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Stadtrat beschließt Vorplanungen / Änderungsvorschläge von SPD und Grünen abgelehnt / Ausschuss geplant Weitere Hürde für Schierker Winterberg genommen

Von Michael Pieper 23.06.2012, 03:18

Wernigerode/Schierke l Mit großer Mehrheit hat der Wernigeröder Stadtrat für die Entwicklung eines Ganzjahreserlebnisgebietes am Schierker Winterberg gestimmt. Von 32Abgeordneten votierten lediglich drei gegen die Pläne, fünf Politiker enthielten sich.

Im Vorfeld der Abstimmung war es zu einer Debatte um drei Änderungsvorschläge aus Reihen der CDU, Bündnis 90/Grüne und von SPD-Stadtrat Siegfried Siegel gekommen. Die Forderungen der Christdemokraten sind von der Verwaltung übernommen worden. Laut Stadtsprecher An-dreas Meling handelte es sich dabei vornehmlich um redaktionelle Änderungen. Zudem sollte stärker darauf hingewiesen werden, dass eine Verknüpfung des Sportgebietes in Schierke mit dem Wurmberg in Braunlage anvisiert wird.

Die Einwände der Grünen erläuterte Stadträtin Sabine Wetzel, die zu Beginn ihres Plädoyers verdeutlichte, hinter den gemeinsamen Plänen zu stehen, "Schierke zu neuer touristischer Blüte zu verhelfen". Die Entscheidung über das Winterberg-Konzept sollte allerdings "nicht auf so dünnem Eis" getroffen werden. Zur Begründung nannte die Grünen-Politikerin die ihrer Meinung nach "weitreichenden Auswirkungen auf das ökologische System in diesem sensiblen Naturraum", die mit dem Bau eines Sportgebietes am Winterberg einhergehen würden.

"Wollen wir auf Kosten der Natur altes Schierke wiederbeleben?"

Sabine Wetzel, Bündnis \'90/Grüne

"Verlust von Lebensraum von Tieren und Pflanzen; Vernichtung von Wald; Beinträchtigung des Wasserhaushalts." Eine beschneite Skipiste, wie es die Stadtverwaltung am Winterberg plane, verbrauche pro Hektar und Saison 4000 Kubikmeter Wasser, ein Zweipersonenhaushalt pro Jahr lediglich 200.

Diese und weitere Probleme seien nicht geklärt, kritisierte sie und fragte in Richtung des Stadtrats: "Wollen wir auf Kosten der Natur das alte Schierke wiederbeleben? Oder wollen wir ein ansprechendes Ganzjahresangebot schaffen, dessen Hauptaugenmerk auf intakter Natur und sanftem Tourismus liegt?" Investoren für das Projekt zu werben, ohne vorher alle naturschutzrechtlichen Fragen geklärt zu haben, empfinde sie als "unseriös".

Ein klares Bekenntnis für die Pläne der Verwaltung legte indes André Weber (CDU) ab. Die Kritik von Sabine Wetzel sei "gegenstandslos und am Thema vorbei".

Den Punkt Beschneiungsanlage behandelte der Änderungsvorschlag von SPD-Stadtrat Siegfried Siegel, der selbst nicht an der Sitzung teilnehmen konnte. Siegel fordert, die Pläne so auszurichten, dass von einer künstlichen Beschneiung der Skipisten komplett abgesehen wird.

"Auf konkrete Nachfragen gab es keine klaren Aussagen."

Frank Diesener, Haus Grund/FDP

Sabine Wetzels Argumentation streifte auch finanzpolitische Aspekte. Zur ungeklärten Betreiberfrage eines Skilifts und einer Beschneiungsanlage verwies die Grünen-Kreisvorsitzende auf Tendenzen in den Alpen, wo es bis zu 100 schneesichere Tage gebe. Dort würden solche Anlagen nicht mehr kostendeckend laufen. Derartiges im Harz von der Verwaltung betreiben zu lassen, führe in einen "finanzpolitischen Nebel".

Beide Änderungsvorschläge wurden mehrheitlich abgelehnt.

Die Finanzen hatte auch Frank Diesener im Blick, der als Sprecher von Haus Grund/FDP erklärte, seine Fraktion werde den Plänen zu diesem Zeitpunkt nicht zustimmen. Diesener bezog sich auf das im Vorjahr beschlossene Ortsentwicklungskonzept für Schierke, in dem festgeschrieben ist, dass das Projekt "entsprechend der wirtschaftlichen Möglichkeiten der Stadt zielgerichtet umzusetzen" ist. Diese Umsetzbarkeit in der jetzigen Situation sei nicht erkennbar. Als Rechenbeispiel führte er an, dass vor einem Jahr die Landesförderung noch 90 Prozent betragen sollte. Mittlerweile sind es 77 Prozent. Damit steigt der Eigenanteil von drei auf sechs Millionen Euro bei insgesamt geplanten 30 Millionen Euro.

Kritik übte Diesener zudem am unzureichenden Informationsfluss. "Auf konkrete Nachfrage in den Fachausschüssen zu Betreiber- und Investorenkonzepten, zu einer betriebswirtschaftlichen Analyse oder zum Naturschutz" habe es bislang keine klaren Aussagen gegeben.

Ein Vorschlag außerhalb der Abstimmungen traf ohne Diskussionen auf breite Zustimmung. Linke-Stadtrat Thomas Schatz fordert, den Schierker Beirat zu einem zeitweiligen Ausschuss aufzuwerten.