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Folgt ein Transfer im Winter? HFC-Sportchef: „Uns fehlt ein Spielentscheider“

Der HFC geht als Zweiter in die Winterpause. Daniel Meyer ordnet die Situation ein, spricht über die Absage des Trainingslagers und die lahmende Offensive.

Von Tobias Grosse 15.12.2024, 17:04
Mögliche Wintertransfers am Telefon? Daniel Meyer beobachtet den Markt,  offensiv könnte der Hallesche FC personell noch einmal nachlegen.
Mögliche Wintertransfers am Telefon? Daniel Meyer beobachtet den Markt, offensiv könnte der Hallesche FC personell noch einmal nachlegen. (Foto: Imago/Köhn)

Halle/MZ. - Nicht gespielt und doch gewonnen? Nach der witterungsbedingten Spielabsage aus Plauen war der Hallesche FC am letzten Spieltag der Fußball-Regionalliga vor der Winterpause nur Zuschauer – und doch konnte er zumindest ein bisschen jubeln. Spitzenreiter Lok Leipzig hat bei Schlusslicht Luckenwalde gepatzt, ist nicht über ein 2:2 hinausgekommen. Mit neun Punkten Rückstand, aber auch einem Spiel weniger geht der HFC so in die Pause.

Nach dem Besuch des vereinseigenen Weihnachtsmarktes verabschieden sich die Profis des HFC an diesem Montag in den Urlaub, Anfang Januar startet die Vorbereitung auf die zweite Saisonhälfte. Daniel Meyer, der Sportchef des HFC, spricht vor der Pause über...

…die neun Punkte Rückstand auf Lok Leipzig, mit denen der HFC in die Winterpause geht: „Wenn Lok eine normale Saison spielen würde, wären wir Erster“, ist Meyer überzeugt. So jedoch, „spielen sie weit über dem Schnitt“. Leipzig holte 2,31 Zähler pro Spiel, Halle 1,94, was immer noch ein sehr guter ist, nahe an dem anvisierten Zwei-Punkte-Schnitt. Meyer sagt deshalb: „Wir dürfen uns unsere Saison nicht vermiesen lassen. Alle Klubs, die vorher als Favoriten genannt wurden, haben wir geschlagen und hinter uns gelassen.“ Der Kaderplaner denkt an Greifswald, den BFC, Jena. „Wir dürfen auch nicht vergessen, wo wir herkommen“, sagt Meyer mit Blick auf den Abstieg im Sommer und die nur zwei Spieler, die danach unter Vertrag gestanden haben. Für eine komplett neu zusammengestellte Mannschaft „haben wir sehr gut gepunktet“, sagt Meyer.

…die Gründe, warum der HFC im Januar kein Trainingslager absolvieren wird: Ende November gab der Vorstand des Klubs Gelder frei. Dennoch wird der Hallesche FC in der Vorbereitung auf die zweite Saisonhälfte nicht in ein Trainingscamp reisen. „Wirtschaftlich hätten wir es regeln können“, betont Meyer, das Ziel wäre Malta gewesen. „Es gab aber zu viele Unwägbarkeiten.“ Zum einen die Situation um Trainer Mark Zimmermann, der in der Vorwoche operiert werden musste – nach MZ-Informationen am Rücken. Der 50-Jährige soll Anfang Januar zwar wieder auf dem Trainingsplatz stehen, ob Nachbehandlungen im Ausland aber so gewährleistet wären wie in Halle, ist unklar. Zudem haben bislang nicht viele Klubs auf Malta Trainingslager abgehalten, es fehlen Erfahrungswerte. „So etwas könnte auch schief gehen“, sagt Meyer, deshalb die Absage: „Es war ein Bauchgefühl.“

…mögliche Transfers in der Winterpause: Wird das Geld, das für das Trainingscamp gespart wird, knapp 30.000 bis 35.000 Euro, nun in neue Beine investiert? Meyer will sich nicht festlegen. „Es wird nicht einfach, jemanden zu finden, der uns hilft und finanzierbar wäre“, sagt der Sportchef. Im defensiven Verbund, im Tor, in der Abwehr und auf den Sechser-Positionen, besteht kein Handlungsbedarf. Im kreativen Bereich fehlt es aber am gewissen Etwas, bestätigt auch Meyer: „Wir brauchen mehr Zug zum Tor, auch mehr Individualität.“ Er betont zwar, er habe „großes Vertrauen in unsere Jungs“, sagt aber auch: „Es ragt im Moment noch keiner heraus, uns fehlt ein Spielentscheider.“ Einen solchen im Winter zu finden, dürfte sich aber schwierig gestalten.

…die Situation im Angriff: Das Sturmzentrum ist ebenfalls eine große Baustelle: Cyrill Akono, drei Saisontore, konnte bislang nicht nachhaltig überzeugen, ist zu weiträumig für einen echten Mittelstürmer unterwegs. Anthony Roczen, ohne Treffer, hat auch in Halle mit muskulären Verletzungen zu kämpfen. Und Robin Friedrich, drei Tore, ist meist in der Joker-Rolle. Die große Angriffshoffnung der Fans und Verantwortlichen heißt Jonas Nietfeld. Der langjährige Kapitän wird nach seinem Kreuzbandriss zur zweiten Saisonhälfte zurückerwartet, ist als Mittelstürmer eingeplant. Ob er aber direkt liefern kann, ist offen. Es ist ein riskanter Plan, Meyer erklärt deshalb: „Sollte es bei Nieter einen körperlichen Rückschlag geben, schauen wir uns vielleicht noch einmal nach einem neuen Neuner um.“

…Zugänge aus dem Sommer, die überzeugen, und solche, die es noch nicht tun: Meyer musste im Sommer eine gesamte Mannschaft neu verpflichten. Davon haben einige Spieler mehr, andere weniger geglänzt. Abwehrspieler Jan Löhmannsröben beispielsweise „performt über den Erwartungen“, findet Meyer. „Auch die Mittelfeldachse Niclas Stierlin, Berk Inaler und Max Kulke finde ich top, inzwischen wie erhofft.“ Es gibt jedoch Spieler wie die Offensiven Joe-Joe Richardson oder Fabrice Hartmann, zwei und drei Saisontore, die zu inkonstant sind. Oder Rückkehrer Niklas Kastenhofer: Der Abwehrspieler hat bisher nur 78 Einsatzminuten, spielt keine Rolle. Meyer will keine Namen kommentieren, er sagt nur: „Unsere jungen Spieler unterliegen noch zu großen Schwankungen.“

…die fußballerische Philosophie des HFC: Meyer hatte Anfang November im Podcast „Chemie kennt keine Liga“ der MZ gesagt, er wolle als Sportchef auch eine übergeordnete Spielidee beim HFC etablieren. Wie viel ist davon bisher zu sehen? „Gegen den Ball schon sehr viel, da haben wir sehr große Fortschritte gemacht“, sagt Meyer. „Und auch im Spiel mit dem Ball haben wir uns stabilisiert.“ Probleme sind aber offenkundig: „Im Angriffsdrittel haben wir Luft nach oben.“ Dem HFC fehlte es in vielen Spielen an Kreativität, an Zug zum Tor. „Umschaltmomente nach vorne sehen wir noch gar nicht, wir spielen noch zu viel auf Sicherheit“, sagt auch Meyer. „Das sind dann Themen der Vorbereitung auf die zweite Saisonhälfte.“