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Wenn Pferdesport zur Kunstform wird

Von Björn Richter 22.07.2015, 09:56

Mit den Dressur-Wettbewerben sind die Landesmeisterschaften in Pietzpuhl zu Ende gegangen. Der RV Eichenhof legte sich mächtig ins Zeug.

Pietzpuhl l Die Beschreibung zu Mr. Tarek ruft allein beim bloßen Lesen gute Laune hervor. Das zwölfjährige Deutsche Sportpony "präsentiert sich als typvoller, sympathischer, vielseitig veranlagter Hengst. Seine enorme Ausstrahlung und grandiose Rittigkeit vermögen jeden zu begeistern", heißt es in blumigen Worten.

Ob es nun an der wenig vertrauten Umgebung auf dem Eichenhof lag, an den vielen attraktiven Stuten oder Mr. Tarek der Trubel bei der Siegerehrung einfach zu viel wurde - inmitten der sonntäglichen Schlusszeremonie ging das Temperament mit ihm durch. Minutenlang galoppierte das Pferd von Luca Sophie Stahmann (RV Güsten), der Drittplatzierten in der Pony-Klasse, ungezügelt über die Anlage in Pietzpuhl und ließ sich nur mit viel Einsatz wieder einfangen und beruhigen.

Doch auch der kurze Nervenkitzel-Moment brachte die Stimmung zum Abschluss der zweiteiligen Landesmeisterschaften nicht zum Kippen. Eichenhof-Chef Lutz Gotzel hatte jedenfalls seinen Humor nicht verloren: "War doch ganz nett, so eine kleine Wildwest-Einlage."

Das Kontrastprogramm bestimmte schließlich die vorangegangenen drei Turniertage: Über 70 teils internationale Teilnehmer und ihre rund 150 Vierbeiner bewegten sich von Freitag bis Sonntag anmutig in den beiden Dressurvierecken. Die Grenzen zwischen Reitsport und Reitkunst verwischten vor allem in den Prüfungen der Mittelschweren und Schweren Klasse. Turnierhöhepunkt war fraglos die abschließende Zwei-Sterne-S-Dressur (Intermediaire I), welche die dritte und letzte Wertungsprüfung der Hauptklasse bildete.

In Abwesenheit der fünffachen Serien-Landesmeisterin der Vorjahre, Julia Schönherr (RFV St. Katharina Flötz), die sich in Pietzpuhl auf die Qualifikation für das lukrative DKB-Bundeschampionat Anfang September in Warendorf konzentrierte, feierte Anke Thon-Saalbach auf Walküre drei überlegene Wertungssiege und sicherte sich so souverän den Landesmeistertitel. Platz zwei ging an die als Dressur-Landestrainerin bestens bekannten Nadine Güssow (RFV Helmsdorf/Gerbstedt).

Die Fahne des Jerichower Landes hielt der RV Königsborn hoch. Dr. Sabine Müller auf Gesamtplatz sieben und Judith Völzke auf dem zehnten Rang wussten sich unter den Dressurprofis des Landes zu behaupten.

Komplettiert wurde das "JL"-Aufgebot durch ein Trio unter den Junioren. Laura Schlöffel, Jasmin Wagner (beide Wörmlitzer SV 90) sowie Nele Buhe als einzige Starterin des Gastgebervereins nahmen die Plätze zehn, 13 und 14 mit. Wichtiger noch: Alle drei sammelten wichtige Turniererfahrung, um selbst in absehbarer Zukunft auf Titeljagd zu gehen.

Naturgemäß lockte der Abschluss der zweiteiligen Landesmeisterschaften weniger Besucher als die Springwettbewerbe am vorangegangenen Wochenende an. Doch einerseits war die andächtige Stille über der Anlage auch kein Nachteil für Ross und Reiter, die sich voll und ganz auf ihre Aufgabe im Dressurviereck konzentrieren konnten, andererseits bietet die als Grundvoraussetzung für alle anderen Reitsportdisziplinen angesehene Dressur dem Laien weniger "Action" als Springreiten oder Hindernisfahren. Wobei Mr. Tarek letztere Aussage am Sonntag in unübersehbare Zweifel gezogen hat.