Wohnen im Burgenlandkreis Sanierung eines Zeitzer Denkmals: So wird das Volksbad wiederbelebt
Ein Stück Zeitzer Geschichte wird neu geschrieben: Was zwei Investoren aus einer Ruine in der Freiligrathstraße machen wollen, warum das Projekt eine besondere Herausforderung ist und was Mieter erwarten dürfen.
Zeitz/MZ. - Wände ohne Putz und löchrig, freiliegendes Gebälk, Schäden an Fußböden, Decken und Fassaden. Durch das Haus pfeift der Dezemberwind. Das ehemalige Volksbad in der Zeitzer Freiligrathstraße ist eine Ruine. Doch Sascha Seubert strotzt vor Zuversicht. Vor seinem geistigen Auge sieht er ein Haus voller Leben.
Acht komfortable Wohnungen sind vermietet, das Areal vor dem fast schon pompösen Eingangsbereich mit seiner ausladenden Treppe ist hübsch hergerichtet. Solarmodule auf Garagendächern hinterm Haus liefern Strom. Und Seuberts Vision soll Wirklichkeit werden, vielleicht schon bis Ende nächsten Jahres. Wenn es etwas länger dauern sollte, dann sei das aber auch kein Problem, lässt der 50-Jährige wissen. Lieber länger bauen als pfuschen, so die Devise des Mannes, der in Heilbronn (Baden-Württemberg) lebt.
Zusammen mit seinem Geschäftspartner Florian Hubert ist Seubert seit 2022 Eigentümer des Volksbades. Das Haus war vor mehr als hundert Jahren im Auftrag von Albin Naether erbaut worden. Seine Schwimmhalle existiert nicht mehr, sie wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Seit vielen Jahren steht es leer. Ein erster Investor setzte seine Pläne nicht um und zog sich zurück. Nun ein Neubeginn. Im September ist die Sanierung des Hauses gestartet. Denn ihr Beginn war an die Bewilligung von Fördermitteln geknüpft. Bevor es da keine Zusagen gab, durften keine Handwerker arbeiten. Doch inzwischen ist das Dach des Hauses frisch gedeckt, sind neue Gauben entstanden. Damit ist das Haus von oben dicht. Regen kann keinen Schaden mehr anrichten.
Volksbad wird bei der Sanierung noch einige Geheimnisse preisgeben
Fenster werden über den Winter provisorisch verschlossen, bevor neue Einzelanfertigungen eingebaut werden. Der Innenausbau soll spätestens im März starten. Dabei, so Seubert, werde Wert darauf gelegt, historischen Charme und Moderne miteinander zu verbinden. Einzigartige Wohnungen sollen entstehen, in denen die Besonderheiten des Hauses sichtbar bleiben. Rundbögen zum Beispiel, Säulen, auch Backsteinoptik könne zu Teilen erhalten bleiben. Zwar haben die Bauherren Pläne, bis ins letzte Detail ausgereift seien sie aber noch nicht. Das, so Seubert, könne bei einem Haus wie diesem auch nicht sein. Es werde sicher im Verlauf der Arbeiten noch einige Geheimnisse preisgeben, die berücksichtigt werden wollen. So ist der Bau ein ganz spezielles Abenteuer.
Wenn Seubert über Komfort im Haus spricht, dann meint er nicht nur Fußbodenheizung und Aufzug, Balkone und Terrassen. Es gehe auch darum, den Mietern Service zu bieten. So solle im Tiefparterre ein Hausmeister eine Wohnung bekommen, der durchaus auch Einkäufe für Bewohner erledigen könne. Die Nähe zum Sommerbad sieht Seubert nicht als problematisch. So laut sei das im Sommer gar nicht, und für die Mieter sieht er den Vorteil, dass sie das Bad vor der Haustür haben. Vielleicht gehört später zur Wohnung auch gleich eine Saisonkarte.
Dass Seubert und sein Kompagnon in Zeitz investieren, ist auch ein bisschen Zufall. Das hänge mit einem anderen Projekt bei Naumburg und einem Bekannten zusammen. Der habe ihnen die Gegend gezeigt. Seubert und Hubert seien begeistert gewesen und haben dann nach einer Wohnimmobilie hier gesucht. Aber nach einer besonderen. Bei dieser Suche seien sie auf das Naethersche Volksbad gestoßen. Nicht nur eine alte Postkarte von dem Gebäude habe ihnen die Entscheidung erleichtert. Lobende Worte findet Seubert für die Unterstützung aus der Stadtverwaltung. Das könne auch ein Grund sein, dass das Duo nach erfolgreichem Abschluss des ersten Projekts weiter in Zeitz investiere. „Zeitz“, sagt Seubert, „hat wahnsinniges Potenzial.“ Die Sanierung des Volksbades werde nach jetzigem Stand etwa zwei Millionen Euro verschlingen. Zur Höhe des Eigenanteils sagt der Geschäftsmann nichts Konkretes. „Nicht unerheblich“, lässt er sich entlocken. Mietpreise für die Wohnungen von 70 bis 140 Quadratmetern werden nicht unter 8,50 Euro pro Quadratmeter liegen.
Sascha Seubert ist über die E-Mail-Adresse seubert@s-seubert.de zu erreichen.