlich steht diese Berufsgruppe ja für „Zucht und Ordnung“, stellte sich als künftiger Mieter vor. In der Heide stationiert, schloss er einen Vertrag ab dem 1. Oktober 2018 für 30 Monate ab. Vor dem Einzug investierte Elsner rund 7500 Euro in die Wohnung, ließ unter anderem das Bad und den Fußboden erneuern.
Dann die Ernüchterung: Die erste Miete ließ auf sich warten und auch in den Folgemonaten sahen die Wohnungsbesitzer keinen Cent, auf Mahnungen hatte der junge Mann nicht reagiert. Die Vermieter taten, was sie tun mussten, sie kündigten den Vertrag, die Wohnungsübergabe war für den 15. März 2019 angesetzt gewesen. „Der Soldat kam nicht, die Schlüssel hatte er mitgenommen“, erinnert sich Jörg Elsner. In der Wohnanlage habe man den Mietschuldner seitdem nicht mehr gesehen.
„Bereits im Februar 2019 erstatteten wir Anzeige wegen Einmietbetrug“, so der Verwalter. Die Polizei habe den neuen Aufenthaltsort des Mannes nicht herausbekommen können, die Akte an die Staatsanwaltschaft übergeben. Dort liege sie nun seit eineinhalb Jahren. „Bis heute haben wir zu diesem Vorgang nichts bekommen“, so ein von der Staatsanwaltschaft enttäuschter Hans-Jörg Elsner.
Über verschiedene Wege versuchten nun er und sein Sohn auf eigene Faust, die neue Adresse des Soldaten zu ermitteln. Mit Verweis auf den Datenschutz hielt sich beispielsweise auch sein Arbeitgeber Bundeswehr bedeckt. Nur so viel brachten die Tangerhütter Vermieter in Erfahrung, dass der Mann zwischenzeitlich vom Bund entlassen worden sein soll. Ansonsten blieb er bis heute, wie vom Erdboden verschluckt, spurlos verschwunden.
„Nun konnten wir nicht länger warten, es gab bereits Beschwerden aus der Nachbarschaft“, so Jörg Elsner. Diese waren nicht unberechtigt. „Bereits auf dem Flur war nicht zu überriechen, was uns hinter der verschlossenen Tür erwartete.“ Unter Zeugen brach er vor wenigen Tagen die Tür auf.
„Ein Schweinestall ist nichts dagegen“, beschreibt er den Zustand der vorgefundenen Wohnung. Meterhoch stapelt sich der Müll in allen Zimmern, dazwischen sorgen verweste Essensreste für üblen Gestank. Das Mobiliar ist zerschlagen, darunter auch die Küche, die dem Vermieter gehört.
Nun muss die Wohnung erst einmal von Fachfirmen gereinigt werden. Anschließend muss eine Grundrenovierung erfolgen, bevor sie wieder vermietet werden kann. Inklusive der Mietschulden rechnet Hans-Jörg Elsner mit einem entstandenen Schaden zwischen 20.000 und 22.000 Euro. Ob er diesen ersetzt bekommt, steht in den Sternen. Denn selbst wenn der Mann ausfindig gemacht und verklagt werden kann, „könnte er noch immer durch eine Privatinsolvenz davonkommen“, befürchten die Elsners, die in der Vergangenheit bereits entsprechende Erfahrungen mit insolventen Mietschuldnern sammeln mussten.