Angeln 26 Kilo Marmorkarpfen in Zerbster Kiesgrube gefangen
Die Zerbster Kiesgrube am Waldfrieden ist ein beliebtes Angelgewässer. Aber was schwimmt da eigentlich alles unter der Wasseroberfläche?
Zerbst - Vogelgezwitscher im Schilfgürtel, Wellen, die sanft ans Ufer platschen – mit Naturidylle pur lockt die Zerbster Kiesgrube gerade jetzt im Sommer immer wieder Badende an. Auf eigene Gefahr können sie Abkühlung finden in dem südlich der Stadt gelegenen See, unter dessen Oberfläche reichlich Leben ist – sehr zur Freude von Anglern. Welche Fische sie hier aus dem Wasser holen können, das verrät jetzt eine aktuelle Bestandsaufnahme.
Zwei Tage lang nahmen Frank Weichler und Marius Hennicke das gut 30 Hektar große Gewässer unter die Lupe. Die beiden Männer sind wissenschaftlich-technische Mitarbeiter des Instituts für Binnenfischerei Potsdam. Für das Projekt „Nachhaltige angelfischereiliche Nutzung und Entwicklung von Fischbeständen in Baggerseen in Sachsen-Anhalt“ waren sie vor Ort. Die Zerbster Kiesgrube ist einer von zehn Baggerseen, die landesweit für die standardisierte Untersuchung ausgewählt wurden. Ziel ist letztlich eine Optimierung der Bewirtschaftung der Gewässer.
Ziel: ein Leitfaden zur Bewirtschaftung
Um die Hege und Pflege der Kiesgrube nahe des Waldfriedens kümmern sich die Sportsfreunde des Zerbster Anglervereins, die bereits beim Wanderfischprogramm – also der Wiederansiedlung von Lachsen und Meerforellen in der Nuthe – mit den Potsdamern zusammenarbeiten. Nun ging es nicht um ein Fließgewässer, sondern um ein stehendes, das noch dazu künstlichen Ursprungs ist. Und für solche existiert bislang kein Leitbild, da die im Tagebau oder durch den Kiesabbau entstandenen Seen „etwas speziell und sehr individuell“ sind, wie es Daniel Hühn formuliert.
Er ist als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Binnenfischerei tätig und wird all die Fakten auswerten, die Frank Weichler und Marius Hennicke vor Ort zusammengetragen haben. Am Ende hofft er, die Baggerseen in Kategorien einteilen zu können, um daraus Bewirtschaftungsempfehlungen ableiten zu können.
Nachdem bereits im Frühjahr mittels einer Wasserprobe der Phosphorgehalt der Kiesgrube ermittelt wurde, ging es nun um weitere Parameter. „Wir haben den Sauerstoffgehalt und den pH-Wert gemessen “, erzählt Frank Weichler. Auch die Leitfähigkeit untersuchten sie an der tiefsten Stelle des Sees, was Rückschlüsse auf die Wasserqualität zulässt.
Nahrungsreicher See bietet vielen Arten Lebensraum
Darüber hinaus nahmen die Männer eine stichprobenhafte Fischbestandserhebung vor. Das geschah zum einen mittels Elektrobefischung an sechs jeweils 100 Meter langen Uferstreifen. Zum anderen wurden sieben Stellnetze mit zwölf verschiedenen Maschenweiten von fünf bis 55 Millimetern im See aufgestellt und über Nacht dort belassen.
Frank Weichler und Marius Hennicke bestimmten die gefangenen Fische und dokumentierten ihre Maße und ihr Gewicht. Dabei stellte sich heraus, dass die Kiesgrube sehr artenreich ist. Neben Aalen, Karpfen und Hechten holten sie Plötzen, Bleie, Flussbarsche, Rotfedern und Schleie sowie junge Zander und Welse aus dem Wasser. Und alle waren gut genährt.
Stattlichstes Exemplar war ein Marmorkarpfen, der beachtliche 26 Kilo wog. Im Gegensatz zu den anderen Fischen setzten ihn die beiden Männer allerdings nicht zurück in den See. „Der Marmorkarpfen zerstört die Nahrungskette, weil er den anderen die Grundnahrung entzieht“, begründete Frank Weichler.
Für Angler bleibt aber noch mehr als genug zu holen. Und Badende müssen eben damit rechnen, dass sie auf den einen oder anderen Fisch treffen.