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In Allstedt bleibt es zäh Baustart und Pause übers Jahresende

Am Schloss Allstedt haben endlich die Sanierungsarbeiten begonnen. Kann überhaupt alles noch rechtzeitig zur Landesausstellung fertig sein?

Von Grit Pommer Aktualisiert: 16.12.2024, 20:26
Frank Clausner von Scholz Bau nimmt auf Schloss Allstedt per Kransteuerung die Krone vom Turm.
Frank Clausner von Scholz Bau nimmt auf Schloss Allstedt per Kransteuerung die Krone vom Turm. Foto: Maik Schumann

Allstedt/MZ. - Es geht voran, aber es bleibt zäh bei der Sanierung von Schloss Allstedt. Beim größten Brocken des aktuellen Abschnitts – Abriss und Neuaufbau des Treppenturms in der Südostecke der Kernburg – hat es jetzt zwar mit der Abnahme der Turmhaube den ersten Schritt gegeben. Doch nun pausiert die Baumaßnahme, bis es im neuen Jahr weitergeht.

„Über den Jahreswechsel wird alles wetterfest eingepackt und geschützt“, sagt Tibor Balogh, der bei der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt für die Bauarbeiten an Schloss Allstedt zuständig ist. Der Abriss des Turms sollte eigentlich schon im September, dann im Oktober beginnen. Doch das Ganze hat sich weiter hinausgezögert.

Erst die zweite Ausschreibung hat Erfolg

Wie auch die Erneuerung der elektrischen Anlagen in der Burgküche und Hofstube. Hier hatte sich auf eine erste Bewerbung gar keine Firma gemeldet, berichtet Balogh. Erst im zweiten Anlauf konnte ein Unternehmen gefunden werden. Hat es an den komplizierten Ausschreibungsbedingungen der öffentlichen Hand gelegen? „Wir haben nur das Minimum dessen gefordert, was der Gesetzgeber verlangt“, sagt Balogh.

Trotzdem mussten Interessenten beispielsweise für die Elektroarbeiten Angaben zu mehr als 500 Einzelpositionen machen. Es handele sich aber auch um einen vielschichtigen Auftrag, verteidigt Balogh den Umfang. „Das hier ist eine Burg“, sagt er. „Da fängt man beim Lichtschalter an und endet bei der Alarmanlage. Das kann auch nicht jede Firma leisten.“

Holzschädlinge im Dach entdeckt

Außer der Elektrik stehen in Küche und Hofstube Putz- und Malerarbeiten an. Ein Steinmetz wird den ursprünglich ebenerdigen Durchgang zwischen beiden Räumen wieder herstellen. Ab April soll hier eine Berliner Firma eine immersive Ausstellung zu Thomas Müntzer und dem Bauernkrieg einbauen. Scheinwerfer werden einen Lichtteppich aus Bildern und Begriffen über Decke und Wände fließen lassen. Die Eindrücke sollen die Besucher vollkommen für das Thema einnehmen.

Im Ostflügel sei im Dach über der Schlosskapelle der Schutt beräumt und unter die Schwellhölzer geschaut worden, berichtet Balogh. Dabei habe man Holzschädlinge gefunden. Die betroffenen Teile würden jetzt ausgetauscht.

Der Treppenturm ist komplett eingerüstet.
Der Treppenturm ist komplett eingerüstet.
Foto: Maik Schumann

Die Räume der bisherigen Müntzer-Ausstellung, die seit zwei Jahren als Baustelle brachliegen, sollen so hergerichtet werden, dass Exponate zu Müntzers Zeit in Allstedt gezeigt werden können. Der Fußboden wird dafür provisorisch hergerichtet, bis nach dem Müntzer-Gedenken eine dauerhafte Lösung eingebaut wird. Im Januar sollen die Wände untersucht werden, denn unter dem abgehackten Putz sind Fragmente alter Malereien zum Vorschein gekommen. „Danach wird entschieden, wie weiter verfahren wird – ob man sie so offen stehen lässt oder sie verblendet, beispielsweise indem man Japanpapier davorspannt“, erklärt Balogh.

Die größte Aufgabe bleibt unterdessen die Erneuerung des Treppenturms, an der kein Weg vorbei führt. Denn das Provisorium eines zweiten Fluchtwegs, das hier zu DDR-Zeiten installiert wurde, kann auf keinen Fall so bestehen bleiben. Zum Abriss und Neuaufbau gibt es keine Alternative.

Material aus mehreren Jahrhunderten

Geflickt und ausgebessert worden ist am Turm über die Jahrhunderte hinweg schon mehrere Male. „Von 1680 bis 1988 haben wir an Materialien und Farben alles dabei“, sagt Balogh. Bei den Hölzern habe man eine Mischung aus den ursprünglich verwendeten Eichenbalken sowie Kiefer und Fichte vorgefunden, mit denen später repariert wurde. Ein Restaurator habe die alten Farben ermittelt, die der Neubau einst trug: „Damals war innen alles einmal komplett cremeweiß gestrichen – über Fachwerk und Mauern hinweg“, erzählt Balogh. So soll es nun wieder werden.

Aber: Ist die rechtzeitige Fertigstellung nach der neuerlichen Verzögerung überhaupt noch zu schaffen? Balogh bleibt optimistisch. „Bis zum 13. Juli muss alles fertig sein“, sagt er. Dann soll der Allstedter Teil der dezentralen Landesausstellung zum Bauernkrieg eröffnet werden. Im aktuellen Sanierungsabschnitt werden am Schloss rund 2,7 Millionen Euro verbaut. Weitere gut 6 Millionen liegen für weitere Arbeiten bereit.